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Evito - si o no? DIE Entscheidung



Diese Woche war es wieder soweit: Ich saß wortwörtlich im Dunklen. Vielleicht hatte meine Lampe einfach nur ihre Tage, jedenfalls funktionierte sie zwei Tage später wieder einwandfrei. Doch das war nicht das einzige Anzeichen, dass die dunkle Seite der Macht hinter mir her war. Wenige Tage vorher riss meine Hose, meine Mangos waren faulig und im Kindergarten fiel das Wasser aus. Na gut, Letzteres könnte vielleicht damit zu tun haben, dass nach (für deutsche Verhältnisse mäßigem) starken Regen der hiesige Fluss über seine Ufer trat und die Wasserleitungen zerstörte. Das verhalf Comarapa zu landesweitem Ruhm, wurde doch im Fernsehen darüber berichtet! Die Wucht des Wassers nahm wohl auch ein paar Kühe mit und riss eine Brücke ein.
Das eigentliche Ereignis dieser Woche steht aber noch bevor. Was glaubt ihr, was passieren muss, damit ein ganzes Land zwei Tage lang keinen Alkohol konsumieren und spätestens um zwölf, brav wie Schulkinder, in ihrem trauten Heim eintreffen müssen? Richtig, etwas Hochpolitisches. Heute entscheidet sich – denkt euch hier jetzt bitte einen spannungsaufbauenden Trommelwirbel hin-, ob der gute Evo weiterhin im Amt bleiben darf. Genauer gesagt, wird abgestimmt über eine Gesetzesänderung, nach der die Wiederwahl eines Präsidenten beliebig oft möglich ist. Nach einem Misstrauensvotum ist dies schon Evos zweieinhalbste (wie heißt das denn auf Duden-Deutsch?)  Amtszeit; irgendjemand prophezeite, bei einem „Nein“ zur geplanten Gesetzesänderung wandere unser Lieblingsaymara in den Knast.
Spaziert man durch einen beliebigen bolivianischen Weiler, kommt man an dem Thema auch nicht vorbei. Die Wände sind voller Parolen, sowohl für das „Si“ (in schönem, friedlichen Grün) als auch für das rote, etwas aggressiv wirkende „No“. Hier im Departamento Santa Cruz überwiegt Letzteres, die Bevölkerung ist unzufrieden mit der Bevorteilung der Hochlanddepartamentos (La Paz, Potosi…). Schließlich ist Santa Cruz die Kornkammer Boliviens; hier werden Mais, Reis, Früchte, Holz etc. produziert. Eben kam- druckfrisch- die Nachricht herein, dass in Santa Cruz die Wahlzettel ausgegangen sind. Wie bildlich für die bolivianische , na ja, sagen wir „Lockerheit“ ;)

Update 22.02.16: Ob ihr es glaubt oder nicht - mit ca. 51% hat das "NO" gesiegt. Wer haette das gedacht? Alle Prognosen, bis gestern abend um sechs, sprachen fuer ein deutliches "SI". Adios Evo :(
Für uns als außenstehende Nichtwähler mutet das Ganze eher amüsant an- wenn aus „No“-Wandgemälden durch ein paar geschickte Pinselstriche ein „Evo NO te vayas“ (Evo, geh nicht) wird oder wenn Kindern schon kleine „No“-T-Shirts angezogen werden. Auch vor dem Hintergrund, dass Evo mal vor der Weltpresse behauptete, in Deutschland werde so viel Hühnchen gegessen und deshalb seien so viele Menschen homosexuell. Das ist keiner meiner üblichen, nicht zündenden Späße, sondern Realität- und das mit Blick auf die Tatsache, dass Bolivianer sich quasi nur von Hühnchen ernähren, ob gebraten, gegrillt, frittiert, paniert oder in der Suppe. Na gut, lassen wir ihm diese Illusion.
Wandbilder in Sucre- beide Seiten ueberschmieren sich teils gegenseitig- Fotos von Lea Schuetze

Nach wie vor werde ich häufiger „Stefanie“ gerufen oder im Altenheim einfach „chocita“ (Blondie). Dabei bin ich doch fleißig dabei, die Namen der Kinder zu lernen, was bei Kreationen wie „Esnaider“ oder „Dara Iemanya“ kein Zuckerschlecken ist. 

Zum Schluss noch einen Witz:

Treffen sich zwei schöne, reife Rosinen.
Die eine verblüfft zur anderen: „Wieso hast du denn einen Helm auf?“
Die andere, ganz locker: „Na, ich muss heute noch in den Stollen.“

Was ist groß, grau und kann telefonieren?
Ein Telefant.

Was ist klein, pelzig und riecht nach Asphalt?
Ein Teerschweinchen.

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Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.