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Es werden Posts vom August, 2015 angezeigt.

Der Reiz der Großstadt und ein bisschen Melancholie

Ich sitze im Bus und die dämmrige Landschaft zieht an mir vorbei. Nach zwei tollen Tagen in Santa Cruz bin ich auf dem Rückweg nach Comarapa. So richtig Freude kommt beim Gedanken an mein Einsiedlerdasein dort nicht auf. Fern von der bunten Großstadt, den anderen Freiwilligen, Chrissi und ihrer irgendwie liebenswerten Familie. Am Samstag nach der Ankunft sprudelten erstmal die angestauten Worte heraus, worunter Chrissi dann leiden musste. Bei ihr war jedoch auch einiges passiert, und so plapperten und lachten wir den halben Samstag durch: Über den Missbrauch von Chrissis Ärmeln als Rotzrolle, die Deutschlernversuche ihrer Gastfamilie und Klopapierengpässe. Chrissis Gastbruder schlappte mit uns durch ein riesiges amerikanisches Kommerzkolosseum, die "Mall". Das Einzige, das hier fehlte, waren die Menschen. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass José Normalbolivianer für diese Spielereien Geld locker hat.Was Abi - so nennen wir Chrissis Gastbruder aufgrund seines etwas exotisc

Aller Anfang ist schwer

Ein weiterer Sonntag auf dem Energieniveau einer löchrigen Hängematte. Zeit für ein erstesRResumé nach einer Woche in Comarapa. Klimatisch ist dieses Fleckchen eine Wohltat. Bis ich gestern in Santa Cruz ankam, waren meine Schweißdrüsen praktisch arbeitslos. Dafür schob meine Gänsehaut morgens und abends die ein oder andere Schicht. Die ersten zwei Tage verbrachte ich im "Kinder" - hier eine geläufige Bezeichnung für die Vorschule. Vormittags und nachmittags kommen jeweils vier Gruppen fünfjähriger Energiebömbchen angeprescht und werden von jeweils einer Lehrerin betreut. Meist wird zuerst gebetet (die Kinder können das Vaterunser aus dem Schlaf) und gesungen bzw. Gegröhlt, dann gebastelt, Buchstaben gelernt und gespielt. Zwischendurch gibt es eine Mahlzeit und für fünf Minuten wird die Bande leise. In der Pause geht's raus auf den Spielplatz mit Rutsche, Schaukel und Karrussell. Am Ende mit ihren Kräften sind dir Zwuckel bis zum Ende nicht, aber darum kümmern sich dann

N bisschen was Visuelles für die Glotzböppel

Chrissi, ihre Gastgeschwister und ich - gegen Langeweile einfach mal n Selfie machen :) Comarapa 

Finalmente en Comarapa!

Edit: Post von Montag, 17.08.15 aufgrund mangelnden Internetzugangs in der Warteschleife gewesen Keine Angst, hier hört es auch schon auf mit dem Spanisch J  Nach einer Woche Santa Cruz habe ich diese monströs-große, etwas dreckige, aber vielseitige Metropole hinter mir gelassen und mich auf den Weg nach Comarapa gemacht. Die Müdigkeit – die eventuell von der Party eine Nacht zuvor und den dort verfügbaren Getränken herrührte – ließ mich in den Sitz sinken, als hätte sich eine Kuh auf meinen Schoß gesetzt. Der Abschied von meiner „Schwester für eine Woche“, Chrissi, war schon komisch, was aber durch unser beider Schlafmützenschädel etwas gedämpft wurde. Nach vielen Kilometern Santa Cruz schloss sich eine Landschaft an, die man nur als wunderschön bezeichnen kann: Bewaldete Hügel, Täler in sattem Grün… An der Strecke lagen immer wieder kleine Siedlungen. Ich fragte mich, wovon diese Familien leben und wie sie an alles fürs Leben Notwenige kommen. Nach knapp sechs Stunden Fahrt kamen
15 Menschen + Noch mehr Gepäck  +   klappriger Kleinbus = top sicheres Transportmittel Das Kinderheim der Fundación Niño Feliz - hier fand unser Ankommensseminar statt

Santa Cruz, die Erste - und Klappe!

