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Es werden Posts vom 2023 angezeigt.
Wann hat das eigentlich angefangen, dass sich keine:r mehr festlegen will? Alle Optionen, Menschen und Beziehungen ganz offen ? Reicht eine Person nicht oder wollen sie alles haben oder die Möglichkeit (und das damit einhergehende Gefühl), alles haben zu können?  In mein Herz und meinen Kopf passt für eine tiefe Beziehung zueinander (und wieso sollte ich etwas darunter wollen?) maximal eine Person.  Wieso sollte ich eine beliebige Aktivität mit jemand anderem teilen wollen, wenn ich sicher weiß, dass ich sie ganz wunderbar mit dieser einen bestimmten Person teilen kann? Dass wir gut beim Reden, Wandern, Rumalbern oder im Dunklen, Kalten grummelig zusammen nach Hause Stapfen harmonieren?  Ich habe ja, außer wenn ich muss, auch nicht freiwillig mehr als eine Arbeitsstelle, Handynummer, mehr als ein Bett,  oder feiere meinen Geburtstag mehr als einmal. Weil die schönsten Dinge (okay, diese Argumentation greift bei der Arbeitsstelle nicht so ganz) eben nur im Original schön sind. Weswegen

Weich bleiben

 "Nimm's nicht so schwer", "Reg dich nicht so auf", "Bleib gelassen": Nein. Ich will kein Kruppstahl sein. Ich will berührbar bleiben. Wenn "take it easy" bedeutet, dass mir alles egal ist, dann take ich es lieber uneasy. Uneasy macht Mühe und ist manchmal schwer auszuhalten, macht das Leben aber auch echter, finde ich.  Nach einem Zuhause und Geborgenheit zu suchen, ist manchmal bitter, wenn es sich nicht finden lässt. Aber auf der Suche entdeckt man Vieles. Das will ich nicht missen. Lieber Weinen und Lachen als Existieren und sonst nix. Lieber läuft das Leben entlang einer Sinuskurve als entlang einer horizontalen Linie. Auch wenn ich manchmal kurz vor der Kapitulation bin. Bei einem Rechner, der 45878 mal abstürzt, erwägt man schließlich auch, sich ein neueres Modell zuzulegen. Wie oft ich schon gegen die immer gleichen Wände gerannt bin, kann ich auch nicht mehr zählen. Der Kopf ist aber noch dran, und das zählt. Also ein weiteres Mal An
Mal wieder was Rührseliges, jetzt, wo die Tage wieder grauer werden, nach einem bombastischen Sommer. Wofür bist Du dankbar? Das ist bei den meisten von uns nicht das, worauf unser Fokus liegt (ein paar Sonnenscheinchen und Frohnaturen ausgenommen, die wahrscheinlich eine sehr gesunde Psyche und Gedankenwelt haben). Umso mehr möchte ich es mir aktiv ins Denken holen. Es gibt immer irgendetwas, das nicht klappt, das unzufrieden macht. Jede:r von uns hat Defizite. Aber die sollten nicht unsere volle Aufmerksamkeit bekommen.  Wofür ich selbst dankbar bin: - ein langer, heißer Sommer voller Sonne - süß-saure, gelb-rote Falläpfel - tiefstehendes Licht am Spätnachmittag - die Ruhe nach einem wuseligen Tag - meine Großeltern noch zu haben - weite Sweatshirts aus dicker Baumwolle - Kontakt zu Freund:innen - wo auch immer sie sind - Kissen - Zimmerpflanzen - Kohlrabi  - Funk & Fernsehen - Abendstunden in meinem Sessel - mein Handy Ich könnte die Liste noch eine Klopapierrolle lang weiterfüh

