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Frieden mit dem Feind?

Der Körper war nie das Problem. 

Er ist einfach und so, wie er ist, ist er gut. Er reicht. Er muckert manchmal, aber alles in allem ist er ein hervorragendes Ding, und zwar nicht nur ein Instrument, um Zwecke zu erreichen, sondern eine Meisterleistung der Natur. (Danke an dieser Stelle.) 

Der Körper ist nicht stur, das ist der Kopf. Der Körper hat keinen Willen, nur Bedürfnisse. Die äußert er mal vorsichtig, mal deutlich. Unverschämt sind sie jedoch nie. 

So wie ein Kind schreit, wenn es müde oder hungrig ist, so tut das der Körper - wenn man ihn lässt. Wir verurteilen Kinder doch auch nicht dafür, schlafen, essen oder kuscheln zu wollen. Warum dann uns selbst? 

Wenn ich müde bin, sollte ich mich ausruhen, nicht grübeln, warum - "Ich habe doch so viel geschlafen" - und wie ich am besten dagegen ankämpfen kann. Kaffee sollte Genuss bereiten - nicht Sodbrennen. Genau das macht er aber, wenn ich ihn mir eimerweise reinkippe. Wonach ich nicht frisch und wach, sondern meist überreizt und übersäuert bin. 


Wäre mein Körper der Bundeshaushalt, wäre Deutschland schon seit Jahren weit entfernt von der Schwarzen Null, Während bei jeder Ausgabe sofort die entsprechenden Gegner Sturm laufen, haushalte ich mit mir, als hätte ich noch drei weitere Körper. 

Ich bin es leid, mich für Genuss zu schämen. Ob Bier, Bett oder einfach das Verlangen, jemandem nahe zu sein. Ich bin keine Mönchin und ein solches Leben zu führen würde mich vermutlich nicht dem Göttlichen näherbringen, sondern der Verzweiflung. Wer das nicht glaubt, der darf ja mal ein paar Tage lang um vier aufstehen. Ein kleiner Vorgeschmack des Himmels. 

Suche ich eine Legitimation zum Faul Sein? Vielleicht. Aber was ist schlimm daran? Mein Körper wird sich schon melden, wenn er fertig damit ist und mal wieder was tun, all seine wunderbaren Funktionen wie Gehen, Stehen, Hüpfen, Tanzen oder Gebären nutzen will. 

Wund liegen werde ich mich nicht. Sondern vielleicht endlich zur Ruhe kommen. 

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