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Es werden Posts vom 2025 angezeigt.

Qualifikationen

 Kann ich was und wenn ja, kann man das verwerten? Diese Frage sollte ich mir eigentlich nicht stellen, denn der Wert eines Menschen bemisst sich nicht daran, was er kann oder tut. Sondern dass er ist , dass er denkt, liebt, glaubt. Wo kommen wir denn hin, wenn wir erst etwas leisten müssen, um existieren zu dürfen? Richtig - in den Neoliberalismus.  Doch ich sitze hier und schau auf meine (je nach Definition 5 oder 8 Jahre) Ausbildung zurück und frage mich, ob mir da etwas beigebracht wurde und wenn ja, was und wo das geblieben ist. Ich habe einen Abschluss, aber bekanntlich stehen Zertifikate nicht für Fertigkeiten. Wenn ich in meinem Lebenslauf Kenntnisse auflisten soll, was schreibe ich? Grundlegende Microsoft-Office-Kenntnisse (was schon halb gelogen ist, Excel treibt mir jedes Mal wieder den Schweiß auf die Stirn)? Deutsch Muttersprache? Morgens Aufstehen (ebenfalls halb gelogen, vor 7 passiert nüscht)? Dass heutzutage Selbstvermarktung eine essentielle Fähigkeit ist, i...

Darf ich...?

 Wer sagt, was ich nicht fragen darf? Wer zensiert meine Meinung und bringt mich zum Schweigen? Das Patriarchat, okay, aber damit würde ich es mir etwas zu einfach machen. Selten hat mir jemand ins Gesicht gesagt, dass, was ich sage, dumm war oder ich kein Recht habe, überhaupt zu sprechen. Dennoch tue ich es nicht. Warum?  Da sind Gebote in mir, die sind absoluter als jeder Gesetzestext. Ungeschrieben Normen und Regeln, die Schrecken einjagen, wenn ich auch nur mit dem Gedanken spiele, sie zu übertreten. Ciao Leben. Was genau passieren würde, das kann ich nicht beschreiben, aber es würde sicher eine Schmach bedeuten. Nun bin ich 30 Jahre alt und trage noch immer Gebote aus Teenagerzeiten mit mir rum und, schlimmer noch, halte mich an sie. Weil ich sie für gültig befinde.  Sei nett zu anderen und hart zu dir selbst.   Widersprich nicht.  Gib anderen stets ein gutes Gefühl.  Hör ihnen zu.  Sei unkompliziert.  Kauf nur so viel, wie du brauchst....

Sommer

Wer bist du, wenn keiner hinschaut?  Trauen wir uns nicht, wir selbst zu sein? Was hält uns davon ab? Die Furcht vor der Verurteilung oder Ablehnung der anderen. Das Bangen, wenn wir uns verletzlich zeigen, verletzt zu werden, und zwar für das, was wir sind - und nicht das, was die angepasste Version unserer selbst vorgibt zu sein. "Ich mag dich nicht" ist schwerer zu verdauen als "Ich mag dein dominantes Verhalten in Gruppen nicht".  Oft verstehen wir aber das Erste, wenn eigentlich das Zweite gemeint ist. Jemand mag nicht, wie du kaust? Das ist in Ordnung. Ihr müsst nicht zusammen essen. Oder du bemühst dich, leiser zu kauen (was, zugegeben, nicht so einfach ist). Selten(er, als wir denken) lehnt uns jemand als ganze Person ab. Wenn, tut es besonders weh. Sagt aber eigentlich nichts über uns aus. Nur, dass diese eine Person uns eben nicht mag. Was wahrscheinlich genauso viel mit ihr zu tun hat wie mit uns. Verklickere das aber mal meinem Selbstvertrauen.  Da gerad...

Sollte ich nicht ....?