Corona-Tagebuch

Tag 1 Was? Corona? Ich dachte, das gäbe es nicht mehr...? Wurde ich veralbert? Wo sind denn diese Informationsmedien, wenn man sie mal braucht? Später Schick, keine sozialen Verpflichtungen. Der Intro in mir atmet auf. Nachts  Oh, ich spüre doch recht deutlich, dass ich eine Nase habe. Tag 2 Alles wie immer. Oh, Maske. Was die Leute jetzt wohl denken...? Später Irgendwie ist diese Isolation doch gar nicht sooo toll. Soziale Deprivation ist nicht ohne Grund ein Folterinstrument. (Ja, ich bin mir meiner Privilegien und des Jammerns auf meterhohem Niveau bewusst.)  Aber Arbeiten kann ich ja noch. So funktioniert der Kapitalismus. Or, as they say in Schwaben: Schaffe Schniefe Bausparvertrag.  Noch später Draußen spielt (und protestiert) das pralle Leben, der Sommer dreht nochmal eine Extrarunde und ich bin hier drin gefangen !!1!!!!11!! Ich, der Schimpfspecht.
 Wegrennen schützt vielleicht vor kratzenden Katzen, aber ansonsten vor ziemlich wenig. Zwischenmenschliche Unstimmigkeiten zum Beispiel wurden selten dadurch gelöst. Dennoch ist das meine Standardreaktion, wenn Wolken aufziehen im Verhältnis anderer mit mir. In manchen Fällen werde ich dann von diesen anderen regelrecht gezwungen, mir die Sachlage anzuschauen. Das bringt meist zwei Erkenntnisse: 1. So furchteinflößend ist die Chose gar nicht.  2. Sie lässt sich eindämmen - und zwar genau durch dieses Hinschauen, Zuhören, Annehmen, Ehrlichsein und Sich-Einlassen.  Das mag für euch ein alter Hut sein - ich muss es wohl noch ein paar Mal (gezwungenermaßen) durchlaufen, bis es im Oberstübchen ankommt.  Bis dahin braue ich mir wahrscheinlich noch ein paar Grübeleien und Magenverstimmungen zusammen, die sich dann nach einer ordentlichen Grundentleerung und -reinigung - metaphorisch, versteht sich - in Luft auflösen.  Worte können Brücken bauen, wo vorher Gräben waren. Amen.

Anpassung Extrem

 Welchen Preis zahlen wir für Konformismus? Dazuzugehören ist für mich eine der Kernbestrebungen meines Daseins, doch was opfere ich dafür? Individualität? Bleiben meine Wünsche auf der Strecke, wenn ich nicht den Mut habe, mal etwas anders zu machen als andere? Oder etwas zu machen, was andere kacke finden? Was daran verängstigt mich so? Dass ich dann auf mich zurückgeworfen bin? Vertraue ich mir selbst so wenig, dass ich glaube, dann nicht zu überleben?  Es gibt Fragen. Für euch klingen sie vielleicht wie rhetorische Fragen, weil natürlich KEIN MENSCH stirbt, wenn seine Kolleg:innen kacke finden, dass er/sie sich etwas lauter räuspert, SPD wählt oder Reggaeton hört. Das wär ja nochmal bunter.  Bunter ist es nur dann, wenn wir alle wir selbst sind und nicht angepasste, zurechtgestutzte und geglättete Versionen des immer gleichen Produkts. Ich bin keine Dose Chips. Meine Innereien schmecken nicht gleich wie die der anderen. Spaß. Was ich meine: Wir kommen nicht genormt auf die Welt, wi
Wohin sind die Tage, an denen es scheinbar unendliche Mengen an Mate und Zeit gab?  Wohin die Abende, an denen es egal war, wann oder ob wir ins Bett gehen?  Wo sind die spontanen Bäder im Fluss am späten Nachmittag und das Versumpfen in einem packenden Gespräch?  Unbemerkt sind sie gegangen. Ihr Fehlen fällt erst jetzt auf.  Here we go, Erwachsensein.

