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Es werden Posts vom 2022 angezeigt.

Schönste oder schwierigste Zeit des Jahres?

And then again - feststellen, dass man wenig gemeinsam hat mit den Mitgliedern der eigenen Familie außer vielleicht ein paar Genen. Wie wir wissen, sind Gene nicht alles. Manchmal spüre ich im Zusammensein mit Freund:innen oder sogar Fremden eine verblüffende Übereinstimmung von Empfindungen, Lebenseinstellungen oder Gedanken. Ein Zusammenschwingen, wo ich es nicht erwartet habe.  Erwartungen, die sind eh so eine Sache: Meistens liegt es in ihrer Natur, nicht erfüllt zu werden. Vor allem, wenn sie, wie bei mir standardmäßig, zu hoch angesetzt sind. Wie schraubt man sie runter? Ich nehme Tipps entgegen.  Wie waren Eure Feiertage? Sämig und friedlich wie ein dicker Kater? Angespannt und in Hab-Acht-Stellung (die ich übrigens lange als "Halbachtstellung" verstand und mich fragte, was an besagter Uhrzeit so gefährlich sei) vor einem potentiellen Angriff? Lustig und heimelig? Aufschlussreich? Oder eher die gleiche Prozedur wie jedes Jahr?  Das Schöne an Weihnachten: Alle haben Zei

Wirksame Wut

Vielleicht ist Wut gar nicht so schlecht. In die richtige Richtung gelenkt, kann sie antreiben, mit Energie versorgen, was sonst nur lasch herumhängt oder diffus -geistert. Sie ist meist nicht ohne Grund da und zeigt wie mit dem Finger auf etwas, was unsere Grenzen verletzt. "Halt - hier geht es nicht weiter" Anstatt sie als ungebetenen Gast zu empfinden und auch so zu behandeln - sie zu unterdrücken, kleinzureden oder in entfernte, aber selbstwertdienlichere Bahnen zu lenken -, könnten wir sie auch ernst nehmen und befragen: Was steckt eigentlich dahinter? Oft sind das kleine Ungerechtigkeiten oder Unachtsamkeiten. Dann ist kein großer Aufriss nötig, aber vielleicht ein kleines wohl gewähltes Wort. Bei  wuchtigerem oder länger anhaltenderem Ärger finde ich es oft knifflig, die wahre Brandursache zu finden, vielleicht weil sie schon so lange oder oft zugeschüttet wurde und manchmal gar nichts mehr mit den sichtbaren Flammen zu tun hat. Ein Beispiel für Wut am passenden Adress

Eingefrostet

Kalt ist's, draußen und im Kopf,  was bin ich für ein armer Tropf. Sitz in meinem kalten Haus, beweine mich und halt's kaum aus, alle anderen zu zweit Liebe, Spaß und Heiterkeit, nur bei mir ist alles doof denn keine:r macht mal mir den Hof. Ach, das arme Mitleidslamm kam mit nassem Felle an beheult und suhlt sich im eig'nen Gram dann überkommt es doch die Scham: "Was sitz' ich hier und jammer', in meiner kalten Kammer?" Flux an die Heizung volle Leistung denkt still bei sich: "So finde ich 's ganz heimelig." So endet dieses weise Gedicht.

Schieflagen

Ich bin ratlos. Ratlos angesichts all der Katastrophen, die weltweit passieren, und gegen die ich so gar nichts tun kann. Es reicht nicht, nicht mehr zu fliegen, Mehrweg-Einkaufsbeutel zu nutzen und die Grünen zu wählen. Das wird die Klimaerwärmung nicht aufhalten. Nicht nur ein moralisches, sondern auch ein emotionales Dilemma, das ich seit ziemlich genau 20 Jahren zu verdrängen versuche. Wie jedes Runterschlucken macht es sich irgendwann, in einer unbedachten Minute, mit beißendem Sodbrennen bemerkbar. Die Klimaerwärmung ist das Eine. Da sind aber noch so viele andere Problemherde: ein Krieg, hungerleidende Menschen in anderen Regionen der Welt, (er)frierende Obdachlose, Gewaltherrscher (wie ich neulich lernte, gibt es auf der Welt weniger wirklich demokratische Länder als unterdrückerisch regierte), die basale Menschenrechte verachten, Überbevölkerung, Artensterben und Epidemien. Ich fühle mich nicht nur ohnmächtig, ich bin es. Das macht mich unmittelbar traurig, auf Dauer aber müde
Kurz mal nicht aufgepasst und schwuppdiwupp, ist sie entfleucht - die Magie. Untergegangen zwischen all dem Kleinklein des Alltags. Vergessen an der Garderobe des Büros (für die, die einer seriösen Tätigkeit in einem solchen nachgehen). Allein gelassen in einer Menge vermeintlicher Pflichten, Zwänge und "sollte doch mal wieder"s. Armer kleiner Zauber. Deshalb heg' ihn, pfleg' ihn, wenn es auch Mühe kostet und manchmal alles andere wichtiger scheint. Er und vor allem Du werdet es dir danken. Wie schön ist ein sprühender Funken, wie lange wärmt er.  Er trägt mich bis nach Haus' und noch viel weiter, macht mich fliegen, hebt mich ab, brennt in mir und macht mich stark.

