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Es werden Posts vom November, 2015 angezeigt.

Ein Wochenende mit Folgen

La Palizada, ein Oertchen etwa eine halbe Stunde entfernt von Comarapa. In einer Kneipe, in der einige Menschen sitzen und essen, gibt es ein Plumpsklo mit Duschvorhang anstelle einer Tuer. Etwa 180 Kilometer weiter, Santa Cruz, Mall "Ventura". Sandfarbener, glaenzender Fliesenboden, schneeweisse Toiletten, die sich nach Erledigen des Geschaefts automtisch selbst reinigen. Dass diese beiden Kloschuesseln in ein und demselben Land liegen, faellt mir manchmal schwer zu begreifen. Das Klientel der Ventura Mall ist durchschnittlich 20-35 Jahre alt, makellos gestylt und verfuegt ueber einen gutgefuellten Geldbeutel. Auch durch die Hautfarbe, die hier ueberdurchschnittlich hell ist, hebt es sich vom Rest der Bevoelkerung von Santa Cruz ab. Chulitas mit Roecken und langen, schwarzen Zoepfen habe ich hier noch nicht gesehen. Was wir in dieser Luxusoase treiben? Das oben erwaehnte Klo besuchen. Urspruenglich wollten wir nur auf ein Eis hinspazieren, bis uns beide (Chrissi und mich) p

Spenden für Alvaro

¡¡¡ACHTUNG ACHTUNG!!! Kontodaten für Spenden für Alvaros Kopf-Operation: BKHW Spendenkonto Kontonummer: 10404706 BLZ: 61150020 IBAN: DE29 6115 0020 0010 4047 06 BIC: ESSLDE66XXX Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen BITTE spenden! Vielen Dank schonmal im Voraus! Ihr bekommt natürlich eine Spendenbescheinigung.

Santa Cruz OHNE Hitze?!

Ratet mal, wer seine grosses Comeback feiert. Nein, weder Oliver Kahn noch Tokio Hotel, sondern meine herzallerliebsten Lieblingstiere, die Laeuse. Vielleicht sollte ich mal konsequent das Waschen meines Haupthaares unterlassen, damit sich die Viecher vor meinen Fettstraehnen in etwa so ekeln wie ich mich vor ihnen. Stattdessen hab ich mir wieder giftgruenes Laeuse-Shampoo auf die Ruebe gehauen, um den Stoerlingen - zumindest fuer die naechsten paar Wochen - den Garaus zu machen. Da wir hier immer noch identitaetslos umherwandeln, trommelte Toti uns am Freitagmorgen um sechs (!) zusammen, um unsere Ausweispapiere (carnets) zu beantragen, Schwang ich mich am Donnerstagabend um halb elf also zum Busbuero, um mein vorreserviertes Ticket zu bezahlen, erwartet mich eine nette naechtliche Ueberraschung: Der Bus war ausgebucht, da ich mit der Bezahlung zu spaet dran war. "Toti wird an die Decke gehen, wenn ich es nicht bis morgen nach Santa Cruz schaffe", schoss es mir durch den Ko

Pack die Badehose ein

Schwarzer Rauch steigt auf. Nicht aus dem Vatikan, sondern aus der Steckdose, die anscheinend temporär nicht sehr gut mit dem Stecker des Wasserkochers harmoniert. Antons und meine tägliche Gymnastik ist das Kratzen unserer unschätzbar vielen Mückenstiche. Desweiteren sehe ich aus wie ein russischer Wodkaliebhaber, da ich mir mal wieder die Nase verbrannt habe. Abgesehen von diesen marginalen körperlichen Malessen kann ich zurzeit jedoch kaum klagen. Das Wochenende in Santa Cruz gestaltete sich heiß, faul und alkoholgeschwängert. Am Samstag begingen wir Chrissis Geburtstag; auch sie kam in den Genuss einer kostenlosen Gesichtsbehandlung a la Sahnetorte. Auf dem Familienfest ihrer Gastfamilie am darauffolgenden Tag ging das Gebechere weiter und inmitten  von vierzig Bolivianern landeten die beiden Gringos auf dem Familienfoto (die Mehrheit dort wusste wahrscheinlich nicht mal, wer ich überhaupt bin). Seit Montag bin ich jetzt keine illegale deutsche Zecke hier, sondern genieße dank m