Aktuelles

Alle Jahre wieder komme ich an den Punkt, an dem mir bewusst wird: Gesundheit ist nicht selbstverständlich, sondern ein Privileg, sogar ein Geschenk. Das wird meist durch die plötzliche Abwesenheit von Gesundheit deutlich. Dann schreit es aber umso lauter. Also er. Der Körper.  Ich bewohne ein Glashaus, und es ist Wunder, dass es noch nicht vom Hagel zerschlagen wurde. Nicht mal einen Kratzer hat es. Gutes altes Haus. Fein gemacht. Nein, eher Glück gehabt.  Erkenntnisse waren darüber hinaus: - Ghosting ist nicht nur ein aktuelles Phänomen, aber heute häufiger und leichter denn je. Ja, und auch akzeptierter. Schnipp, Schnapp, Kontakt ab. Als wäre nie etwas gewesen. So funktioniert mein Gedächtnis nur nicht. Das archiviert nichtsdestotrotz unbeirrt weiter.  - Ein Regentag im Sommer ist ebenfalls ein Geschenk. Ein großes, ruhiges, von unbekannt an Alle. Dankeschön, stellvertretend für alle.  - Ich vermisse Kaffee, Limo, und all die kleinen Genüsse, die das Leben spritzig machen. Aber froh

Mmpf

Wer dachte eigentlich, es sei eine gute Idee, einen Haufen wildfremde Leute in einen Raum zu sperren, um sich "zu vernetzen"? Weil es so einfach ist, Gesprächsthemen aus dem Hut zu zaubern, die über "Bist du gut hergekommen?" und "Nee, ich war auch noch nie in Siegen" hinausgehen? Steht dahinter die Hoffnung, dass man ja mit jedem richtig gut vibet, wenn man sich nur erstmal kennenlernt? (Was ja auch locker in einem dreiminütigen Gespräch zwischen Stehtischen, Flipcharts und Getränkebuffet klappt. Denn länger hält die Geduld des Gegenübers, welches deutlich kürzere und imposantere Aufmerksamkeitsfänger gewohnt ist, meist nicht.)  Wer hielt es für nötig, erstmal 3937 komplizierte, englische oder ewig lange vermeintliche Fachworte für die einfachsten Sachverhalte zu erdenken, die - meiner Meinung nach - 80% aus hohles Gelaber ohne jegliche Bedeutung sind? Ich halte auf der Stelle den Schnabel, wenn mir jemand eine stichhaltige Begründung dafür gibt.  Ich, we

Eine von Vielen

Im Gewusel des Alltags und durch egozentrische Verzerrungen vergessen wir manchmal, dass es auf der Welt mehr als nur uns und unseresgleichen gibt. Jena ist nicht die Welt, Tübingen auch nicht, und mein Haushalt schon gar nicht. In den Diskursen um Beziehungsmodelle, Schlafdauer und Sonnenbrand, dem Stöhnen über Touristenströme und überfüllte Züge kommt das Leben so vieler Menschen gar nicht vor. Mein Blick ist nicht der allgemeine und meine Meinung deshalb nur ein Bruchstück dessen, was vorhanden, zulässig und respektabel ist.  Woran ich das merke: Nicht jeder sieht einen Mehrwert darin, Selbstzweifel und Krisen mit Freund:innen zu besprechen oder findet auch nur, dass das ein akzeptables Vorgehen ist. Da kümmert man sich gefälligst selbst drum.  Menschen fahren Auto, essen Fleisch und wählen CDU, ohne dass ich das gut finden muss, zahlen aber auch die Steuern, die mir mein Studium, meine jetzige Stelle und die Straße, auf der ich gehe, bezahlen. Menschen kümmern sich nicht um ihre Fa
Sonnenstrahlen schneiden schräg die Luft Ist es noch Nachmittag oder schon Abend?  Alles flirrt, zwitschert Körper wachen auf aus Monaten der Lethargie wie aus langem, tiefem Schlaf regen sich, kribbeln, drängen hinaus in die Weite. Tage enden nie Fieberschlaf Sommer Leben in hell.