Rollentausch

Ach, was wäre das toll, mal einen Tag in einem anderen Kopf zu leben. Sieht die Welt anders aus aus anderen Augen? Oder grübelt und sorgen die anderen sich insgeheim um den gleichen Kram wie ich? ( Die anderen sind natürlich eine homogene Gruppe. Sie definieren sich schließlich nur darüber, nicht man selbst zu sein.) Wie neugierig bin ich auf einen Tag als.... - Der Mitbewohner: Mal so locker leicht durchs Leben schweben, nichts ist unmöglich und alle Menschen gut. Der freie Wille ist die einzige Instanz für Entscheidungen. Zwang, Pflicht, Sorgen und Grantigkeit - das gibt es nicht. Wir pupsen Seifenblasen und sprechen nur in Singsang. - Die linke Freundin: Feinde sind da, um bekämpft und geschlagen zu werden, und schuld sind immer die anderen (andere andere als die oben, eher "die da oben in den Chefsesseln"). Aufs Maul gehört denen mal so richtig, damit die mal raffen, dass se dit mit uns nich machn können. Probleme liegen im System, nie in einem selbst, und wären die Ar

Suchen

Aufstehen, Tee trinken, ins Bett gehen. Manchmal kommt es mir vor, als spiele das Leben ohne mich. Ich versumpfe in den immer gleichen Routinen, die zwar Halt geben, aber eben wenig Spannung. Was ich vermisse, ist das Prickeln: Das Kitzeln, das unvorhergesehene, das Flämmchen, der Funke. Auch gern in Form einer glühenden Kippe. Das ist mein kleiner Ausbruch. Meine kleine Pause von "der Realität" des Erwachsenseins (in das ich mich langsam, wohl oder übel, füge). Feuer einatmen, Rauch ausatmen. Brennen in der Lunge. Einfluten im Kopf.  Mila, eine süße, aber seeehr lebendige Begleitung Wer kann und vor allem wer will  immer vernünftig sein? Stark, arbeitsam und so vernünftig, dass die Rentenversicherung Prämien schickt? Um ehrlich zu sein: Ich. Manchmal. Wenn ich denke, dass, wenn ich nur genug mache, vor zwölf ins Bett gehe, meine Pflichten erledige und nicht zu viel Geld ausgebe, dass dann alles gut wird. Dass ich mich endlich aufgehoben fühle und eingebettet. Dass ich endlic

Please not

Bei den anderen beginnt heute ein neues Semester, bei mir bestenfalls der 17.10. und und blödstenfalls ein Montag. Ich bin keine richtige Studierende mehr, noch nicht arbeitend, nicht Fisch, nicht Fleisch und irgendwie auch nicht Seitan. Was bin ich dann? Maoam?  Auf der Suche nach meinem Platz in der Gesellschaft und, wenn ich ehrlich bin, auch meiner Identität tappe ich in eine neue Woche, oder, was es eher trifft, werde reingekippt. Nach freiwilliger Entscheidung fühlt sich das weniger an. Also kippe ich wiederum mir ein, zwei Dosen Koffein rein, denn die Realitätsverleugnung hat spätestens um 11 ein Ende, und tüddele los. Wohin? Keine Ahnung. Ich bin so fest verankert wie eine Plastiktüte im Wind und auch ähnlich stabil. Wohin? Das frage ich mich auch.  "Was hast du denn so vor nach dem Studium?" - Wenn ich das wüsste.  "Hast du Träume?" - Ja, ein Leben lang ausschlafen. "Wo siehst du dich in fünf Jahren?" - Immer noch Kohlrabi im Angebot kaufend, in d

