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Nette Neuig- und Nichtigkeiten

Ode an ein Kaff

Grüne Wälder, Täler, Rinder
Rumwuselnde Kinder
Wolkenfreier Sternenhimmel
Gemüse (fast) ohne Schimmel
Vaterunser und Fürbitte
Christusstatue in der Mitte
Opis schlürfen Brei
Caro auf Standby.

Mit diesem literarischen Erguss leite ich eine weitere Folge von "Blond in Bolivien" ein, der erfolgreichen Soap über eine planlose Deutsche in der bolivianischen Pampa ein. Besonders viel ist in der letzten Woche nicht passiert. Dienstagabend fand das Kindergartenfest statt, für das die Kinder so lange geübt und die Lehrerinnen fast in die Verzweiflung getrieben hatten. Die Hälfte der hüpfenden Kiddies verpasste ich leider, weil ich irgendwie (Halbschlaf?) nichts von der Veranstaltung am Tag zuvor mitbekommen hatte. Die Choreografien klappten (überraschend) gut. Als die Piepenfitze in ihren extra bestellten, individualiserten Outfits Hoola-Hoop-Reifen schwangen, war ich irgendwie im Glück. Auch war interessant zu beobachten, wie brav die Frechdächse in Anwesenheit ihrer Eltern sind. Letzte Woche haute mir ein Vertreter der Rotznasen auch mal eins runter. War wohl nicht so geplant und sowieso, waren wir nicht alle mal jung und Anti-Autorität? :) 


Die Fahrt nach Santa Cruz am Freitag überlebte ich nur knapp, bevor meine übervolle Blase wie ein Glas in ihre Fragmente zerspringen konnte. Eine Pause in sechs Stunden will einkalkuliert sein. 
Am Samstag besuchten wir ein Abschiedskonzert einiger ehemaliger Freiwilliger. Die Mädels im Waisenheim verabschiedeten sich unter Tränen und mit Tanz, Gesang und Briefen von den drei Deutschen. Wir Frischlinge waren beeindruckt, was die "Alten" hier alles geschafft hatten. Sie waren Lehrer, Vorbilder und Freunde geworden. Für den Sonntag hatte Chrissis Gastschwester Sandra sämtliche Cousins - nur ein kleiner Teil des Nachwuchses des potenten Onkels- zu einem Grillfest anlässlich der Verabschiedung ihrer ehemaligen Gastschwester Wiebke eingeladen. "Saufgelage" trifft das Ganze wohl besser: Bei einem der Spezialisten hörte ich bei Cuba Libre Nummer 7 auf, zu zählen. Dementsprechend überschwänglich umgarnten sie Chrissi, die an diesem Abend noch eine Beziehungsanfrage der ernsteren Art bekam. Am Montag stand mal wieder ein Ausflug in die Einwanderungsbehörde an. Die Zeit bis zur Abfahrt nach Comarapa überbrückte ich mit einem Bummel über einen der riesigen Märkte des Irrgartens Santa Cruz mit Alina und Maja. Vergesst Kaufland, Ikea und co.: Hier bekommt ihr alles! Vom Besen in Regenbogenfarben über Gemüse bis zu Klopapier. Die Fläche, die der Markt einnimmt, schätze ich etwa auf die Größe von Comarapa. Aus Zwanzig-Liter-Putzeimern kann man alle möglichen Flüssigkeiten erwerben, die mehr oder weniger süß, aber meist ziemlich schmackhaft schmecken. Zum Stutzen bringt einen immer wieder das Preisverhältnis: Während man für eine 600ml-Flasche stilles Wasser mal locker einen Euro hinblättert, bekommt man einen Käse-Empanada schon für umgerechnet 20 Cent.
Die anderen Freiwilligen unternehmen derweil Camping-Ausflüge, nehmen an Volleyball-Turnieren teil oder nehmen Tanzstunden. Ich? Ich fahre mal wieder zur Abwechslung ein paar Stündchen Bus. Leider geil.

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Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.