Man nimmt sich mit

Neuer Ort, neues Leben. Ich packe mein altes Leben in Kisten und was ich nicht mehr will, lasse ich da. Irgendwo anders beziehe ich ein neues, leeres weißes Zimmer. Hier endet mein altes Ich und mein Neues beginnt.  Oder doch nicht? Nach ein paar Tagen ist der Zauber des Neuen langsam verraucht. Stattdessen stellt sich eine Gewohnheit ein, die vertraut und manchmal auch verhasst ist. Mir wird klar: Ich nehme mich mit. Ich kann nur so weit neu anfangen, wie ich mich auch ändern kann. Denn das Außen verändert sich verhältnismäßig leicht: Ein Zimmer und ein Wohnort sind schnell gewechselt, eine Arbeit auch (relativ), aber den Staub in meinem Sein und Denken bekomme ich nicht so fix raus gewienert. Dafür reicht Wegrennen nicht. Warum die Gewohnheit sich einstellt, ist klar: Sie gibt mir Sicherheit und irgendwie behagt sie mir auch. Ich pflege schließlich nicht ohne Grund Gewohnheiten wie Wandern, Schlafen, Tatort schauen, Podcasts hören, Kaffee trinken und das Internet durchstöbern.   Eine

Harren

Noch nicht losgelaufen und erst recht noch nicht angekommen. So sitze ich hier, mit brennenden Fußsohlen, und schlage Zeit tot, bis es losgeht.  Einen Tag vor dem Packen bemerke ich, dass mein Rucksack schimmelt. Land unter. Meine Nerven spannen sich völlig unverhältnismäßig. Das war's, denke ich. Ohne Rucksack kein Losgehen. Dann verteile ich auch noch einen Becher Senf auf dem Boden (abstrakte Malerei?) und bin mir sicher: Es gibt auch falsche Taten innerhalb der richtigen.  Was mache ich hier eigentlich? Diese Frage ploppt immer wieder auf. Um sie wegzuschieben, halte ich mich beschäftigt. Doch es braucht schon starke Reize oder einnehmende Aktivitäten, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich hoffe, wenn ich erstmal losgegangen bin, lichtet sich dieser Sumpf aus Zweifeln, in dem ich gerade bis zum Kinn stecke. 

Im Zweifel

Heute spuck' ich leise Töne heut' gibt's nix Erbauliches gestern hatt' ich noch ein Ziel doch in der Nacht verlor ich es.  Wohin geht es? Wie gehts weiter? Wofür ist das alles gut?  Wer nicht versucht,  ist schon gescheitert dazu fehlt mir grad' der Mut.  Alles wächst und wandelt sich in all dem Werden verlier' ich mich in Grübelei'n  und Zweifelei'n  Mach ich's wirklich? Lass ich's sein?  Statt mich zu freu'n fühl ich mich klein zu viel, was wackelt, zu wenig Halt verkrieche mich und mir ist kalt.  Ist das die Freiheit, die wir so anstreben?  Ist das das ganz reale Leben? Heut' bleibt ihr Reiz mir noch verborgen vielleicht freu' ich mich ja morgen. So fühl' ich mich: Entwurzelt

Mein Sofa und ich

Wer rastet, der rostet. Das scheint das Dogma unserer Zeit zu sein. Der Mensch von heute macht möglichst viel in möglichst kurzer Zeit, ist stets auf der Suche nach neuen Projekten und entwickelt sich konstant weiter. Stillstand ist Tod, schwingt dabei nicht nur im Subtext mit. Es wird explizit benannt, erklärt, man wolle "mal was Neues ausprobieren", "in XY besser werden" oder brauche dringend "neuen Input". Das Bedürfnis, dass Dinge einfach mal so bleiben, wie sie sind, wird als konservative, reaktionäre oder einfach spießige Persönlichkeitseigenschaft deklamiert.  Wen die ständige Neuerfindung glücklich macht, der/die darf gerne weiter rödeln. Für mich trifft die Gleichung "Bewegung = Zufriedenheit" nicht zu. Unter zehn Aktivitäten oder Dingen, die ich ausprobiere, empfinde ich maximal zwei als stimmig. Demgegenüber gibt es Tätigkeiten, denen ich schon seit 15 Jahren nachgehe, und das sogar gerne. Lesen. Schlafen. Spazieren. ZDF-Sendungen sch