Grade nochmal die Kurve gekriegt

Wenn das Koffein kickt, beginnt das Leben. Oder beginne ich nur, es zu spüren? Ich atme Sonne. So kann es bleiben: Hell, warm, buntes Laub, saftige Wiesen und ein Hauch Vergänglichkeit in der Luft. Laubhaufen raschen zwischen den Füßen.  Zu leicht ist es, sich vom Alltagstrott einlullen zu lassen, oder eher mitreißen in den Strom, ohne sich richtig dafür entschieden zu haben. Ich beobachte an mir eine Anfälligkeit, mich von Kleinigkeiten derart aus der Ruhe bringen zu lassen, dass ich mich frage, wie Menschen Arbeitsstellen, Kinder und/oder andere Verantwortungen haben können. Leicht auch, in einen generellen Pessimismus zu verfallen, sich von Nachrichten runterziehen zu lassen und sich ernsthaft zu fragen, wofür das alles gut sein soll, wenn es doch eh den Bach hinunter geht mit der Welt.  Umso mehr erleichtert es, wenn plötzlich doch etwas hereinbricht, so etwas wie Hoffnung. Etwas, was ich nicht benennen, sondern nur bespüren kann. Etwas in Richtung Heureka, ein Fünkchen Sinn. Halle

Versicherungskosten

Wann ist es zu früh, aufzugeben? Ich fürchte, den Absprung zu verpassen und mich gefangen wieder zu finden, ohne zu wissen, wann die Lage gekippt ist.  Alles hat seine Zeit und manchmal ist es zu spät. Zum Beispiel, um Ersti zu sein. Oder sich auch nur so fühlen zu wollen. Zu spät für zu spät gewordene Abende, mit denen man sich am nächsten Tag entschuldigt. (Eigentlich will man ja auch eher zeigen, wie jung und cool und gefragt man ist.) Zu spät, um die Kindheit nachzuholen oder zu spät, jemanden zu halten, der längst gegangen ist.  Aber wann, wann ist es zu früh, aufzugeben? Es aus Angst oder Selbstschutz (der eigentlich auch nur Angst und Vorsorge vor Verletzung ist) gar nicht erst zu versuchen oder nur halblebig, um sich hinterher nicht vorwerfen zu müssen, es nicht versucht zu haben? Wann ist es weise Voraussicht, wann einfach nur Feigheit? Sich nicht trauen, zu springen?  Ich muss mich wohl entscheiden: Es wagen oder niemals wissen, was passiert wäre, wenn....? Mit was kann ich s

Kommt da noch was?

Das Leben besteht nicht aus Honig. Man muss kein:e Ukrainer:in sein, um das irgendwann festzustellen. Spaß machen kann es mitunter trotzdem. Ein stellenweise gutes Leben reicht mir aber nicht. Ich möchte es streckenweise. Eigentlich sogar die ganze Fahrt.  Soll ich meine Erwartungen reduzieren? Einfach keinen Anspruch mehr ans Leben stellen? Das kommt mir wie Aufgeben vor. Oder ist es die ultimative Freiheit? Ich weiß es nicht. Etwas in mir aber dürstet, will mehr als das tägliche Ein und Aus, den Kreislauf aus Arbeit, von A nach B, Spazieren, Haushalt, gute Nacht. Ein Feierabendbier reicht mir nicht, um zu kompensieren, was den ganzen Tag lang unbefriedigend war. Verlange ich zu viel?  Die Menschen in meinem Umfeld handhaben diese Erwartungs-Realitäts-Schere unterschiedlich: Die Einen definieren sich darüber, beruflich Verantwortung zu übernehmen. Etwas zu erreichen . Vielleicht sogar einen Mehrwert zu schaffen. Andere probieren sich an Beziehungen aus, experimentieren mit Nähe, Verbi

