Wie Dinge einfach so in den Schatten treten
können. Plötzlich gibt es keine Straßenbahn, kein Wlan, keinen Supermarkt mehr.
Plötzlich reicht es nicht mehr aus, sechs Stunden einfach „anwesend“ zu sein.
Plötzlich scheint der Gedanke, spontan abends wegzugehen, so weit weg wie die
chinesische Mauer.
Man macht nicht spät nachts Hausaufgaben, um
die mündliche Note noch irgendwie hinzubiegen – weil hier eine andere Art
Leistung gefragt ist. Man schmiert sich keine Farbe mehr ins Gesicht – weil das
Schönheitsideal hier ein anderes ist. Man macht sich keine Gedanken, wo man am
besten feiern kann – weil die Anzahl der Möglichkeiten gleich null ist. Kurz:
Der Mikrokosmos, in dem man sich bewegt, hat sich verändert.
Man macht sich Vorwürfe, so zu leben, wie
es 20 Jahre lang normal für einen war. Ohne
Blick nach links und rechts. Man stellt sein Tun infrage hinsichtlich Kindern,
die den Kindergarten verlassen mit dem Wissen, dass zuhause die tägliche Gewalt
auf sie wartet. Man besucht den Dienst für einen Gott, über dessen Existenz man
nur spekulieren kann. Man feiert diese Messe zusammen mit Menschen, die sich
gläubige Katholiken schimpfen, während sie ihre Frauen betrügen. Man wächst
zusammen mit Menschen, mit denen man willkürlich zusammen gesteckt wurde. Wer
sagt, die Welt sei so klein, der lügt. Kinder weinen auch in Deutschland. Der
Grund ist nur ein anderer. Hier diskutiert man vielleicht auch über Rente- aber
nicht wann und wie viel, sondern ob.
Diesen Beitrag schrieb ich an einem Tag, der mich vor einige Herausforderungen stellte. Er soll keineswegs ueberheblich oder pessimistisch klingen. Nur kommen solche Momente inmitten all der schoenen einfach auch und ich halte es fuer wichtig, auch diese Seite der Medaille zu zeigen.
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