Das Langsame

So fixiert auf die eigenen Schwächen, auf das, was nicht funktioniert, dass ich verpasse, wie etwas klammheimlich und  unbemerkt besser wird. Ein Problem sich auf einmal oder allmählich löst. Plötzlich gibt es keine Pandemie-Beschränkungen mehr, friere ich nicht mehr (so sehr), muss ich keine nervigen Seminare mehr besuchen und kann mit anderen Menschen zusammen essen. So einfach ist es.  Eigentlich ist es nicht ganz so einfach, aber der Weg, der da hin führte, war kein Raketenstart, sondern eben ein langsamer, mühsamer Aufstieg. Mit zwischenzeitlichen Abstiegen. Es mag auch jetzt jederzeit wieder bergab gehen. Aber wir bzw. ich war(en) schon einmal oben. Das bestärkt. Der Weg ist vorgebahnt. Es geht also rein theoretisch wieder. Vielleicht sogar mit weniger Mühe und ohne Landkarte.  Was noch allmählich besser wird, aber in dem typisch deutschen Gemoser und Gejammer untergeht: Die Temperaturen, das politische Engagement junger Generationen, das Bewusstsein über die Notwendigkeit zwisch

Dumm gefragt

 Heute beschäftigen mich wieder die großen Fragen des Lebens: - Wie kommt es, dass der Kaffee immer schneller leer ist, als ich ihn trinke? - Woher kommt die Liebe des/der Deutschen zur Outdoor-Jacke? - Wie schafft man es, seine Klamotten sauber zu halten?  - Wieso verkümmert eine Pflanze, während eine andere vor Leben strotzt? - Wie können Menschen Jeanshosen tragen?! Wird das irgendwann erwartet? Das beschneidet doch jegliche Bauch- und Pofreiheit. - Gibt es salonfähige Kopfbedeckungen gegen Sonnenstich? Nein, Sonnenhüte, Käppies oder solche Roger-Cicero-Hütchen sind nicht vorzeigbar (Roger Cicero hatte andere, sehr offensicht- bzw. hörliche Stärken als seinen Hut).  - Wie schafft man es, sich abzuschminken, ohne danach graue Schatten übers ganze Gesicht verteilt zu haben? - Ist es jetzt Winter oder Frühling?  - Wie raffen sich Menschen zu solchen großen Projekten wie Auslandssemestern, -reisen, freiwilligen Weiterbildungen oder zu Vereinsgründungen auf? Oder gar zur Gründung einer F

Irgendwo zwischen richtig und falsch

Endlich erwachsen. Oder leider?  Erwachsensein bedeutet, selbst Verantwortung für sich zu tragen. Sie nicht an andere abwälzen und "denen da oben" für alles die Schuld zuzuschieben. Es bedeutet aber auch, eigene Entscheidungen treffen zu können und dahinter zu stehen. Gegen akribisches Fensterputzen und für den Roman, auf dem Sofa liegend, faul, aber zufrieden.  So schwanke ich zwischen Überforderung ob all der sich bietenden Möglichkeiten, die ich nicht nutze, und einem Gefühl von Freiheit. It's my life. For better or for worse.  Sieht schon ein bisschen nach Frühling aus, oder? Heute, entscheide ich, beziehe ich mein Bett frisch. Im selben Moment hinterfrage ich, ob das jetzt WIRKLICH die beste Investition meiner Zeit und Energie ist. Wäre es nicht sinnvoller, weiter daran zu arbeiten, endlich dieses Studium zu Ende zu bringen? Aber es ist doch Samstag und ein duftendes Bett.... Ihr erkennt den Zwiespalt. Bei solchen kleinen Fragen fängt's an, und beim Großen Ganzen