Wer Santa Cruz für ein nettes kleines Städtchen in den Tropen hält, der irrt. Die Temperaturen lassen Zungen am staubigen Boden schleifen, gelegentlicher Regen macht das Ganze noch schön dampfig. Obwohl schachbrettartig aufgebaut, scheint diese Stadt ein Labyrinth zu sein: Auf den ersten Blick sieht jede Straße mit ihren Imbissen, Autowerkstätten und Straßenverkäufern gleich auszusehen. Betrachtet man die Werbeplakate, meint man, in einer etwas dreckigeren Version einer US-amerikanischen Großstadt zu sein. Aber nun mal von vorne. In einem völlig überladenen Kleinbus schepperten wir vom Seminarort, einem wunderschönen Kinderheim etwas außerhalb, zum Busbahnhof von Santa Cruz. Wegen des Visums wohne ich derzeit für ein paar Tage bei der Gastfamilie von Chrissi, einer anderen deutschen Freiwilligen. Als eine junge Frau aus einem weißen Geländewagen springt und uns überschwänglich begrüßt, stutze ich erstmal: Diese perfekt proportionierte, jugendlich anmutende, Hotpants tragende, Deko

Ankommen- oder nicht...?

Edit: Eintrag von Montag, 10.08., da bisher kaum Internetzugriff möglich Seit zwei Tagen befinde ich mich auf bolovianischem Territorium - und bin doch noch nicht da. In schlafwandlerischem Nebel schleiche ich umher, das Bewusstsein scheint dem Geschehen hinterherzutröpfeln. Muss an Jetlag und Klima liegen. Ein paar Dinge lassen sich dennoch feststellen: - Winter in Santa Cruz bedeutet Hitze, Luftfeuchtigkeit und Wind (mit teils stürmischen Ausmaßen). - Vorsicht mit Mückenstichen! Kaum versieht man sich, trohnt bereits ein juckender roter Flatschen auf der Haut. Auf Dengue und Chukuiguya oder wie auch immer diese sagenumwobene Krankheit heißt, sei zu achten. - Es sei zu empfehlen, ein bisschen Guthaben auf seinem mobilen Funkapparat zu haben. Ansonsten ist man ganz schnell daueroffline. Was auch nicht unbedingt schadet. - Auch nicht schaden tun ein paar Bücher. Eins ist in jedem Fall zu wenig. - Omnipräsente Müdigkeit lässt einen immer schlafen. Egal, ob Hunde, Hähne, Babies ode
Weder hin noch weg  "Zu jeder bedeutenden Tat gehört eine gewisse Naivität, um nicht vor der Größe des Vorhabens zurückzuschrecken."   Elsa Rentrop (1907-94), deutsche Lyrikerin Da steht man, nach zwölf Jahren, mit ein paar Seiten laminierter Pappe in der Pfote. Zwölf Jahre, um die 12.000 Stunden - nicht wenige im Rückblick umsonst - verbrachte man damit, sich Bildung und Methoden zur Aneignung derer in die Omme zu kloppen. Schule strukturierte unsere Tage, zwang uns ins und wieder aus dem Bett, stellte uns beständig Aufgaben. Und jetzt? Diese Frage hat jeder Abiturient in den letzten Wochen wohl öfter gestellt bekommen als Wie sich herausstellte, war ich nicht die Einzige, die sich darüber erst kurz vor (oder eben nach) knapp Gedanken machte. Als ich mich Anfang Februar mal gemütlich im Internet nach "was Sozialem irgendwo in Südamerika" umsah, hatte ich die Bewerbungsfristen bei den meisten Organisationen schon um zwei bis fünf Monate verpasst. Glücklicherw