Statt Fußbodenheizung

Wenn der Herbst schon kommt, dann will ich ihn wenigstens ausgekostet haben. Nicht mal angetippt, sondern die Nase voll ins feuchte Laub gesteckt haben. Wenn sie nicht gestorben ist, dann gammelt sie jetzt noch darin.  Während die letzten Sonnenstrahlen des Jahres einfallen, in schrägem Winkel und mit gebrochener Kraft, die Abende schon kühl und die Morgen feucht sind, ist der Sommer klammheimlich abgehauen. Ciao, bis nächstes Jahr, ich bin dann im Süden, hasta pronto. Oder auch nicht. Denn bis die Waden wieder an die Luft dürfen, wird nun ein gutes oder auch nicht gutes halbes Jahr vergehen.  Grund genug, den Kopf im Sand und sich selbst in drei Decken zu stecken und sichs so richtig gut gehen zu lassen. So richtig. Mit allem, was dazu gehört. Warme Wanne. RomKom. Zehnstündige Nachtruhe. Vom Sofa ins Bett und wieder zurück. Nachrichten aus, Leselampe an. Sorgen einmotten, allzu ambitionierte Vorhaben - Masterarbeiten, Zukunftspläne oder die großen Fragen nach Liebe und Lust - ebenfall

Frieden mit dem Feind?

Der Körper war nie das Problem.  Er ist einfach und so, wie er ist, ist er gut. Er reicht. Er muckert manchmal, aber alles in allem ist er ein hervorragendes Ding, und zwar nicht nur ein Instrument, um Zwecke zu erreichen, sondern eine Meisterleistung der Natur. (Danke an dieser Stelle.)  Der Körper ist nicht stur, das ist der Kopf. Der Körper hat keinen Willen, nur Bedürfnisse. Die äußert er mal vorsichtig, mal deutlich. Unverschämt sind sie jedoch nie.  So wie ein Kind schreit, wenn es müde oder hungrig ist, so tut das der Körper - wenn man ihn lässt. Wir verurteilen Kinder doch auch nicht dafür, schlafen, essen oder kuscheln zu wollen. Warum dann uns selbst?  Wenn ich müde bin, sollte ich mich ausruhen, nicht grübeln, warum - "Ich habe doch so viel geschlafen" - und wie ich am besten dagegen ankämpfen kann. Kaffee sollte Genuss bereiten - nicht Sodbrennen. Genau das macht er aber, wenn ich ihn mir eimerweise reinkippe. Wonach ich nicht frisch und wach, sondern meist überre

Schief und löchrig

Ich scheitere. Jeden Tag. Mehrmals. An meinen Ansprüchen und an denen anderer.  Ich verkacke es. Mit vorhersagbarer Regelmäßigkeit. Ohne, dass ich das will.  Trotzdem passiert es und dann bleibt mir nicht mehr, als Verantwortung dafür zu übernehmen. Das Scheitern ist nicht auf einen Bereich beschränkt, ich hau überall mal daneben:  Verschmutze die Küche. Fahre falsch herum die Einbahnstraße herab. Trinke zu viel Kaffee. Bin grantig zu Leuten, die ich mag, weil mir irgendwas quersitzt. Ziehe die falschen Schuhe an und bekomme nasse Füße. Schiebe unangenehme Aufgaben vor mir her, verdränge sie oder mache sie einfach - nie. Komm morgens nicht aus dem Bett und abends nicht früh genug hinein. Stinke. Vergesse historische und politische Ereignisse in dem Moment, in dem ich von ihnen gehört habe. Esse zu viele unreife Äpfel. Hänge zu viel am Handy. Vermeide jedoch Telefonate. Bin zu faul und unkreativ, mir neue Spazierwege zu überlegen. Kaufe das billigste anstatt dem ethisch und ökologisch v

