Direkt zum Hauptbereich

Anpassung Extrem

 Welchen Preis zahlen wir für Konformismus? Dazuzugehören ist für mich eine der Kernbestrebungen meines Daseins, doch was opfere ich dafür? Individualität? Bleiben meine Wünsche auf der Strecke, wenn ich nicht den Mut habe, mal etwas anders zu machen als andere? Oder etwas zu machen, was andere kacke finden? Was daran verängstigt mich so? Dass ich dann auf mich zurückgeworfen bin? Vertraue ich mir selbst so wenig, dass ich glaube, dann nicht zu überleben? 
Es gibt Fragen. Für euch klingen sie vielleicht wie rhetorische Fragen, weil natürlich KEIN MENSCH stirbt, wenn seine Kolleg:innen kacke finden, dass er/sie sich etwas lauter räuspert, SPD wählt oder Reggaeton hört. Das wär ja nochmal bunter. 

Bunter ist es nur dann, wenn wir alle wir selbst sind und nicht angepasste, zurechtgestutzte und geglättete Versionen des immer gleichen Produkts. Ich bin keine Dose Chips. Meine Innereien schmecken nicht gleich wie die der anderen. Spaß. Was ich meine: Wir kommen nicht genormt auf die Welt, wieso dann die Stutzungsbemühungen? Wenn ich als Achteck nunmal nicht in eine kreisrunde Form passe - was stimmt dann nicht, die Form, ich oder der Ansatz, da überhaupt reinpassen zu wollen? Tristan Busch singt, dass es irgendwo ein Loch gibt, das genau die Form wie du hat. Da passt du rein. Hör auf, dich in einen Pfandautomaten quetschen zu wollen, wenn du eine Giraffe bist. Das sage ich mir selbst, denn ihr wisst das höchstwahrscheinlich schon. 

Es ist natürlich, nicht gemocht zu werden. Unnatürlich ist nur, sich selbst solange schleifen zu wollen, bis die anderen einen mögen. Denn wenn man zu lange schleift, bleiben nur noch Späne. Das wäre doch schade, wo es so schöne Baumstämme, -wurzeln, Holzklötze und -bollen gibt. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Einsamkeit

Einsamkeit bricht nicht plötzlich über einen herein wie ein Gewitter. Vielmehr schleicht sie sich leise, zunächst unbemerkt an. Schwelt wochen- oder monatelang vor sich hin wie Schimmel, bis zu dem Tag, an dem man beim Staubsaugen die Zimmerecke mal etwas genauer inspiziert. Ab diesem Moment, der durch einen leichten Schreck gekennzeichnet ist, fragt man sich: Wie konnte ich das so lange nicht sehen?  Das Problem ist: Genau wie gegen Schimmel gibt es gegen Einsamkeit kein akut und sofort wirksames Heilmittel. Das ist das Blöde an Erwachsenenproblemen, dass man sie nicht einfach wegheulen oder -trösten kann. Eine Internetrecherche fördert auch keine neuen Weisheiten: Einfach raus gehen, Vereinen beitreten, Leute ansprechen. Introvertierten Menschen läuft es kalt den Rücken hinunter.  Vor allem hat die Einsamkeit bei mir nicht unbedingt etwas mit einem Mangel an Kontakt zu tun. Vielmehr ist der die Folge, und die eigentliche eitrige Wurzel liegt in einem Gefühl der Leere. An Si...

Freitagskram

Hier mal wieder eine kreuz und quere Ausschüttung meiner Gedanken der letzten Stunden:  - Lasst uns einen Moment innehalten und dankbar sein, was Medizin heute alles bewirken kann. Welch eine Macht! Immer, wenn sich mein Körper auf unerwünschte Weise meldet, wird mir bewusst, wie großartig Medikamente und ihre Entdeckung sind: Wie toll ist es, keine Schmerzen mehr zu haben, den Antrieb zu steigern und die grauen Schleifen, die unsere Hirne manchmal unnötigerweise ziehen, umzulenken? Danke an all die Menschen, die sich unermüdlich dem Ergründen von Regelkreisen, Enzymen und Wirkstoffen gewidmet haben. - Manchmal bereitet es mir eine diebische Freude, mittelalte, manchmal - aber nicht immer - grantige deutschen Mittelstandsbürger:innen irgendwie zu provozieren oder zumindest zu entrüsten. Das tue ich, indem ich zum Beispiel meine Strumpfhose in der Öffentlichkeit aus- oder anziehe (schließlich verschätzt man sich im deutschen Frühjahr und Herbst gerne mal um 5-10 Grad in der Temperat...

Im Sumpf

Viele von Euch kennen das, in der ein oder anderen Ausprägung, in stärkerem oder schwächerem Ausmaß: In den Seilen hängen. Im Loch hocken. Durchgelatscht sein. Während viele Depression immer noch mit Traurigkeit und Weinen assoziieren, macht sie sich bei mir eher durch Leere bemerkbar. Oder eben nicht. Sie fällt einem nicht auf wie ein Ausschlag, der plötzlich auftaucht und sich ausbreitet. Viel mehr schleicht sie sich von hinten an. Genussvolle Aktivitäten machen nicht mehr so viel Spaß, Raus zu gehen stellt eine scheinbar unüberwindbare Hürde dar und die Zukunft wirkt nicht geheimnisvoll, sondern wie eine trockene Steppe ohne Aussicht auf Wasser (etwas zugespitzt, ja). Die Gedanken bleiben nicht bei dem, was man gerade tut, sondern machen munter Ausflüge in die Vergangenheit, in der ja alles vermeintlich so viel besser war. Zurück bleibt ein schaler Geschmack und am Ende des Tages die Frage: Was habe ich heute eigentlich gemacht?  Ich bin im Kopf überall, aber nicht hier. In mein...