Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Mai, 2020 angezeigt.

Kleine Ansprüche

Anpassen, nicht anecken, gefallen. Niemanden vor den Kopf stoßen. Bloß nicht unbequem sein. So wäre ich gerne - und bin es nicht. Aber für welchen Preis? Nichts wagen - am Ende nichts gewinnen. Nichts Falsches machen- gar nichts machen und in Lethargie verharren? Nein, so will ich nicht leben. Was will ich sehen, wenn ich auf mein Leben zurückblicke? Fleißig abgesessene Acht-Stunden-Tage in einem stickigen Raum vor einem Computer, der 27 mal schlauer ist als ich? Oder, auch mal geschwänzt zu haben, um das zu machen, was an dem Tag eben wichtiger ist: Die Füße in einen kalten Bach zu hängen oder ein vierstündiges Gespräch auf einer schmutzigen Bordsteinkante zu führen. Weil es sich so. verdammt. gut anfühlt. Ich werde nichts Großes, Bedeutendes sein, kein Nietzsche, vielleicht nicht mal jemand, der stolz auf seine Leistungen sein kann. Aber ich hab die Chance - und die hat jeder von uns, immer - mich wohl zu fühlen. Jetzt gerade. In diesem Moment. Jemand zu sein, der ich g

Der Geist auf Exkursion

Heute habe ich eine Lektion gelernt. Oder vielleicht auch mehrere. (Warnung: Jetzt wirds persönlich. Für den ein oder anderen mag das etwas viel oder befremdlich sein.) 1. (Gefühlte) Abhängigkeit von der Anwesenheit Anderer kann aufgelöst werden. Sich dazu einfach mal eine Weile bewusst dem Alleinsein aussetzen und schauen, was passiert.  Was ich feststellte: Nichts. Oder eigentlich sehr viel. Von außen kann man eine Neukonfiguration der Synapsen vielleicht noch so gut sehen, aber von innen sieht es schon ganz schön anders aus, wenn die Tapete mal gewechselt wird.  Was ich nämlich erstaunt feststellte: Das Alleinsein lässt sich nicht nur ganz gut aushalten, sondern macht frei und eine Menge Spaß.  2. Fahrradfahren muss gar nicht furchtbar sein.  3. Starre Vorstellungen und scheinbare Wahrheiten werden manchmal automatisch gelockert, wenn kein anderer Weg mehr daran vorbei führt. Dann dafür recht effektiv. Wenn man die Zügel mal locker lässt und feststellt: Passiert ja ga

Besuch, der über Nacht bleibt

Etwas wissen und genau das Gegenteil tun. Etwas fühlen, was man nicht fühlen will, und es wegdrücken wie einen unliebsamen Anrufer. Handeln mit einem dumpfen unguten Kloß im Bauch. Igitt. Her mit dem Gefühl! Wo es sich jetzt so lange vor der Tür die Beine in den Bauch stehen musste, verdient es eine ordentliche Tasse Kaffee mit Schuss und ein heißes Bad (vorausgesetzt, es ist Winter. Ansonsten vielleicht eher ein kühles Pils.). Dann darf es losschießen, erzählen, was ihm so widerfahren ist auf seinem Weg her und was es so erlebt hat die letzten Jahre. Alt ist es geworden, aber es hat sich nicht verändert. Es kommt immer noch mit derselben selbstverständlichen Nonchalance daher. So, als wäre nie etwas gewesen. Als hätte ich es nicht so etwa zwölf Jahre ausgesperrt. Es ist nicht böse oder nachtragend. Es ist einfach nur froh, da sein zu dürfen und endlich ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Beschimpfungen hat es vergessen. Zum Glück. So freunden wir uns irgendwie an. Das Gefühl

Das Kind

Wenn man mit jemandem sein ganzes Leben verbracht hat, würde man doch meinen, kenne ihn oder sie ganz gut. Oder? Pustekuchen. Ich scheine mich selbst ungefähr so gut zu kennen wie den Ortsvorsteher von Wolfsbüttel (zu dem ich weder familiäre noch freundschaftliche Kontakte pflege). Im Grunde genommen bin ich weiten Teilen von mir selbst fremd: Was unter der obersten Schicht liegt, ist unentdecktes Land. So tief stochert man für gewöhnlich nicht zwischen Abendessen und Zähneputzen. Muss ich Angst vor dem haben, was dort schlummert? Sind DAS diese "dunklen Abgründe", die in Geschichten über Axtmörder immer für die "grausame unmenschliche Tat" verantwortlich gemacht werden? Haben wir alle solche Leichen im Keller und sind nur einfach sehr geübt darin, das Modern zu ignorieren? So finster sehe ich das nicht. Letzte Woche machte ich Bekanntschaft mit so einem Untergrundwesen. Es tauchte einfach aus den Untiefen des Kellers bei mir auf. Ohne teuflische Fratze, sondern