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 Wenig kommt heran an die Freiheit, die sich nach Lösen eines Problems einstellt. Ballast abzuwerfen fühlt sich für mich ein bisschen an wie frisch geschlüpft zu sein. Auf einmal scheint wieder so Vieles möglich. 
Bekomme ich den nächsten Arbeitsauftrag geschafft? Na klar. Die Wohnung geputzt? Mit links. Die Klippe erklommen? Ein Leichtes. Das muss dann gar nicht alles genau so klappen; es reicht die Illusion, es zu können, wenn man will. Zu können, was vorher unmöglich schien. Zumindest bis das nächste Problem (neuerdings spricht man ja von Herausforderungen) auftaucht. Die aktuelle Verstopfung jedoch ist weggepustet. 


Was sonst noch los ist: Der Kopf dreht Kreise, und zwar keine des Schwindels, wie das bei der Hitze auch denkbar (oder dann eben nicht mehr denkbar) wäre, sondern Grübelkreise. Alles nix Neues, weder für mich noch für Euch. Was hilft: Musik draufpfropfen, rausgehen, drüber reden oder die darunter versteckte Emotion ausleben. Dafür hat jede:r einen eigenen Weg. In mich Reinfressen ist jedenfalls für mich keiner. Irgendwo finden die Gefühle, diese Kobolde, ja doch immer einen Schlupftunnel, durch den sie - oft an völlig unpassender Stelle oder nicht mehr als solche erkennbar - rauskriechen. Oder -ploppen. Zum Beispiel als Verlangen nach Betäubung, Ablenkung oder - entschuldigt das Wort, aber das trifft es nunmal am besten - Triebabfuhr. Wesentlich gefährlicher als die Müllabfuhr, für die ich dieser Tage bei Hitze und damit beschleunigter Fäulnisprozesse sehr dankbar bin. 

Aber genauso wie die Müllabfuhr unsere Lebens-Abfälle müssen wir irgendwann die Überreste unserer Verdrängung und Verleugnung entsorgen, und die können mindestens unschön sein. Den Frust, die Mehrarbeit und den Ekel können wir uns sparen, wenn wir von Anfang an versuchen, sorgsam damit umzugehen, wie es uns geht. Uns zu kümmern, wie es uns eigentlich geht und uns dem Unbequemen auszusetzen. Denn die Erfahrung zeigt, dass der Kummer nicht für immer anhält. Den eigenen Kehricht zusammenzuklauben geht zusammen oft leichter und, wie ich erstaunt feststellte, haben mehr Menschen ein Ohr (oder zwei) und eine Schulter, um Schweres gemeinsam zu stemmen. Das mag jetzt rührselig und allzu naiv wirken. Aber oft kommt es auf den Versuch, zusammen mit der vorsichtigen Nachfrage, ob jemand gerade Kapazitäten für die eigene Last hat, an. Oft trage ich sogar gern noch ein paar Kilo von jemand anderes Gepäck mit, anstatt die volle Last des meinigen schultern zu müssen. 

Keine:r muss, aber jede:r kann etwas abgeben. Schließlich geben viele Menschen gerne - ab und zurück. 

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