Mein Zufluchtsort

 Ich möchte bei dm einziehen. Sagt mir jetzt nicht, dass das nicht geht. Wenn es einen Ort gibt, an dem die Welt noch in Ordnung ist, dann dort. Die Filiale leuchtet in sanftem warmem Licht, blumig-weicher Duft weht mir beim Eintreten entgegen und umfängt mich. Ich bin angekommen: in einer Wohlfühlwelt, in der Stärke, Härte, Krieg, Finanzen, Leistung und eigentlich alles Unangenehme nicht existieren.  Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein. Ich will dieses kurze Gefühl von Alles-ist-noch-irgendwie-in-Ordnung aber nicht nur kurz während eines Einkaufs haben, sondern für immer. Will aufwachen in Pastelltönen, ein Amaranth-Knuspermüsli frühstücken und in den breiten Gängen mit den abgerundeten Kanten meinen Tag zubringen. Bei dm ist alles möglich: Ich kann quietschig-bunt und girly sein, sportlich-frisch, verwunschen-geheimnisvoll oder kräuterig-natürlich. Alles ist okay. Alles ist bezahlbar, auch mit schmalem Geldbeutel. Die Mitarbeiter:innen sind fast nie schlecht gelaunt. Es gibt Wasse

Nur Komfort reicht nicht

Sommer? Davon würd ich noch 'ne Portion nehmen, ja, danke. Ah, gar nicht mehr so viel da? Mist. Dann lieber nochmal die Nase rot brennen, bevor sie dann nur noch vor Kälte glüht.  Routine gibt Sicherheit und nimmt Möglichkeiten. Ich muss nicht gleich zur Ukulele spielenden Barfußläuferin werden, um ein bisschen offener zu sein und mal einen halben Meter weiter zu denken als bis zum Abendessen. Natürlich wird einem das Abenteuer nicht hinterher geschmissen. Sonst wäre es ja keins. Der Trugschluss, dass Abenteuer per se nix für mich sind, schleicht sich vor allem aus Feigheit ein. Die Sicherheit hat einen Preis und das freie Leben zieht an mir vorbei.  Ich kann umgeben sein von vielfältigen, interessierten, ausprobierfreudigen Menschen und mich nicht inspirieren lassen, mich vor ihren Ideen verschließen. Möglichkeiten können mir auf dem Tablett gereicht werden und ich ergreife sie doch nicht. Weil immer irgendetwas dagegen spricht: Zu gefährlich, zu teuer, interessiert oder gefällt m
Betrunken von Sommer schwitze ich Wonne lebe statt zu planen, was doch nie geschieht. Bin draußen und nirgendwo sonst jedenfalls nicht nur in meinem Kopf (wie sonst) Trink es aus, schwelge dich satt, bevor der Winter dich wieder hat.
 Müssen, tun, machen, rödeln, ich will lieber kreisen, trödeln, treiben lassen, abtauchen,  trinken, tanzen, liegen, rauchen, mich verlieren, wieder finden, auftauchen und verschwinden, mal nichts müssen, nur da sein, Leben - ja, das wäre fein. 

Zusammentragen

 Wenig kommt heran an die Freiheit, die sich nach Lösen eines Problems einstellt. Ballast abzuwerfen fühlt sich für mich ein bisschen an wie frisch geschlüpft zu sein. Auf einmal scheint wieder so Vieles möglich.  Bekomme ich den nächsten Arbeitsauftrag geschafft? Na klar. Die Wohnung geputzt? Mit links. Die Klippe erklommen? Ein Leichtes. Das muss dann gar nicht alles genau so klappen; es reicht die Illusion, es zu können, wenn man will. Zu können, was vorher unmöglich schien. Zumindest bis das nächste Problem (neuerdings spricht man ja von Herausforderungen ) auftaucht. Die aktuelle Verstopfung jedoch ist weggepustet.  Was sonst noch los ist: Der Kopf dreht Kreise, und zwar keine des Schwindels, wie das bei der Hitze auch denkbar (oder dann eben nicht mehr denkbar ) wäre, sondern Grübelkreise. Alles nix Neues, weder für mich noch für Euch. Was hilft: Musik draufpfropfen, rausgehen, drüber reden oder die darunter versteckte Emotion ausleben. Dafür hat jede:r einen eigenen Weg. In mich

