Da heute sämtliche soziale Netzwerke voll sind von 1) süßen
Liebesschwüren und 2) frustrierten Anti-Valentinstags-Posts, werde ich nun auch
meinen Senf zu diesem anscheinend alles dominierenden Thema ab. Das Verhältnis
der Geschlechter zueinander kennzeichnet sich im Gegensatz zum europäischen vor
allem durch mangelnde Diskretion. Der Vorgang beim Erobern des gewählten
Weibchens läuft in etwa so ab:
- Fest/Party/Bar besuchen (besonderes Styling beim Männchen nicht nötig, Frau gerne eng, kurz und knallig)
- Auswahl scannen, Beratung durch Kumpels
- Blickkontakt mit dem gewünschten Exemplar aufnehmen (dieser Schritt kann auch übersprungen werden)
- Weibchen auf ein alkoholisches Getränk einladen
- Schritt 4 beliebig oft wiederholen
- Weibchen zum (Paarungs-) Tanz auffordern, dabei wichtige Daten herausfinden
- wenn nötiger Alkoholpegel erreicht, fragen, ob man die Lokalität mal verlassen könne, um „ein bisschen zu reden“
- – überlasst eurer Fantasie freien Lauf-
Was hierzu nicht zwingend nötig ist:
- Single zu sein
- charmant zu sein
- nüchtern zu sein
- es vorher nicht schon bei drei anderen versucht zu haben
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass das ganze Verfahren
schon seinen Reiz hat. Man lernt nicht nur deutlich schneller und einfacher
Menschen kennen, sondern spart sich auch viel emotional belastenden
Vor-Firlefanz.
Leider bin ich, wie in vorherigen Posts bereits erwähnt,
nicht so der Champ im Paartanz. Das ist aber auch kein Ponyreiten, denn es gibt
–unter vielen weiteren-:
- Cumbia: entweder drei Schritte nach vorne, Hüfte hoch, wiederholen, oder aber ein für die Waden herausforderndes Stolper-Hink-Hüpfen
- Bachata: zwei Schritte zur Seite, Hüfte hoch, wiederholen
- Merengue: meiner Meinung nach unkontrolliertes, flottes Umeinander-Herum-Tänzeln
- Reggaeton: obszön angehauchtes, sehr körperliches Voreinander-in-die-Hocke-Gehen
- Salsa: Keine Ahnung.
-
das Ganze natürlich mit Drehungen
und Figuren, da hört es bei mir allerdings auf-
Immer wieder rätsele ich, woher so gut wie alle
Südamerikaner bei der entsprechenden Musik sofort wissen, was zu tun ist, und
das dann so formvollendet klappt, dass man es für einstudiert halten könnte.
Nehmen die Eltern ihre Sprösslinge mit fünf Jahren zur Seite und geben eine
Tanzstunde? Auch scheint in den bolivianischen Genen die Voraussetzung für ein
Gelee angelegt zu sein, das in den Hüften enthalten ist und diese in
geschmeidigster Art kreisen und schwingen lässt. Kann mir das einer von euch
beantworten? Werden diese Fragen nicht geklärt, muss ich davon ausgehen, dass
ich auf dem neudeutsch „Dancefloor“ einfach der komplette Trottel bin. Über
Hinweise wäre ich sehr dankbar.
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