Stillstand

 Ich komme mir vor wie ein Statist in meinem eigenen Leben. Selbiges zieht mit Karacho an mir vorbei und ich stehe nur da und gucke zu. Unfähig, mich zu bewegen, teilzunehmen.  Schlimmer als Scheitern ist Stillstand. Es gar nicht erst zu versuchen. Ich weiß aber eigentlich gar nicht, was. In einem Meer unendlicher Möglichkeiten erscheint mir keine reizvoll. Ich bin zu einer verbitterten alten Kuh geworden und das hab' ich, offengestanden, währenddessen schon gemerkt. Vorzeitig Altern kann nicht nur Haut. Ich bin das graue Haar in der Wuschelfrisur.  Wohin mit mir? Wofür lohnt es sich, sich einzusetzen? Überall begegnen mir Hindernisse. So verharre ich und warte, bis mich jemand aufliest und mir sagt, dass ich es einfach versuchen soll und dass ich gut so bin, wie ich bin. Nur, dass ich nicht mehr drei Jahre alt bin und das hier nicht Utopia ist.  Wenn alles um einen herum wackelt, scheint man sich umso fester an dem wenigen Stetigen festzuklammern. Da erscheint sogar der lang gewoh

Los und Stopp

 Monatelang ruht die Maschine. Nichts regt sich, nichts passiert. Das Leben scheint eingefroren zu sein und meine beschränkte Vorstellungskraft ist sicher: Das wird für immer so bleiben. Ein Ereignisvakuum. Eine Amsel baut ihr Nest auf dem Steuerhebel und gibt ihm eines Tages versehentlich einen kleinen Stups. So gerät das Getriebe allmählich in Bewegung und auf einmal läuft es, rollt, dreht sich, als man es für möglich gehalten hätte.  Das Tempo zieht an. Ich komme kaum hinterher und sehe atemlos zu, wie Räder, die unendlich lang unter einer dicken Staubschicht lagen, sich förmlich rasend vor meinen Augen drehen. War es der Stups, der die träge Kraft überwand, oder arbeitete es tief in der Maschine unmerklich und bereitete die (R)Evolution vor? Die Zeit fliegt. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Versuche, ihn einzufangen, bekomme ihn nicht zu fassen. Zu flüchtig. Wirbel und Wandel. Irgendwann und wieder unbemerkt kehrt die Trägheit zurück. Die Räder verlangsamen ihren Lauf, ruckel
Mal bin ich ein Pfeil zische aufs Spiel weiß, was ich will in diesem Spiel. Mal verwechsle ich vorn und hinten beim Versuch,  die Lösung zu finden. Mal brauch' ich Rat mal geb' ich ihn mal kämpfe ich mal will ich fliehn mal bin ich erwachsen mal eher Kind mal fürcht' ich die Zukunft mal lass ich mich ein mal handle ich mit Verantwortung mal wirft Komfort meine Vorsätze um. Oh, wär ich nur ein wenig konstant hätt' ich das doch in der Hand Dann wäre ich vermutlich ein Fels über den sich  ein Gletscher wälzt standhaft und fest, vorhersagbar etwas unflexibel zwar, steh' ich stets zum Anlehnen da. Will ich das? Unbrechbarkeit? Trotzen Wind, Wetter und Zeit? Das bin und werde ich nie sein bin weich, zu weich, für einen Stein Ein kleiner Punkt im großen Bild unvollkommen stets gewillt zu versuchen und probier'n viel hab ich nicht zu verlier'n  ohne Garantie, richtig zu liegen kann ich auch mal falsch abbiegen Nur wenig Regeln in diesem Spiel kein Gewinner, nicht ma