Etwas sein und Vieles sein

 Wir brauchen Vorbilder. Ich zumindest brauche eins, oder am besten gleich zwei bis sieben. Für jeden Aspekt des Lebens und jede Charaktereigenschaft, die ich entwickeln oder verbessern möchte, eines.  Zum Beispiel die Gelassenen. Das sind die, die sich dem allgemeinen Leistungszwang entziehen und eine ruhige Kugel schieben oder eben einfach das machen, was nötig ist und ihr Leben darüber hinaus mit selbstgewählten Inhalten und Leidenschaften verbringen. So ein Tag bekommt sich nämlich ganz wunderbar mit alln möglichen schönen oder aus anderen Gründen wichtigen Aktivitäten füllen, ohne acht Stunden stumpf hinter einem Bildschirm auszuharren.  Ein Vorbild für die Widersprüchlichkeit. Kein Mensch ist zu 100% konsistent. Einerseits möchte ich selbstbestimmt und unabhängig leben, andererseits sehne ich mich nach jemandem, um den ich kreise. Das soll mal eine:r verstehen. Besser, es gar nicht erst zu versuchen.  Außerdem eines für die Eckigkeit. Jemand, der/die nicht so richtig gefällt, mit

Das Hintergrundgeräusch

 Es dudelt und dudelt und keinen interessiert's - nur mich. Zuverlässig schaltet es sich meist dann ein, wenn Stille ist im Oberstübchen und quäkt seinen Mist in die Welt bzw. meine Gedanken. Halo, I bims, 1 nervtötendes Kackvieh. Schenk mir bitte deine volle Aufmerksamkeit und nein, hinterfrage die Grütze, die ich ausdünste, nicht. Bloß nicht! Wo kämen wir denn da hin, wenn du dich nicht für eine:n hoffnungslose:n Totalversager:in hieltest, sondern mit aufrechtem Kopfe der Welt entgegen blicktest?  Wir oder jedenfalls ich kennen das ja eigentlich alles schon, was da läuft. Auch wenn es seit Jahren dieselben Hits sind, so tanze ich doch dazu und beschwere mich nicht über die bestenfalls etwas eintönige Beschallung. Das Hintergrunddudeln eben, was man zwar weder besonders toll, aber eben auch nicht so schlimm findet, dass man auf die Idee käme, es auszuschalten. Was eigentlich eine gute Maßnahme wäre, um sich nicht am Ende des Tages am Boden eines tiefen tiefen Selbstwertlochs wiede

Tanz allein

 Zuerst einmal: Mir scheint es ganz schön gut zu gehen. Sonst könnte ich mir keine Gedanken machen über Dinge wie amouröse Verbindung, die in der Bedürfnispyramide doch ziemlich weit oben stehen. Wenn ich mich nicht sicher fühle oder meine Gesundheit beeinträchtigt ist, kümmert mich die potentielle Verschmelzung mit einem anderen herzlich wenig. Das sei vorausgeschickt, bevor ich mich nun beklage:  Es läuft nicht. Also gar nicht. Ich habe ein Liebesleben wie ein Radiergummi (keines) und scheine auch seinen Sexappeal zu haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sich (zumindest im echten Leben) schon seit Urzeiten nichts mehr in Richtung Paarung bewegt hat. Lange Zeit war ich auch mit dem Kopf woanders. Aber jetzt... ich glaube, ich muss nicht mehr dazu sagen.  Ich schreibe es, wie es ist - nämlich ein eher beschissenes Gefühl, auf einer Party zu sein und niemandes (Gegen-) Interesse zu wecken, während sich um einen herum munter wild (und meiner Meinung nach auch sehr willkürlich)

Das ungute Gefühl in der Magengrube

Reden wir nicht drum rum: Wir alle bauen manchmal Mist. Manchmal passiert es einfach, manchmal lassen wir es darauf ankommen und manchmal führt einfach kein Weg daran vorbei. Der Mistbau ist systemimpliziert.  Jap, ich bin der Buhmann und das kann ich gar nicht gut aushalten. Es verschafft mir ein ganz ungutes Gefühl in der Magengrube. Klar, keine:r will auf der Seite der moralisch Verwerflichen stehen. Aber das muss ich jetzt aushalten. Lernen, die Dissonanz zwischen dem, wie ich mich sehen will (einwandfrei, unschuldig, mit einer 0 auf dem Sündenkonto) und dem, wie ich wohl wirklich bin (fehlbar, mir selbst widersprechend, inkonsistent, manchmal auch fies). Mhhmhm. Zähneknirschend lerne ich eine Lektion, die eigentlich (gemäß normativer Entwicklungsstufentheorien) vermutlich schon im Kleinkindalter dran gewesen wäre: Der Mensch ist weder gut noch schlecht. Er schwummert immer irgendwo zwischen diesen beiden Polen herum. Mal näher am einen (wenn wir helfen, retten, kümmern, danken), m