Es ist Freitag und mich bedrängt wieder der Freizeitstress. Das Sollte und Könnte. Die Imperative, die mir einreden, es sei nicht genug, einen ruhigen Abend daheim oder in der Natur zu verbringen, sondern ein gelungener Freitagabend sei nur der, der unter Leuten und mit Ereignissen verbracht werde. Unterjoche ich mich also dem Erlebniszwang und zwinge mich, rauszugehen? Eine Veranstaltung zu besuchen oder zumindest im Stadtzentrum zu wandeln? Oder lege ich die Füße hoch, habe die Knabbereien meiner Wahl neben mir stehen und versinke in den Untiefen des Internets? Was ist Routine und was tut mir gut? Was weitet meinen Horizont und was ist bloßer Zwang zur Konformität? Könnte man das nur immer so genau bestimmen...  Ist Alleine Sein nichts wert?  Während ich mich früher wertlos fühlte, wenn ich am Wochenende keine Verabredung hatte, kann ich mittlerweile meist gut alleine sein. Die Selbstzweifel nagen trotzdem manchmal an mir. Vor allem dann, wenn alle Anderen gerade (vermeintli...

Werde ich seltsam?

Die meisten Momente in meinem Leben verbringe ich allein. Ich arbeite, wandere, schlafe und scrolle (überwiegend) allein. Das finde ich auch gut so. Nur manchmal flüstert eine leise fiese Stimme: "Ist das normal?" Es mag mein heteronormatives Weltbild sein, Angst vor Einsamkeit (im Alter) oder eine gesunde Prise Selbstkritik - diese Stimme kann mir ganz schön zusetzen. Worte wie "Eigenbrötler", "Katzenlady", "Weirdo" oder "Dauersingle" schieben sich in mein Bewusstsein. Werde ich komisch, wenn ich zu viel Zeit alleine verbringe? Eigne ich mir nach und nach seltsame Verhaltensweisen an, ohne es zu merken? Werde ich zu dieser Person, die von anderen mit Befremden mit einem gehörigen Sicherheitsabstant beäugt wird? Über die Mütter zu ihren Kindern sagen "nee, mit der spielen wir nicht" oder "Schatz, ich weiß auch nicht, was mit ihr los ist"? Aua.  So gern ich allein bin (es kann gar süchtig machen), fürchte ich doch die...

Freitagskram

Hier mal wieder eine kreuz und quere Ausschüttung meiner Gedanken der letzten Stunden:  - Lasst uns einen Moment innehalten und dankbar sein, was Medizin heute alles bewirken kann. Welch eine Macht! Immer, wenn sich mein Körper auf unerwünschte Weise meldet, wird mir bewusst, wie großartig Medikamente und ihre Entdeckung sind: Wie toll ist es, keine Schmerzen mehr zu haben, den Antrieb zu steigern und die grauen Schleifen, die unsere Hirne manchmal unnötigerweise ziehen, umzulenken? Danke an all die Menschen, die sich unermüdlich dem Ergründen von Regelkreisen, Enzymen und Wirkstoffen gewidmet haben. - Manchmal bereitet es mir eine diebische Freude, mittelalte, manchmal - aber nicht immer - grantige deutschen Mittelstandsbürger:innen irgendwie zu provozieren oder zumindest zu entrüsten. Das tue ich, indem ich zum Beispiel meine Strumpfhose in der Öffentlichkeit aus- oder anziehe (schließlich verschätzt man sich im deutschen Frühjahr und Herbst gerne mal um 5-10 Grad in der Temperat...

Allein Reisen

Reisen führen uns an fremde Orte, zeigen andere Landschaften, Lebensweisen und informieren. Lehrreich können sie aber auch in viel banalerer Weise sein. Was mir meine just zu Ende gegangene (ein bisschen traurig bin ich schon) Reise zeigte:  - Reisen - und ich denke, besonders das Alleine-Reisen - brachte mich auf die höchsten Gipfel und in die tiefsten Täler, vor allem bildlich gesprochen (buchstäblich aber auch). Momente, in denen alles sich zu fügen scheint und ich die Welt umarmen könnte vor Erfüllung, lagen nah an Momenten der Zerknirschung, Einsamkeit und des Zweifels am ganzen Unterfangen (wenn nicht gar dem eigenen Leben). Was die Täler auslöst, scheint dabei fast willkürlich zu sein: Erschöpfung, Harndrang, ein verpasster Bus, eine unsensible Bemerkung, Müdigkeit, Schnarcher (kein Gendern notwendig) im Zimmer oder das Bewusstsein, den ganzen Tag noch mit niemandem geredet zu haben (zugegeben, das ist auch manchmal in meinem Leben zuhause so). Wie man das vermeiden kann, we...