Die meisten Momente in meinem Leben verbringe ich allein. Ich arbeite, wandere, schlafe und scrolle (überwiegend) allein. Das finde ich auch gut so. Nur manchmal flüstert eine leise fiese Stimme: "Ist das normal?" Es mag mein heteronormatives Weltbild sein, Angst vor Einsamkeit (im Alter) oder eine gesunde Prise Selbstkritik - diese Stimme kann mir ganz schön zusetzen. Worte wie "Eigenbrötler", "Katzenlady", "Weirdo" oder "Dauersingle" schieben sich in mein Bewusstsein. Werde ich komisch, wenn ich zu viel Zeit alleine verbringe? Eigne ich mir nach und nach seltsame Verhaltensweisen an, ohne es zu merken? Werde ich zu dieser Person, die von anderen mit Befremden mit einem gehörigen Sicherheitsabstant beäugt wird? Über die Mütter zu ihren Kindern sagen "nee, mit der spielen wir nicht" oder "Schatz, ich weiß auch nicht, was mit ihr los ist"? Aua.
So gern ich allein bin (es kann gar süchtig machen), fürchte ich doch die Isolation. Durch eine unsichtbare Wand von den anderen getrennt zu sein, weil in leuchtenden Buchstaben auf meiner Stirn geschrieben wird: Seltsam. Bitte nicht anfassen.
Wer teilt es mir mit, wenn ich mich langsam in einen Eremiten mit gesellschaftsunfähigen Einstellungen verwandle? Wer hat den Mut, mir zu sagen, dass ich vielleicht sehr individuell, aber auch sehr inkompatibel mit den meisten Menschen bin? Ist es vielleicht schon so weit?
Vielleicht muss ich meine Befürchtungen einem Realitätscheck unterziehen. Um klarer beurteilen zu können, ob ich dabei bin, mich ins gesellschaftliche Aus zu manövrieren. Oder ob ich einfach etwas offener und selbstbewusster mit meinen Ecken und Kanten umgehe. Falls Ersteres der Fall ist: Teilt es mir mit.
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