Direkt zum Hauptbereich

Kommt da noch was?

Das Leben besteht nicht aus Honig. Man muss kein:e Ukrainer:in sein, um das irgendwann festzustellen. Spaß machen kann es mitunter trotzdem. Ein stellenweise gutes Leben reicht mir aber nicht. Ich möchte es streckenweise. Eigentlich sogar die ganze Fahrt. 

Soll ich meine Erwartungen reduzieren? Einfach keinen Anspruch mehr ans Leben stellen? Das kommt mir wie Aufgeben vor. Oder ist es die ultimative Freiheit? Ich weiß es nicht. Etwas in mir aber dürstet, will mehr als das tägliche Ein und Aus, den Kreislauf aus Arbeit, von A nach B, Spazieren, Haushalt, gute Nacht. Ein Feierabendbier reicht mir nicht, um zu kompensieren, was den ganzen Tag lang unbefriedigend war. Verlange ich zu viel? 

Die Menschen in meinem Umfeld handhaben diese Erwartungs-Realitäts-Schere unterschiedlich: Die Einen definieren sich darüber, beruflich Verantwortung zu übernehmen. Etwas zu erreichen. Vielleicht sogar einen Mehrwert zu schaffen. Andere probieren sich an Beziehungen aus, experimentieren mit Nähe, Verbindlichkeit, Körperlichkeit und der Mono-Poly-Frage. Wiederum Andere kümmern sich um Tiere, Kinder, andere vulnerable Gruppen, kämpfen für Gerechtigkeit oder versorgen dort, wo die professionelle Hand nicht ausreicht. Dann gibt es noch die Gruppe, die Zufriedenheit in der Verwirklichung ihrer Wünsche, Leidenschaften und Impulse findet. Das kann natürlich auch bei allen vorher genannten Personen so sein, allerdings steht es da weiter unten auf der Prioritätenliste und wird auch eher kurzzeitig eingeschoben, "wenn es gerade passt". 


Was ist nun aber mein Weg, frage ich mich und tue vor lauter Grübeln - Nichts (generell immer eine Empfehlung, einfach erstmal in Schockstarre zu verfallen und gar nichts mehr anzufangen, dann kann nämlich auch nichts schiefgehen). Lethargie überkommt mich, denn so richtig passen will keine dieser Optionen. Was wahrscheinlich daran liegt, dass es nicht meine Ideen sind, sondern ich sie nur von Anderen abgeguckt habe. Selber suchen, ist die Devise. Wenn ich nicht sofort finde, weitersuchen, und zwar nicht gedanklich Möglichkeiten durchspielen, sondern machen. Der coolere große Bruder von wollen. Der aber eine gewisse Tendenz hat, sich mit dem inneren Schweinehund anzulegen. Den es dann wiederum niederzuringen gilt. 

Haariges Unterfangen, ich seh schon. Aber mit lukrativer Aussicht, denn am Ende, so stelle ich mir das vor, finde oder schustere ich etwas, was so viel erfüllender ist als 9 zu 5 und Hamsterrad. Wie gesagt: So stelle ich mir das zumindest vor. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Einsamkeit

Einsamkeit bricht nicht plötzlich über einen herein wie ein Gewitter. Vielmehr schleicht sie sich leise, zunächst unbemerkt an. Schwelt wochen- oder monatelang vor sich hin wie Schimmel, bis zu dem Tag, an dem man beim Staubsaugen die Zimmerecke mal etwas genauer inspiziert. Ab diesem Moment, der durch einen leichten Schreck gekennzeichnet ist, fragt man sich: Wie konnte ich das so lange nicht sehen?  Das Problem ist: Genau wie gegen Schimmel gibt es gegen Einsamkeit kein akut und sofort wirksames Heilmittel. Das ist das Blöde an Erwachsenenproblemen, dass man sie nicht einfach wegheulen oder -trösten kann. Eine Internetrecherche fördert auch keine neuen Weisheiten: Einfach raus gehen, Vereinen beitreten, Leute ansprechen. Introvertierten Menschen läuft es kalt den Rücken hinunter.  Vor allem hat die Einsamkeit bei mir nicht unbedingt etwas mit einem Mangel an Kontakt zu tun. Vielmehr ist der die Folge, und die eigentliche eitrige Wurzel liegt in einem Gefühl der Leere. An Si...

Im Sumpf

Viele von Euch kennen das, in der ein oder anderen Ausprägung, in stärkerem oder schwächerem Ausmaß: In den Seilen hängen. Im Loch hocken. Durchgelatscht sein. Während viele Depression immer noch mit Traurigkeit und Weinen assoziieren, macht sie sich bei mir eher durch Leere bemerkbar. Oder eben nicht. Sie fällt einem nicht auf wie ein Ausschlag, der plötzlich auftaucht und sich ausbreitet. Viel mehr schleicht sie sich von hinten an. Genussvolle Aktivitäten machen nicht mehr so viel Spaß, Raus zu gehen stellt eine scheinbar unüberwindbare Hürde dar und die Zukunft wirkt nicht geheimnisvoll, sondern wie eine trockene Steppe ohne Aussicht auf Wasser (etwas zugespitzt, ja). Die Gedanken bleiben nicht bei dem, was man gerade tut, sondern machen munter Ausflüge in die Vergangenheit, in der ja alles vermeintlich so viel besser war. Zurück bleibt ein schaler Geschmack und am Ende des Tages die Frage: Was habe ich heute eigentlich gemacht?  Ich bin im Kopf überall, aber nicht hier. In mein...
Aus dem letzten Loch pfeift sichs auch irgendwie. Wenn sie dir sagen, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Trotzgefühl her. Doch. Es geht, und wie es geht.  Es wäre gelogen, zu behaupten, dass ich keine Zweifel habe. Die werde ich immer haben. Allein schon deshalb wäre ich nie diejenige gewesen, die zum Mond fliegt. Da könnte viel zu viel schief gehen. Ach, und ist das überhaupt ein erstrebenswertes Ziel, den Mond zu betreten? Dürfen wir das überhaupt? Gibt es nicht Wichtigeres zu tun? What about this, what about that... Der Zweifel als Konstante. I bims, 1 Unsicherheit.  Nichtsdestotrotz und darüber hinweg geht's weiter. Irgendwie geht's immer, und zwischendurch sogar ganz gut. Wer hätte das gedacht? Ich nicht. Trotz und Selbstbehauptungswillen (und Sturheit - nicht stolz drauf) sind mächtige Triebkräfte. Wenn auch nicht immer in die richtige Richtung.  Dabei weiß ich manchmal nicht, ob ich gerade wirklich weiter komme oder einfach weiter mache . Bewegt sich etwas vo...