Lass laufen - Episode 2

 In guten Momenten fühlt es sich nach Freiheit an: Frei zu tun, zu lassen was ich will, zu gehen, wann und wohin ich will, ohne dass jemand oder etwas mich aufhält.  In den eher dunkleren Momenten fühlt es sich einfach nur nach freiem Fall an: Nichts, woran ich mich festhalten kann, keine:r, der/die mich fängt.  Dass wir nur für die eigene Person verantwortlich sind ist eine Tatsache, die wahrscheinlich für die meisten Menschen selbstverständlich ist und höchstens bei der Familiengründung ins Wanken gerät. Für mich - single, keine zu pflegenden Familienmitglieder, Tiere, Häuser oder Firmen - ist das eine verhältnismäßig neue Erkenntnis. Oder vielleicht war sie schon mal da und dann wieder weg. Neulich wurde mir mal wieder alles zu viel. Oder eher gesagt: Ich nahm mich mal aus allem raus, fuhr weg und stellte erst in der Distanz fest, wie gefangen ich mich in meinem "normalen" Leben fühle. Das kann aber eigentlich nicht an den objektiven Bedingungen meines Lebens festgemacht w

Ciao Bella

 "Davon geht die Welt nicht unter" ist eine meiner Lieblingsweisheiten. (Jedenfalls komme ich mir immer weise vor, wenn ich sie in allen passenden und unpassenden Situationen von mir gebe. Von weise ist es aber auch nur ein kleiner Schritt zu altklug.) Die Wahrheit ist: Die Welt dreht sich weiter - ob mit oder ohne mich. Was vor mir da war, wird wahrscheinlich auch nach mir noch da sein (von Ausnahmen wie der Mauer oder ICQ mal abgesehen). Das ist ganz schön hart zu verdauen, finde ich.  Vor Augen wurde mir das eben wieder geführt, als ich nach langen Jahren mal wieder durch meine Herzensstadt Freiburg spazierte. Vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert, ich kenne kaum noch Menschen hier und was sich nicht verändert hat, ist mir trotzdem irgendwie fremd. Meine Herzensstadt ist inzwischen eben die Herzensstadt vieler Anderer geworden. Generativität nennt man das wohl. Meine Aufgabe ist nun, loszulassen und dieses wunderschöne Eckchen Erde an die nächste Generation abzugeb

Lass laufen

Diszipliniert zu sein, dachte ich immer, ist zwar der Schlüssel zum Erfolg, aber auch verdammt schwer. Allein schon mich morgens vor neun aus dem Bett zu bekommen fühlt sich manchmal an wie eine Herkulesaufgabe. Kniffliger aber finde ich, los zulassen. Den Dingen ihren Lauf und sich selbst darauf einzulassen. Die Kontrolle abzugeben, einfach mal laufen zu lassen. Im Vertrauen, dass das Universum schon weiß, was es da tut. Oder eine solvente Unfallversicherung hat.  Warum? Weil der Mensch und vor allem ich ein großes Bedürfnis nach Kontrolle hat. Danach, die Dinge zu verstehen und in der Hand zu haben. Alles so zu machen, dass die Wahrscheinlichkeit für Erfolg oder Gelingen oder auch nur reibungsloses Funktionieren möglichst hoch ist. Also: Alles so zu machen wie immer.  An dieser Stelle grüßt der CDUler in mir (der muss ja auch mal raus).  Was nu? Hinnehmen. Mit den Schultern zucken. Oder einfach mal ausprobieren, das Rollen Lassen. Wer wie ich schon beim Gedanken daran Magenflattern

Runterschlucken, Weitermachen

Verdrängung is a girls best friend.  Die Schuhe des Schuhmachers sind löchrig, die Kinder des Arztes krank und ich, ich schlucke meine Emotionen runter. So lange, bis ich ein Magengeschwür bekomme und sie ihren Weg, na ja, auf denkbar explosive Weise hinaus finden. (Die Details könnt ihr sicher gut imaginieren.) Warum? Weil es so viel einfacher und bequemer ist, Unangenehmes beiseite zu schieben. Ansonsten müsste ich mir ja 1.) Gedanken machen, was ich wie ändern kann und das 2.) auch noch tun . Gott bewahre, viel zu viel Aktivität für einen faulen Latschen wie mich. Also drücke ich munter weg und wundere mich, warum die Zufriedenheit und Erfüllung sich nicht so richtig einstellen will. Drücke ich zu lange und zu viel, wird der Stapel aber zu hoch und das gelegentliche Sodbrennen, wenn mal was von all dem Ungefühlten, Unbedachten hochschwappt, wächst sich zu handfesten Magenschmerzen aus. Es drängt sich mir auf, ich kann ihm nicht mehr aus dem Weg gehen. Nun ist aber des Problems Lös

