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Es werden Posts vom August, 2021 angezeigt.

Grüße von der Generation Y

 Da ich wie so manche andere wertvolle Lebensepisode bald das erste Vierteljahrhundert Leben abschließe, hier ein kleiner Spiegel der Themen, die den/die handelsübliche Mittzwanziger:in dieser Tage umtreiben: - Neue Lebensmodelle: Ein schicker Ausdruck dafür, nicht zu wissen, was man mit seinem Leben machen soll. Ein 38,5-Stunden-Arbeitsalltag scheint mir jedenfalls unmöglich.  - Verwirrung im Romantischen: Wer nicht nach spätestens drei Monaten Beziehung darüber geredet hat, die Beziehung zu öffnen - ja, der ist selbst schuld, wenn der/die Partner:in eben mal fremdgeht. Sich alle Optionen offen und den/die Liebste(n) immer lauwarm zu halten gehört zum guten Ton in einer modernen Beziehung.  - Am ökologischen Fußabdruck rumdoktern: Sei es mit Mehrweg-Gemüse-Netzen, stylischen Mehrweg-Glas-Wasserflaschen, Bambus-Zahnbürsten, selbstgemachtem Deo, Kleider von Kleiderkarussell, CO2-kompensierenden 8 Cent auf der Flixbusfahrt oder dem Mitmarschieren bei Fridays for Future. Oh ja, wir sind s
".... bis das Glück wieder an dir vorbeirauscht, weil du ständig in den Rückspiegel schaust."  Jap.  Es könnte alles so schön sein, wenn nicht immer irgendwas wäre.  Zu heiß. Zu spontan. Corona.  Alles, was ich nicht will, ist, in der Rückschau zu sagen: Hätte ich doch bloß...  Mal was ausprobiert, auch wenn es kratzig und ungewohnt und vielleicht nicht 100% passend ist. Mal ein Risiko eingegangen, auch wenn die Chancen für Gewinn eher gering sind. Mal etwas anders gemacht, etwas gehen gelassen, etwas beendet, um mehr Tiefe und Ausdauer in etwas anderes hineinstecken zu können.  Gelebt.  Ach mann. Fest vorgetrampelte Pfade geben Sicherheit. Aber Erkenntnis? Oder gar GLÜCK?

Kapitulation, Kapitän

Meine Beine fühlen sich an wie Quabbelquatsch, die Birne wie in einen Rahmen gepresst - dabei trage ich nicht mal einen Helm. Das eigentlich Unangenehme sind aber nicht meine Verfallserscheinungen, sondern das trotzige Drüber-Hinweg-Marschieren. Wie ein Kind verschließe ich die Augen, nein, rammle die Fensterläden zu vor dem Offenspürlichen: Ich bin schwach. Dieses Eingeständnis brennt wie Säure. Unordentlich, griesgrämig, ahnungslos - Vieles kann ich aushalten zu sein, aber nicht schwach. Ist es eine unzulässige Verallgemeinerung, wenn ich behaupte, dass es so manchem anderen auch so geht?  Woher kommt das ungeschriebene Gesetz, nicht schwach sein zu dürfen? Weil Schwäche dazu führen würde, aufzugeben? Sich geschlagen zu geben, seine vermeintliche Niederlage einzuräumen? Ist es eine Niederlage? Ich finde nicht. Ich finde, bolzengerade zu seinen Unzulänglichkeiten zu stehen und anzuerkennen, dass man nicht mehr kann, ist eher eine Tugend. Ich jedenfalls zolle Respekt, wenn ein Mensch s

Die Gespräche, die wir (nie) führen werden

 Ich stehe an der Supermarktkasse und führe ein Gespräch mit einer Freundin.  Sie: "... aber er hat einfach nicht zurückgeschrieben, der Arsch." Es wäre jetzt an mir, in die Hasstirade über den Arsch mit einzustimmen Stattdessen entgegne ich: "Was hast du denn erwartet?" Sie glotzt mich an. Baff. "Seit Wochen spielen wir das immer gleiche Theaterstück: Er baut Scheiße, du regst dich auf. Wie oft willst du das denn noch machen? Oder eigentlich: Wie oft soll ich mir das noch anhören und brav mit dir auf ihn schimpfen?" Hier endet das Gespräch. Nicht, weil ich bezahlen muss. Sondern weil es nur in meinem Kopf stattfindet und der das Skript nicht weitergeschrieben hat. Aber bis dahin ist es schon fix. Nach 43 Überarbeitungen sollte ja auch langsam mal die finale Version stehen.  Warum machen wir das? Gedanklich Gespräche inszenieren mit Freund:innen, Mitarbeiter:innen oder Verkäufer:innen? Tagtäglich und ununterbrochen? Um die sorgfältig zurecht gelegten Worte