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Nicht alles easy

Wie Dinge einfach so in den Schatten treten können. Plötzlich gibt es keine Straßenbahn, kein Wlan, keinen Supermarkt mehr. Plötzlich reicht es nicht mehr aus, sechs Stunden einfach „anwesend“ zu sein. Plötzlich scheint der Gedanke, spontan abends wegzugehen, so weit weg wie die chinesische Mauer.
Man macht nicht spät nachts Hausaufgaben, um die mündliche Note noch irgendwie hinzubiegen – weil hier eine andere Art Leistung gefragt ist. Man schmiert sich keine Farbe mehr ins Gesicht – weil das Schönheitsideal hier ein anderes ist. Man macht sich keine Gedanken, wo man am besten feiern kann – weil die Anzahl der Möglichkeiten gleich null ist. Kurz: Der Mikrokosmos, in dem man sich bewegt, hat sich verändert.

Man macht sich Vorwürfe, so zu leben, wie es  20 Jahre lang normal für einen war. Ohne Blick nach links und rechts. Man stellt sein Tun infrage hinsichtlich Kindern, die den Kindergarten verlassen mit dem Wissen, dass zuhause die tägliche Gewalt auf sie wartet. Man besucht den Dienst für einen Gott, über dessen Existenz man nur spekulieren kann. Man feiert diese Messe zusammen mit Menschen, die sich gläubige Katholiken schimpfen, während sie ihre Frauen betrügen. Man wächst zusammen mit Menschen, mit denen man willkürlich zusammen gesteckt wurde. Wer sagt, die Welt sei so klein, der lügt. Kinder weinen auch in Deutschland. Der Grund ist nur ein anderer. Hier diskutiert man vielleicht auch über Rente- aber nicht wann und wie viel, sondern ob. 

Diesen Beitrag schrieb ich an einem Tag, der mich vor einige Herausforderungen stellte. Er soll keineswegs ueberheblich oder pessimistisch klingen. Nur kommen solche Momente inmitten all der schoenen einfach auch und ich halte es fuer wichtig, auch diese Seite der Medaille zu zeigen. 

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Mal wieder was Rührseliges, jetzt, wo die Tage wieder grauer werden, nach einem bombastischen Sommer. Wofür bist Du dankbar? Das ist bei den meisten von uns nicht das, worauf unser Fokus liegt (ein paar Sonnenscheinchen und Frohnaturen ausgenommen, die wahrscheinlich eine sehr gesunde Psyche und Gedankenwelt haben). Umso mehr möchte ich es mir aktiv ins Denken holen. Es gibt immer irgendetwas, das nicht klappt, das unzufrieden macht. Jede:r von uns hat Defizite. Aber die sollten nicht unsere volle Aufmerksamkeit bekommen.  Wofür ich selbst dankbar bin: - ein langer, heißer Sommer voller Sonne - süß-saure, gelb-rote Falläpfel - tiefstehendes Licht am Spätnachmittag - die Ruhe nach einem wuseligen Tag - meine Großeltern noch zu haben - weite Sweatshirts aus dicker Baumwolle - Kontakt zu Freund:innen - wo auch immer sie sind - Kissen - Zimmerpflanzen - Kohlrabi  - Funk & Fernsehen - Abendstunden in meinem Sessel - mein Handy Ich könnte die Liste noch eine Klopapierrolle lang weiterfüh
Wohin sind die Tage, an denen es scheinbar unendliche Mengen an Mate und Zeit gab?  Wohin die Abende, an denen es egal war, wann oder ob wir ins Bett gehen?  Wo sind die spontanen Bäder im Fluss am späten Nachmittag und das Versumpfen in einem packenden Gespräch?  Unbemerkt sind sie gegangen. Ihr Fehlen fällt erst jetzt auf.  Here we go, Erwachsensein.
Wann hat das eigentlich angefangen, dass sich keine:r mehr festlegen will? Alle Optionen, Menschen und Beziehungen ganz offen ? Reicht eine Person nicht oder wollen sie alles haben oder die Möglichkeit (und das damit einhergehende Gefühl), alles haben zu können?  In mein Herz und meinen Kopf passt für eine tiefe Beziehung zueinander (und wieso sollte ich etwas darunter wollen?) maximal eine Person.  Wieso sollte ich eine beliebige Aktivität mit jemand anderem teilen wollen, wenn ich sicher weiß, dass ich sie ganz wunderbar mit dieser einen bestimmten Person teilen kann? Dass wir gut beim Reden, Wandern, Rumalbern oder im Dunklen, Kalten grummelig zusammen nach Hause Stapfen harmonieren?  Ich habe ja, außer wenn ich muss, auch nicht freiwillig mehr als eine Arbeitsstelle, Handynummer, mehr als ein Bett,  oder feiere meinen Geburtstag mehr als einmal. Weil die schönsten Dinge (okay, diese Argumentation greift bei der Arbeitsstelle nicht so ganz) eben nur im Original schön sind. Weswegen