Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Oktober, 2022 angezeigt.

Rollentausch

Ach, was wäre das toll, mal einen Tag in einem anderen Kopf zu leben. Sieht die Welt anders aus aus anderen Augen? Oder grübelt und sorgen die anderen sich insgeheim um den gleichen Kram wie ich? ( Die anderen sind natürlich eine homogene Gruppe. Sie definieren sich schließlich nur darüber, nicht man selbst zu sein.) Wie neugierig bin ich auf einen Tag als.... - Der Mitbewohner: Mal so locker leicht durchs Leben schweben, nichts ist unmöglich und alle Menschen gut. Der freie Wille ist die einzige Instanz für Entscheidungen. Zwang, Pflicht, Sorgen und Grantigkeit - das gibt es nicht. Wir pupsen Seifenblasen und sprechen nur in Singsang. - Die linke Freundin: Feinde sind da, um bekämpft und geschlagen zu werden, und schuld sind immer die anderen (andere andere als die oben, eher "die da oben in den Chefsesseln"). Aufs Maul gehört denen mal so richtig, damit die mal raffen, dass se dit mit uns nich machn können. Probleme liegen im System, nie in einem selbst, und wären die Ar

Suchen

Aufstehen, Tee trinken, ins Bett gehen. Manchmal kommt es mir vor, als spiele das Leben ohne mich. Ich versumpfe in den immer gleichen Routinen, die zwar Halt geben, aber eben wenig Spannung. Was ich vermisse, ist das Prickeln: Das Kitzeln, das unvorhergesehene, das Flämmchen, der Funke. Auch gern in Form einer glühenden Kippe. Das ist mein kleiner Ausbruch. Meine kleine Pause von "der Realität" des Erwachsenseins (in das ich mich langsam, wohl oder übel, füge). Feuer einatmen, Rauch ausatmen. Brennen in der Lunge. Einfluten im Kopf.  Mila, eine süße, aber seeehr lebendige Begleitung Wer kann und vor allem wer will  immer vernünftig sein? Stark, arbeitsam und so vernünftig, dass die Rentenversicherung Prämien schickt? Um ehrlich zu sein: Ich. Manchmal. Wenn ich denke, dass, wenn ich nur genug mache, vor zwölf ins Bett gehe, meine Pflichten erledige und nicht zu viel Geld ausgebe, dass dann alles gut wird. Dass ich mich endlich aufgehoben fühle und eingebettet. Dass ich endlic

Please not

Bei den anderen beginnt heute ein neues Semester, bei mir bestenfalls der 17.10. und und blödstenfalls ein Montag. Ich bin keine richtige Studierende mehr, noch nicht arbeitend, nicht Fisch, nicht Fleisch und irgendwie auch nicht Seitan. Was bin ich dann? Maoam?  Auf der Suche nach meinem Platz in der Gesellschaft und, wenn ich ehrlich bin, auch meiner Identität tappe ich in eine neue Woche, oder, was es eher trifft, werde reingekippt. Nach freiwilliger Entscheidung fühlt sich das weniger an. Also kippe ich wiederum mir ein, zwei Dosen Koffein rein, denn die Realitätsverleugnung hat spätestens um 11 ein Ende, und tüddele los. Wohin? Keine Ahnung. Ich bin so fest verankert wie eine Plastiktüte im Wind und auch ähnlich stabil. Wohin? Das frage ich mich auch.  "Was hast du denn so vor nach dem Studium?" - Wenn ich das wüsste.  "Hast du Träume?" - Ja, ein Leben lang ausschlafen. "Wo siehst du dich in fünf Jahren?" - Immer noch Kohlrabi im Angebot kaufend, in d

Grade nochmal die Kurve gekriegt

Wenn das Koffein kickt, beginnt das Leben. Oder beginne ich nur, es zu spüren? Ich atme Sonne. So kann es bleiben: Hell, warm, buntes Laub, saftige Wiesen und ein Hauch Vergänglichkeit in der Luft. Laubhaufen raschen zwischen den Füßen.  Zu leicht ist es, sich vom Alltagstrott einlullen zu lassen, oder eher mitreißen in den Strom, ohne sich richtig dafür entschieden zu haben. Ich beobachte an mir eine Anfälligkeit, mich von Kleinigkeiten derart aus der Ruhe bringen zu lassen, dass ich mich frage, wie Menschen Arbeitsstellen, Kinder und/oder andere Verantwortungen haben können. Leicht auch, in einen generellen Pessimismus zu verfallen, sich von Nachrichten runterziehen zu lassen und sich ernsthaft zu fragen, wofür das alles gut sein soll, wenn es doch eh den Bach hinunter geht mit der Welt.  Umso mehr erleichtert es, wenn plötzlich doch etwas hereinbricht, so etwas wie Hoffnung. Etwas, was ich nicht benennen, sondern nur bespüren kann. Etwas in Richtung Heureka, ein Fünkchen Sinn. Halle

Versicherungskosten

Wann ist es zu früh, aufzugeben? Ich fürchte, den Absprung zu verpassen und mich gefangen wieder zu finden, ohne zu wissen, wann die Lage gekippt ist.  Alles hat seine Zeit und manchmal ist es zu spät. Zum Beispiel, um Ersti zu sein. Oder sich auch nur so fühlen zu wollen. Zu spät für zu spät gewordene Abende, mit denen man sich am nächsten Tag entschuldigt. (Eigentlich will man ja auch eher zeigen, wie jung und cool und gefragt man ist.) Zu spät, um die Kindheit nachzuholen oder zu spät, jemanden zu halten, der längst gegangen ist.  Aber wann, wann ist es zu früh, aufzugeben? Es aus Angst oder Selbstschutz (der eigentlich auch nur Angst und Vorsorge vor Verletzung ist) gar nicht erst zu versuchen oder nur halblebig, um sich hinterher nicht vorwerfen zu müssen, es nicht versucht zu haben? Wann ist es weise Voraussicht, wann einfach nur Feigheit? Sich nicht trauen, zu springen?  Ich muss mich wohl entscheiden: Es wagen oder niemals wissen, was passiert wäre, wenn....? Mit was kann ich s

Kommt da noch was?

Das Leben besteht nicht aus Honig. Man muss kein:e Ukrainer:in sein, um das irgendwann festzustellen. Spaß machen kann es mitunter trotzdem. Ein stellenweise gutes Leben reicht mir aber nicht. Ich möchte es streckenweise. Eigentlich sogar die ganze Fahrt.  Soll ich meine Erwartungen reduzieren? Einfach keinen Anspruch mehr ans Leben stellen? Das kommt mir wie Aufgeben vor. Oder ist es die ultimative Freiheit? Ich weiß es nicht. Etwas in mir aber dürstet, will mehr als das tägliche Ein und Aus, den Kreislauf aus Arbeit, von A nach B, Spazieren, Haushalt, gute Nacht. Ein Feierabendbier reicht mir nicht, um zu kompensieren, was den ganzen Tag lang unbefriedigend war. Verlange ich zu viel?  Die Menschen in meinem Umfeld handhaben diese Erwartungs-Realitäts-Schere unterschiedlich: Die Einen definieren sich darüber, beruflich Verantwortung zu übernehmen. Etwas zu erreichen . Vielleicht sogar einen Mehrwert zu schaffen. Andere probieren sich an Beziehungen aus, experimentieren mit Nähe, Verbi