Es ist Freitag und mich bedrängt wieder der Freizeitstress. Das Sollte und Könnte. Die Imperative, die mir einreden, es sei nicht genug, einen ruhigen Abend daheim oder in der Natur zu verbringen, sondern ein gelungener Freitagabend sei nur der, der unter Leuten und mit Ereignissen verbracht werde. Unterjoche ich mich also dem Erlebniszwang und zwinge mich, rauszugehen? Eine Veranstaltung zu besuchen oder zumindest im Stadtzentrum zu wandeln? Oder lege ich die Füße hoch, habe die Knabbereien meiner Wahl neben mir stehen und versinke in den Untiefen des Internets? Was ist Routine und was tut mir gut? Was weitet meinen Horizont und was ist bloßer Zwang zur Konformität? Könnte man das nur immer so genau bestimmen...
Ist Alleine Sein nichts wert?
Während ich mich früher wertlos fühlte, wenn ich am Wochenende keine Verabredung hatte, kann ich mittlerweile meist gut alleine sein. Die Selbstzweifel nagen trotzdem manchmal an mir. Vor allem dann, wenn alle Anderen gerade (vermeintlich) mit Freund:innen oder Partner:in zugange sind. "Warum tue ich das nicht?", fragt dann eine fiese kleine Stimme in meinem Kopf, und manchmal auch: "Warum will ich das nicht?" Mit Anderen zusammen zu sein macht doch Spaß. Sagen sie. Sagt die Apotheken Umschau. Dann muss das doch stimmen.
Sag, dass ich komisch bin, schräg, ungenießbar, eine Außenseiterin, wenn es mir manchmal zu viel ist, mich an jemand anderen anzupassen und genug Gemeinsamkeiten für ein mehr als 30 minütiges Gespräch zusammen zu kratzen. Alle Anderen kriegen das doch auch hin und genießen es sogar ?!? Was ist nur falsch mit mir?
Vielleicht bin ich heute müde oder unzufrieden. Oder im Gegenteil, beschwingt, von einer Idee oer einem Ereignis mitgerissen, und möchte mich davon ganz in Ruhe tragen lassen. Oder mein Kopf kriegt einfach keine anständige Unterhaltung mehr zustande. Denn ich möchte nicht mit jemand anderem zusammen sein, um nicht allein zu sein. Sondern ich möchte ihm/ihr zuhören, etwas zum Gespräch beitragen, etwas erfahren. Das kann ich nicht, wenn ich mich selbst wie eine ausgetretene Gummipantolette fühle. Dann doch lieber Berieselung? Oder Teppich hüten? Oder rausgehen, was erleben, aber allein? Alles möglich. Alles okay. Denn der Spaßverderber bin nicht ich, wenn ich nichts mache (davon abgesehen, dass man ja immer irgendetwas macht. Sei es nur, Toilettenpapier abzurollen.). Sondern die Bewertung von etwas als Schlecht, was eigentlich wunderbar ist: Zeit allein.
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