Feierei und Fetz

Von was gibt es hier noch mehr als Kinder und Stechmücken? Richtig- Feiertage! Nachdem wir jetzt schon den Tag des Fußgängers, den Geburtstag von Santa Cruz, den Tag des Schülers, der Liebe und des Frühlings (wohlgemerkt alle drei gleichzeitig), den Tag der Flagge und die Plurinationalen Spiele gefeiert haben, verdankten wir dem „Tag der Verstorbenen“ ein verlängertes Wochenende. Samstagfrüh startete um sieben Uhr – der Zeit entsprechend ohne unsere Anwesenheit – eine Motorradralley, die auf mehreren hundert Kilometern durch die Provinz führte und am Sonntagnachmittag – diesem Event wohnten wir bei- wieder in Comarapa City ankam. Von den knapp 200 Teilnehmern kam nur ein Bruchteil an; auf der doch recht rustikalen Strecke hatte es einige vorher geschmissen. So warteten wir also ab drei Uhr unter der Menge fröhlich bechernder Bolivianer im Matsch, bis gegen fünf der erste schlammgebadete Zweiradheld eintraf. Oder eher ein raste . Knapp gefolgt von einer Frau – an dieser Stelle muss ich

Kinderleicht, oder?

„Und, was machst du so nach dem Abi?“ „Och, mich über Kinder aufregen und alte Leute nicht verstehen.“ So oder so ähnlich würde ich jetzt vielleicht antworten mit dem Anhängsel, dass das alles aber unheimlich Spaß machen kann.  Kann. Da mich die anderen Lehrerinnen wohl nicht haben wollten, widmete ich mich die vergangenen Wochen vormittags größtenteils dem Zoo von Profe Maggy, der sich durch außerordentliche Arbeitsträgheit auszeichnet. Um diesen Haufen Energiebündel in den Griff zu bekommen, musste ich meine mit Kindererziehung nicht sehr bewanderte Kreativität spielen lassen, um mein zartes Stimmchen nicht erfolglos heiser zu schreien. Bei den Mädels klappte es ganz gut, ihnen in verschnörkelter Schrift in Prinzessinnen-Pink ihren Namen ins Aufgabenheft zu malen. Wie immer, ist das bei den Herren der Schöpfung nicht ganz so leicht. Nach einigen Drohungen – Pausenentzug, Petze bei Mami – versuchte ich es mit dem „Stuhl des Nachdenkens“. Auf diesen setzte ich die kleinen Rotz

Nicht alles easy

Wie Dinge einfach so in den Schatten treten können. Plötzlich gibt es keine Straßenbahn, kein Wlan, keinen Supermarkt mehr. Plötzlich reicht es nicht mehr aus, sechs Stunden einfach „anwesend“ zu sein. Plötzlich scheint der Gedanke, spontan abends wegzugehen, so weit weg wie die chinesische Mauer. Man macht nicht spät nachts Hausaufgaben, um die mündliche Note noch irgendwie hinzubiegen – weil hier eine andere Art Leistung gefragt ist. Man schmiert sich keine Farbe mehr ins Gesicht – weil das Schönheitsideal hier ein anderes ist. Man macht sich keine Gedanken, wo man am besten feiern kann – weil die Anzahl der Möglichkeiten gleich null ist. Kurz: Der Mikrokosmos, in dem man sich bewegt, hat sich verändert. Man macht sich Vorwürfe, so zu leben, wie es  20 Jahre lang normal für einen war. Ohne Blick nach links und rechts. Man stellt sein Tun infrage hinsichtlich Kindern, die den Kindergarten verlassen mit dem Wissen, dass zuhause die tägliche Gewalt auf sie wartet. Man besucht den