Mit mir

Wer bist du, wenn keiner hinsieht?  Was bleibt, wenn da nichts mehr ist? Kennst du deine Schatten? Weißt du, wer du wirklich bist? Wer ist immer da, auch, wenn sonst keiner mehr da ist? Nachts, wenn wir aufwachen und alles still ist? Wenn alle schlafen? Wenn wir allein sind? Wer hält uns den Kopf auf den Schultern, wen schleppen wir mit, egal, wohin wir gehen?  Man sollte meinen, zu diesem Jemand sind wir ganz besonders charmant, lassen auch mal ein Pralinchen springen und Neune (?heißt das so?) gerade sein. Stattdessen ziehen und zupfen wir an ihm/ihr herum, quetschen, wo uns etwas nicht passt, damit er/sie auch ja in die Form passt, die wir uns vorgestellt haben. Bestenfalls wir, in vielen Fällen aber andere oder "die Gesellschaft". Wenn die uns dann nicht zufrieden das Köpfchen tätschelt, stehen wir enttäuscht und resigniert da und fragen uns: Was habe ich falsch gemacht?  Ganz einfach: Uns am Außen anstatt an uns selbst orientiert. Die Messlatte Anderer (wer auch immer da

Die kleinen Schmankerl

Das Leben ist zu wertvoll, um Knäckebrot zu essen.  Denn: Nothing compares to Laugengebäck. (Phrasendresch: Check.) Weil es so viel Spaß macht, schmeiße ich gerade ein bisschen mehr Spaß in mein Leben. So gut das eben gerade geht. Leben aus der Vollen.  Das geht schon im Kleinen. Ich weiß nicht, was Euren Alltag mit Genuss anfüttert; bei mir sind es neben leckeren Speisen (Sojagurt, Karotten, Mate) und fetziger Musik (ja, ich habe dieses großmütterliche Wort gerade wirklich benutzt) zum Beispiel eine Wärmflasche für die Füße, ein Bierchen hier und da, euphorisierende Gerüche (Duftkerzen, Kaffee, zitroniges Duschgel), wärmende Farben, Singen, ICE-Fahrten und herzhaftes Lachen. Wozu man sich vielleicht am Anfang, so alleine in seinem Zimmer sitzend, etwas überwinden muss. Umso befreiender ist es und beim nächsten Mal geht's von allein.  Außerdem tut es mir gerade gut, langsam zu machen. Lieber aufmerksam bei einer Sache sein als bei drei verschiedenen, aber dafür nur so halb. Wer erw

Coole Kids

 "Was gut ist an der Oberstufe, ist, dass es keine Gruppen mehr gibt. Da ist man drüber hinaus. Die Leute verstehen sich untereinander einfach", resümierte meine Schwester als Prä-Abiturientin. Ich, drei Jahre jünger und bis zum Hals drin in der Schlammschlacht um das Prädikat "Cool" bzw. sein absolutes Gegenteil "Uncool", atmete auf. Es gab Hoffnung. Diese Rangkämpfe würden also irgendwann aufhören. Dachte ich. 13 Jahre später warte ich immer noch auf diesen Moment. Die Schulklassen haben wir zwar hinter uns gelassen, die Rangordnungen jedoch nicht. Offiziell sind wir alle total gleichberechtigt, -rangig und -viel wert. Aber machen wir uns nichts vor: Zwischen den Zeilen, im Subtext (und das ist ja schließlich die Ebene, die meine Stellung als Person bestimmt), (zer-) reiben wir uns noch immer darum, wer der/die Coolste ist. Tut nicht so, als sei es nicht so. Spätestens wenn man nicht zu Party X oder Katerfrühstück Z eingeladen wird, ist alles klar. Nicht