Wer bist du, wenn keiner hinschaut?
Trauen wir uns nicht, wir selbst zu sein? Was hält uns davon ab? Die Furcht vor der Verurteilung oder Ablehnung der anderen. Das Bangen, wenn wir uns verletzlich zeigen, verletzt zu werden, und zwar für das, was wir sind - und nicht das, was die angepasste Version unserer selbst vorgibt zu sein. "Ich mag dich nicht" ist schwerer zu verdauen als "Ich mag dein dominantes Verhalten in Gruppen nicht". Oft verstehen wir aber das Erste, wenn eigentlich das Zweite gemeint ist. Jemand mag nicht, wie du kaust? Das ist in Ordnung. Ihr müsst nicht zusammen essen. Oder du bemühst dich, leiser zu kauen (was, zugegeben, nicht so einfach ist). Selten(er, als wir denken) lehnt uns jemand als ganze Person ab. Wenn, tut es besonders weh. Sagt aber eigentlich nichts über uns aus. Nur, dass diese eine Person uns eben nicht mag. Was wahrscheinlich genauso viel mit ihr zu tun hat wie mit uns. Verklickere das aber mal meinem Selbstvertrauen.
Da gerade Sommer und das Leben echt knackig ist, möchte ich hier aber noch ein bisschen Sonne herein lassen. Im Sommer ist alles irgendwie leichter, unbefangener als im Rest vom Jahr (also in Deutschland: in den zehneinhalb anderen Monaten des Jahres). Außer Mückenstichen juckt einen nichts so richtig (und das im bitterbierernsten Deutschland! Wir, die wir Gelassenheit so gut können wie Samba tanzen) und ätzende Aufgaben lassen sich mit Vogelzwitschern im Ohr, eiskalten Genussgetränken und einem azurblauen Himmel auch ganz gut ertragen. Wir kleben ständig und die Luft in geschlossenen Gebäuden ist wie ein engmaschiges Netz, das einen umfängt, auch wenn man das gar nicht will. Viel zu dicht jedenfalls. Aber sogar das ist okay, denn alles lebt, vibriert, fließt und das Leben macht Spaß (zumindest bis zu einer Temperatur-Obergrenze, darüber wird's auch wieder unerquicklich). Jede Wassertonne, jedes Schnapsglas lädt zum Baden ein und alle sind auf einmal so attraktiv, wowwowwow. Nächte kommen einem länger vor und das Fallen eines Apfels ins Gras beglückend.
Dazwischen schneidet nur ab und zu mit scharfer Klinge die Einsamkeit. Während anscheinend alle mit ihrem Bedeutsamen Anderen (Partner, Freund:innen, Familie - wer alles unter significant other im Englischen fällt, ist mir noch nicht ganz klar) tolle Urlaube oder Radtouren machen oder auf Open-Air-Konzerten abtanzen, sitze ich armer, unliebenswerter Drops hier allein in meinem Zimmerchen und bemitleide mich selbst. Keine:r, der/die mit mir zusammen im Gras liegen und Zecken aufsammeln will. *seufz* *heul* Wie ist das Leben gemein.
Wie geht's euch dieser Tage? Sanfte Brise, Windstille oder Monsun? Teilt es mit mir.
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