Anfang Februar. In den Faschingshochburgen
Deutschlands schieben sich mehr oder weniger kostümierte Menschenmassen durch
meist schneematschige Straßen. Bis auf die Sache mit den eisigen Temperaturen
sieht man auf den ersten Blick keinen großen Unterschied zum Karneval in
Bolivien.
Den Auftakt machte eine Wasserschlacht im
Kindergarten. Irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, daran auch aktiv
teilzunehmen; jedoch waren Kinder, Lehrerinnen und sogar die Hermana in ihrer
weißen Kluft am Ende so nass, dass man durch Auswringen unserer Kleider locker
eine afrikanische Großfamilie hätte ernähren können. Die Frechdächse hatten
sich nicht nur mit Spritzpistolen und –rucksäcken ausgestattet, sondern
sprühten auch kräftig mit weißem, gut klebrigem Schaum.
Im Altenheim wurden derweil zwei Könige bzw.
Königinnen gekrönt und mit Make-Up, BH und Cocktailkleidern so aufgebrezelt,
dass ich die Omis kaum erkannte. Unter Luftballons und Luftschlangen gab es
Chicha (alkoholisches Maisgetränk) und schwingende Hüften.
Kaum mehr zu erkennen, diese Partyqueens |
Nach langen Grübeleien entschied ich mich
gegen den traditionellen und weltbekannten Karneval in Oruro, der mir einfach
ein paar Kröten zu viel aus dem Portemonnaie gezogen hätte, und feierte mit
Pauline und Chrissi in Santa Cruz. Unser Mitfreiwilliger Julius verschaffte uns
eine Mitgliedschaft in einer Art Trink-Tanz-Verein, und los ging das Spektakel:
Dreieinhalb Tage Musik, Menschen und Modder. Es wurde geschmissen, was das Zeug
hält: Kinder und sonstige Spaßvögel beließen es nicht bei obengenanntem Schaum,
sondern pfefferten munter Wasserbomben ab und spritzten mit Farbe. Nicht
abwaschbar, klar. Mittlerweile sehe ich aus, als hätten ein paar Hippies mit
Ganzkörperbatik an mir herumexperimentiert. Auf rätselhafte Weise fanden die
Farben ihren Weg durch meine quietschgrüne, sackartige Kutte, die einen jeden
Festivalbesucher als solchen kennzeichnet. Gar nicht so leicht, sich darin
nicht zu bewegen wie ein plumper Sack.
Nach Karneval versuchte ich, mich mal wieder
an die Realität heranzutasten. Dank zehn (!) deutscher Zeitungen, die leicht
verspätet in Comarapa ankamen, bin ich jetzt auch grob informiert, was in
Deutschland so abgeht – na ja, was im Oktober eben so los war ;) Ein weiteres
Dankeschön auch für die Pakete, die mich mit deutschen Süßigkeiten versorgten.
Standardinfo zum Wetter: Santa Cruz heizt sich
auf wie ein Spiegelei auf einer Motorhaube im Sommer, die Regenzeit hält sich
weitestgehend zurück.
Ich hoffe, euch geht es allen gut, die
Studenten sind lebendig aus der Klausurenphase herausgekommen und ihr habt euch
an Fasching ordentlich Berliner reingehauen. Wie immer, freue ich mich über
Nachrichten auf jeglichem Wege!
Tschö mit Ö, Caro
Den Mundschutz haette ich mir um den Kopf binden sollen |
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