Direkt zum Hauptbereich

Oh well...

 Alle paar Wochen überkommt es mich: Das große Abrechnen. Was habe ich eigentlich bisher geschissen gekriegt in meinem Leben? Nüchtern betrachtet: Nix. Also, nichts, was sich irgendwie in Materie niederschlägt. Keine Ausbildung, kein Beruf, kein Titel, Haus, Hund. Geschweige denn so etwas wie eine stabile Partnerschaft. Ich bin liiert mit einem Kopf voller Fragen und die intimste Beziehung ist die zu meiner Bettdecke (die lasse ich dafür ganz nah an mich ran). 

Stellt sich die Frage: Was habe ich eigentlich die ganze Zeit gemacht? 25 Jahre sind ja nicht eben mal so den Gulli hinuntergeflossen - oder? 

Wenn ich genau darüber nachdenke, fällt mir wirklich nicht ganz so viel ein. Ich habe viel dessen betrieben, was man euphemistisch "Selbstfindung" und realistisch "Faules Rumgeeire" nennen kann. Also eigentlich nichts. Spotify durchstöbert, Chatnachrichten geschrieben, in Unibibliotheken rumgehangen (fürs gute Gewissen und den Automatenkaffee), eine Menge Stumpfsinn verzapft und geschlafen. Ach ja, und natürlich gegrübelt. Über das Leben, von dem ich in jenem exakten Moment natürlich nicht viel mitbekam. Weil ich ja schließlich damit beschäftigt war, darüber nachzugrübeln. 

Doch irgendwie bereue ich nichts. Vielleicht würde ich es sogar wieder genau so tun. Weil es sich in dem Moment gut und richtig anfühlte. Noch ein Viertelstündchen länger Kaffee trinkend in der Küche rumzuhängen, um mich ein Stück anzunähern an die Antwort darauf, was ein Leben lebenswert macht (Kaffee kann durchaus dazu gehören). Das kann ich gut vor mir selbst rechtfertigen, wenn ich es mit einem alten Kalenderspruch halte: Das Leben ist eine Sammlung vieler einzelner Momente. Die, die ich erleben durfte, gefielen mir in der Mehrzahl der Fälle ganz gut, und der Rest ist auch für irgendetwas gut. Persönliche Reifung, Entwicklung und das, was sich so trocken "Erwachsen werden" nennt und sich für mich in etwa anfühlt wie das Ertragen einer nassen Jacke, weil laut im Bus zu jammern sie auch nicht trocknet. 

Also Schluss mit dem Mimimi. Jedem das Seine, und meins ist eher ein softes Taschentuch als ein Hartschalenkoffer (oder Eigenheim). 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.