Direkt zum Hauptbereich

Stillstand

 Ich komme mir vor wie ein Statist in meinem eigenen Leben. Selbiges zieht mit Karacho an mir vorbei und ich stehe nur da und gucke zu. Unfähig, mich zu bewegen, teilzunehmen. 
Schlimmer als Scheitern ist Stillstand. Es gar nicht erst zu versuchen. Ich weiß aber eigentlich gar nicht, was. In einem Meer unendlicher Möglichkeiten erscheint mir keine reizvoll. Ich bin zu einer verbitterten alten Kuh geworden und das hab' ich, offengestanden, währenddessen schon gemerkt. Vorzeitig Altern kann nicht nur Haut. Ich bin das graue Haar in der Wuschelfrisur. 
Wohin mit mir? Wofür lohnt es sich, sich einzusetzen? Überall begegnen mir Hindernisse. So verharre ich und warte, bis mich jemand aufliest und mir sagt, dass ich es einfach versuchen soll und dass ich gut so bin, wie ich bin. Nur, dass ich nicht mehr drei Jahre alt bin und das hier nicht Utopia ist. 

Wenn alles um einen herum wackelt, scheint man sich umso fester an dem wenigen Stetigen festzuklammern. Da erscheint sogar der lang gewohnte Winter heimeliger als der hereinbrechende Frühling. Quatsch, sage ich mir, und lese Weisheiten wie: "Life is not about waiting for the storm to pass. It's about learning to dance in the rain." Ah, alles klar. Ich muss also nur tanzen. Easy.

Zurück zu den Wurzeln, denke ich, höre Musik aus meiner Jugend (ja, ich darf in der Vergangenheitsform von diesem Lebensabschnitt reden, schließlich gehe ich stracks auf die Rente zu) und erhoffe mir, dadurch einen Zugang zu meinen Wünschen zu finden. Wo wollte ich mal hin? Wonach strebte ich, beim Gedanken an was bitzelte es mir in den Fingerspitzen? 
Denn dass es da etwas gab, was mich unwiderstehlich anzog, davon bin ich überzeugt. Nur finden muss ich es, daran glauben und es verfolgen. Trotz und mit Hindernissen. 





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.