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Das Langsame


So fixiert auf die eigenen Schwächen, auf das, was nicht funktioniert, dass ich verpasse, wie etwas klammheimlich und  unbemerkt besser wird. Ein Problem sich auf einmal oder allmählich löst. Plötzlich gibt es keine Pandemie-Beschränkungen mehr, friere ich nicht mehr (so sehr), muss ich keine nervigen Seminare mehr besuchen und kann mit anderen Menschen zusammen essen. So einfach ist es. 

Eigentlich ist es nicht ganz so einfach, aber der Weg, der da hin führte, war kein Raketenstart, sondern eben ein langsamer, mühsamer Aufstieg. Mit zwischenzeitlichen Abstiegen. Es mag auch jetzt jederzeit wieder bergab gehen. Aber wir bzw. ich war(en) schon einmal oben. Das bestärkt. Der Weg ist vorgebahnt. Es geht also rein theoretisch wieder. Vielleicht sogar mit weniger Mühe und ohne Landkarte. 

Was noch allmählich besser wird, aber in dem typisch deutschen Gemoser und Gejammer untergeht: Die Temperaturen, das politische Engagement junger Generationen, das Bewusstsein über die Notwendigkeit zwischenmenschlicher - und Selbstfürsorge, die Priorisierung von Leben und Gesundheit über Arbeit und Reichtum. 

Was leuchtet eigentlich da hinten? Etwa Hoffnung?

Was bei mir persönlich unerwartet gut läuft, ohne dass ich es je erwartet hätte: Das WG-Leben, die Beziehung zu Familie und einigen Freund:innen, die Genussfähigkeit, Akzeptanz von Einsamkeit und oha, dass ich ein grobes Ziel vor Augen habe. Haltet euch fest, werden wir doch alle irgendwann erwachsen?! So traurig ich diese Aussicht lange Zeit fand - es ist schon erleichternd, von vielen Unsicherheiten und emotionalen Unbändigkeiten nicht mehr ganz so getroffen zu werden. Es bleiben schließlich immer noch genug davon, bevor das Leben langweilig wird. 

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