Quali-Schein fürs Erwachsensein

Was impliziert Erwachsensein? Was muss ich als mündiger und halbwegs vernünftiger Bürger können?  Reicht es, - ein Einkommen zu haben (welches keine Ausbildungsförderung oder Unterhalt ist), - eine Steuererklärung machen zu können, - eine Pflegeversicherung zu haben, - Auto fahren zu können (und zwar wirklich, nicht nur auf dem Papier!), - regelmäßig (< 1 mal pro Jahr) Staub zu wischen, - einen Toilettendufter zu haben, - in der Lage zu sein, vor halb neun das Bett zu verlassen, - eine Email-Signatur zu haben, - so etwas wie eine Frisur und saubere Schuhe zu haben (oder sie gar zu putzen), - Bekannte zu "einem Glas Wein" einzuladen, - die entsprechenden Weingläser zu besitzen und - diese fachfräuisch zu spülen (ohne Kalkränder. Wie das ohne Duschabzieher gehen soll, muss mir noch jemand verraten), - ein Nachmittagstief zu überkommen und es nicht gleich in den Feierabend fließen zu lassen, - in Aktien zu investieren, - sein Fahrrad selbst reparieren zu können, - bei offizie

Milde und Tugendlosigkeit

Es ist Januar, kühle Feuchte zieht in die Ritzen schlecht isolierter Wohnungen, besser isolierte ersticken in trockener Heizungsluft. Duftkerzen, grüner Tee und sanfte bis schwungvolle Musik hellen die Tage auf. Sprachnachrichten und Stakkato-Berichte werden hin- und hergeschickt.  Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, sich Kopf über Herz in irgendwelche Geschichten zu stürzen. Sei es auch nur in der Fantasie. Die kann ja auch ganz erheiternd sein.  Feierabend.  Was das dann jeweils ist, ist ganz variabel: Romantische Anbahnungen, wilde Partynächte, Urlaube in sonnigen Regionen oder die Idee, doch endlich eine Arbeitsstelle zu suchen (vom Finden und tatsächlich darin Arbeiten inklusive schnödem Alltag kommt da noch nichts vor). Die Fantasien wärmen und zeigen uns Möglichkeiten für ein Leben auf, das anders ist als unseres und deshalb so viel interessanter. Das ist legitim, finde ich. Es hält das Feuer am Glühen.  Legitim ist auch, manchmal die Krise zu kriegen. Krisen auf
 Eine der wichtigsten Kompetenzen in dieser Zeit ist wohl, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können. Ohne Prioritäten verlieren wir uns im Lauf der Dinge. Mich nicht wie ein hypervigilantes Huhn von jedem aufploppenden Kinkerlitzchen aufscheuchen und ablenken zu lassen, muss ich noch üben. Die Nachrichten von heute sind das Archiv von morgen.  Aber was ist wichtig? Arbeiten? Leidenschaften? Am Ball bleiben, medial, politisch, popkulturell? Freund:innen treffen? Trash-TV schauen? Basteln? Reisen?  Schaue ich mich so um, scheinen die Menschen um mich das alles und noch viel mehr unter einen Hut zu bekommen. Dann komme ich angelatscht, zu spät, mit Flecken auf dem Pulli und hab den neuesten heißen Scheiß natürlich nicht mitbekommen. Wie, meine Freunde? Wie macht ihr das? Wie hat man sein Leben im Griff? 

28 Fragen

 Neues Jahr, neuer Versuch. Lasst es uns tun.  Falls ihr gestern ebenfalls viel zu viel Zeit zu Grübeleien und gedanklichen Endlosschleifen hattet oder Anregung für das nächste Gespräch mit Halb-Bekannten brauchen könnt: Hier kommen ein paar Fragen zur, wie heißt es dieser Jahre so achtsam, Reflexion . Am aufschlussreichsten sind die Antworten, wenn man sie intuitiv oder zumindest schnell gibt. Sonst steigt ja doch wieder die Bewertungsinstanz oder der Zensor des Ich-erzähle-mir-die-immer-gleiche-Geschichte-weil-ich-konsistent-in-meinem-Verhalten-sein-will mit ein. - Brauchst du Planung oder handelst du lieber spontan? - Was machst du, wenn dich keiner sieht? - Gibt es etwas, wofür sich andere schämen, was dir aber gar nicht peinlich ist? - Wenn du eine Handlung oder Entscheidung des letzten Jahres ändern könntest - welche wäre es? Was würdest du tun wollen? - Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie gerne sitzt Du auf dem Klo? - Was ist dein Lieblingswetter? - Was macht dir in Deutschland ge