Kann ich was und wenn ja, kann man das verwerten? Diese Frage sollte ich mir eigentlich nicht stellen, denn der Wert eines Menschen bemisst sich nicht daran, was er kann oder tut. Sondern dass er ist, dass er denkt, liebt, glaubt. Wo kommen wir denn hin, wenn wir erst etwas leisten müssen, um existieren zu dürfen? Richtig - in den Neoliberalismus.
Doch ich sitze hier und schau auf meine (je nach Definition 5 oder 8 Jahre) Ausbildung zurück und frage mich, ob mir da etwas beigebracht wurde und wenn ja, was und wo das geblieben ist. Ich habe einen Abschluss, aber bekanntlich stehen Zertifikate nicht für Fertigkeiten. Wenn ich in meinem Lebenslauf Kenntnisse auflisten soll, was schreibe ich? Grundlegende Microsoft-Office-Kenntnisse (was schon halb gelogen ist, Excel treibt mir jedes Mal wieder den Schweiß auf die Stirn)? Deutsch Muttersprache? Morgens Aufstehen (ebenfalls halb gelogen, vor 7 passiert nüscht)?
Dass heutzutage Selbstvermarktung eine essentielle Fähigkeit ist, ist bekannt, aber dass sie meinen Wert sogar in meinem eigenen Denken bestimmt - war das so gedacht? Was ist mit Gottes bedingungsloser Liebe, wenn ich arbeitslos (nein, natürlich arbeitssuchend - ich tue schließlich alles, um mich so schnell wie möglich wieder in das Haifischbecken zu stürzen - hooray) bin? Liegt der verrutschte Maßstab, das Unrund-Laufen in der Gesellschaft, in den Anreizen, die sie uns für die Unterjochung unter das Ideal des fleißigen Arbeitenden gibt, oder in mir selbst? Wer glaubt an mich, wenn nicht mal ich selbst es tue? Mit Anlauf kopfüber ins Scheitern.
Schicksal, gib mir Talent oder so viel Disziplin, das Fehlen davon auszugleichen. Denn momentan liege ich hier rum, zähle die Flusen meines Teppichs und fühle mich wie ein Loch im Socke: unnötig.
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