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Das Kind



-         Ist zwischen vier und sechs Jahre alt und zwischen knie- und hüfthoch (gemessen am Carolinschen Bein)

-         Spricht bzw. babbelt mittel- bis unverständliches Spanisch; Standardspruch: „X hat mich geschlagen“, wobei die kindliche Stimme zum Ende des Satzes stark ins Weinerliche abdriftet

-         Verfügt über das energetische Niveau eines Elektrizitätswerkes, und zwar vom Krähen des Hahns bis zur Gutenachtgeschichte (und darüber hinaus)

-         Stürzt, springt, rollt und boxt sich um sein Leben; stösst ihn sein Tischnachbar aber versehentlich beim Malen am Arm, bricht es in Tränen aus

-         Sieht in Zahnpasta ein Genussmittel, weswegen es sich mit grosser Freude die leider sehr ungepflegten Beisserchen putzt und dabei das ein oder andere Gramm Zahnpasta extra verzehrt

-         Fischt gerne in seiner Suppe herum, um sich über Fleischstückchen zu wundern und das Gemüse auszusortieren

-         Bittet mit Engelsstimme nach Erlaubnis zum Toilettengang- bei Verneinung rennt es hämisch grinsend trotzdem Richtung Scheisshaus

-         Kann sich über so gut wie alles erfreuen: Das Anschubsen der Schaukel, einen Stups auf die Nase oder einfach eine neue Seite in seinem Arbeitsheft ausmalen zu dürfen

-         Kann tanzen wie Shakira persönlich – wenn es denn möchte (zu den Tanzübungen meist nicht der Fall)

-         Kann sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, einen Metallstab in der Augenbraue zu tragen und zeigt das durch seine Mimik deutlich

Santos, immer gerne am Schlägern
Nach einigen Wochen Arbeit mit Kindern hat sich mein Vorsatz, niemals Kinder zu bekommen, verfestigt. Sollte ich diese Meinung jemals zu ändern gedenke, sprecht bitte mit ernster Miene das Wort „Alvaro“ aus. Dieses kleine Schlitzohr verbringt seine Zeit im Kindergarten ausschliesslich damit, genau das Gegenteil von dem zu tun, was von ihm verlangt wird. Soll es etwas ausmalen, kritzelt es um das Arbeitsobjekt herum; soll es tanzen, bohrt es sich in der Nase oder rennt aufs Klo und schlägt die Tür in die Angel. Unter anderem aus diesem Grund arbeite ich momentan lieber im Altersheim, wo Ruhe herrscht und ich mich auch nützlich machen kann.

 

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Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.