Direkt zum Hauptbereich

Aller Anfang ist schwer

Ein weiterer Sonntag auf dem Energieniveau einer löchrigen Hängematte. Zeit für ein erstesRResumé nach einer Woche in Comarapa.
Klimatisch ist dieses Fleckchen eine Wohltat. Bis ich gestern in Santa Cruz ankam, waren meine Schweißdrüsen praktisch arbeitslos. Dafür schob meine Gänsehaut morgens und abends die ein oder andere Schicht.
Die ersten zwei Tage verbrachte ich im "Kinder" - hier eine geläufige Bezeichnung für die Vorschule. Vormittags und nachmittags kommen jeweils vier Gruppen fünfjähriger Energiebömbchen angeprescht und werden von jeweils einer Lehrerin betreut. Meist wird zuerst gebetet (die Kinder können das Vaterunser aus dem Schlaf) und gesungen bzw. Gegröhlt, dann gebastelt, Buchstaben gelernt und gespielt. Zwischendurch gibt es eine Mahlzeit und für fünf Minuten wird die Bande leise. In der Pause geht's raus auf den Spielplatz mit Rutsche, Schaukel und Karrussell. Am Ende mit ihren Kräften sind dir Zwuckel bis zum Ende nicht, aber darum kümmern sich dann die vor dem "Kinder" wartenden Eltern kümmern.  Meine Beteiligung beschränkte sich bislang darauf, den Kindern beim Malen und Kleben zu helfen. Ansonsten stehe ich mit wenig geistreichem Blicl in der Gegend rum oder tue so, als ob ich das Gebabbel der Kinder verstehen würde.  Tue ich nämlich nicht. Obschon einige Störenfriede darunter sind, empfinde ich die Kinder als neugierig und sehr lieb. Schon beim Eintreten in die Gartenanlage fällt auf, wieviel Liebe zum Detail hier dahinter steckt. Ich glaube, das liegt an der Fürsorge der Schwestern, die den Kindergarten leiten. Auf dem Weg nach Hause knurrt mir immer so der Magen, dass ich mir erstmal ein Brötchen kaufe. Die Mittagspausen und Abende verbringe ich meist allein, wodurch irgendwann Einsamkeit aufkommt.  So beschloss ich, das Wochenende in Santa Cruz zu verbringen. Die Christusstatue, der Markt voller Gemüse und die freundlichen Menschen machen Comarapa zwar wirklich liebenswert ; da ich aber nicht als schweigende Schwester enden möchte und eine Tasse Tee jetzt nicht sooo ein toller Gesprächspartner ist, fläzte ich mich am Samstag morgen um fünf in den Bus und ließ mich nach Sweat City karren. Bevor ihr jetzt trockene Augen vom vielen Lesen bekommt,  höre ich hier auf und melde mich bald wieder. Fortsetzung folgt!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freitagskram

Hier mal wieder eine kreuz und quere Ausschüttung meiner Gedanken der letzten Stunden:  - Lasst uns einen Moment innehalten und dankbar sein, was Medizin heute alles bewirken kann. Welch eine Macht! Immer, wenn sich mein Körper auf unerwünschte Weise meldet, wird mir bewusst, wie großartig Medikamente und ihre Entdeckung sind: Wie toll ist es, keine Schmerzen mehr zu haben, den Antrieb zu steigern und die grauen Schleifen, die unsere Hirne manchmal unnötigerweise ziehen, umzulenken? Danke an all die Menschen, die sich unermüdlich dem Ergründen von Regelkreisen, Enzymen und Wirkstoffen gewidmet haben. - Manchmal bereitet es mir eine diebische Freude, mittelalte, manchmal - aber nicht immer - grantige deutschen Mittelstandsbürger:innen irgendwie zu provozieren oder zumindest zu entrüsten. Das tue ich, indem ich zum Beispiel meine Strumpfhose in der Öffentlichkeit aus- oder anziehe (schließlich verschätzt man sich im deutschen Frühjahr und Herbst gerne mal um 5-10 Grad in der Temperat...

Einsamkeit

Einsamkeit bricht nicht plötzlich über einen herein wie ein Gewitter. Vielmehr schleicht sie sich leise, zunächst unbemerkt an. Schwelt wochen- oder monatelang vor sich hin wie Schimmel, bis zu dem Tag, an dem man beim Staubsaugen die Zimmerecke mal etwas genauer inspiziert. Ab diesem Moment, der durch einen leichten Schreck gekennzeichnet ist, fragt man sich: Wie konnte ich das so lange nicht sehen?  Das Problem ist: Genau wie gegen Schimmel gibt es gegen Einsamkeit kein akut und sofort wirksames Heilmittel. Das ist das Blöde an Erwachsenenproblemen, dass man sie nicht einfach wegheulen oder -trösten kann. Eine Internetrecherche fördert auch keine neuen Weisheiten: Einfach raus gehen, Vereinen beitreten, Leute ansprechen. Introvertierten Menschen läuft es kalt den Rücken hinunter.  Vor allem hat die Einsamkeit bei mir nicht unbedingt etwas mit einem Mangel an Kontakt zu tun. Vielmehr ist der die Folge, und die eigentliche eitrige Wurzel liegt in einem Gefühl der Leere. An Si...

Völlig losgelöst

Ich habe kein Wlan zuhause. In meinen Ohren klingt das wie ein Steinschlag, schwer und vernichtend. Soziale Zusammenkünfte bei mir: nicht möglich. Mit einem gewissen Unbehagen lasse ich diese Hiobsbotschaft beim täglichen Plausch mit Freunden fallen. Ich manövriere mich ins soziale Abseits, weil ich Fragen nach einem Besuch bei mir immer wieder ausschlagen muss und keiner mir mittlerweile die Nummer mit dem Internet abkauft. Come on, seriously? Wir leben in 2018, das Einzige, was man ohne Internet kann, ist Hackfleisch braten, Schätzchen. Digital Detox okay, aber gezwungenermaßen ohne Internet, das kannst du deiner Oma erzählen. Ich muss mir immer wieder selbst versichern, dass ich nicht lüge, weil ich ein Misanthrop bin und niemanden zu mir einladen möchte. Aber es ist die Wahrheit, so glaubt mir doch! Ich komme mir vor, als lebte ich in der russischen Tundra anstatt in einer (ost-)deutschen Großstadt. Abgeschnitten, abgehängt, zurück in den 80ern. Ich decke mich mit Büchern ein...