Ich werde euch jetzt etwas erzählen,
was euer bisheriges Bild von Comarapa gründlich auf den Kopf stellen wird, da
es in kompletten Kontrast zu dem steht, was ich in meinen vorherigen Blogs über
diesen Fleck der Ruhe berichtet habe. In Comarapa kann der Bär steppen. Ich
weiß, das klingt verrückt, und wer jetzt völlig verwirrt ist, darf auch gerne
erstmal ein Gläschen auf den Schock trinken – aber seit Melli, Wiebke und Anton
diesen Tempel der Verschlafenheit betreten haben, ist nichts mehr, wie es
vorher war.
![]() |
Erste Pause mit Blick auf Comarapa und Umland |
Dinge, die sich verändert haben:
- Ich habe mich freiwillig in ein Gotteshaus begeben und der dort stattfindenden Messe beigewohnt. Glaubt es oder lasst es sein – es war schön. Vor allem der Jugendgottesdienst brachte eine viel gelassenere Botschaft rüber, als man das aus deutschen Weihrauchlokalitäten kennt. Der Sonntagsgottesdienst endete mir einer Prozession, bei der ein geschminktes Jesuskind auf einer mit rosa Tüll geschmückten Bahre durchs Dorf getragen wurde. Die halbe Gemeinde mitsamt Marschkapelle folgte und lauschte andächtig den Worten, die eine der Dominikaner-Schwestern an jeder Häuserecke an sie richtete.
- Halb angezogen zur Dusche zu schlappen ist leider nicht mehr möglich. Der unter dieser praktizierte Gesang auch nicht.
- Dieses Wochenende habe ich nicht in der Metropole der Mückenstiche verbracht. Dolli, die für das hiesige Jugendzentrum verantwortlich ist und Mellis Gastmama, wanderte mit uns zu einer Lagune. Obwohl es in der knalligen Sonne konstant bergauf ging – teilweise in gefühlten knapp 90°-Winkeln -, war es ein wunderschönes Erlebnis für uns alle. Dolli hatte Tortilla vorbereitet, die wir an dem grünen Tümpel genüsslich verspeisten. Als wir auf der Runterfahrt Coldplays „Viva la Vida“ hörten, nahm ich genau das wahr: Das Leben, das einen manchmal überrascht mit seiner Intensität und seinen unerwarteten Momenten des Glücks. Mit dem Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
- Die
Zeiten, in denen ich mit keinem hier auf Deutsch palavern konnte, sind
vorbei. „Wer Bewährtes in den Wind schlägt, muss sich nicht wundern, wenn
er in einen Sturm gerät.“ Thom Renzie hat Recht: Mit neuen Erlebnissen
kommen auch neue Herausforderungen hinzu. Ich muss mich etwas von meinem
Einsiedlerdasein lösen.
Beinah oben angekommen - uns hängen die Zungen
Von den Ereignissen in Deutschland bekommt man hier nicht
allzu viel mit. Deshalb würde ich mich freuen, vom Einen oder Anderen von euch
auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Seien es Flüchtlingskrise,
persönliche Geschichten oder einfach ein paar Worte zum Wetter – über
Nachrichten freue ich mich wie Bolle!
Schreibt mir – aus Freiburg, Reutlingen, Hechingen und dem Rest der Welt!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen