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Wirksame Wut

Vielleicht ist Wut gar nicht so schlecht. In die richtige Richtung gelenkt, kann sie antreiben, mit Energie versorgen, was sonst nur lasch herumhängt oder diffus -geistert. Sie ist meist nicht ohne Grund da und zeigt wie mit dem Finger auf etwas, was unsere Grenzen verletzt. "Halt - hier geht es nicht weiter"

Anstatt sie als ungebetenen Gast zu empfinden und auch so zu behandeln - sie zu unterdrücken, kleinzureden oder in entfernte, aber selbstwertdienlichere Bahnen zu lenken -, könnten wir sie auch ernst nehmen und befragen: Was steckt eigentlich dahinter? Oft sind das kleine Ungerechtigkeiten oder Unachtsamkeiten. Dann ist kein großer Aufriss nötig, aber vielleicht ein kleines wohl gewähltes Wort. Bei  wuchtigerem oder länger anhaltenderem Ärger finde ich es oft knifflig, die wahre Brandursache zu finden, vielleicht weil sie schon so lange oder oft zugeschüttet wurde und manchmal gar nichts mehr mit den sichtbaren Flammen zu tun hat.

Ein Beispiel für Wut am passenden Adressaten
Damit aus Wut nicht Bitterkeit wird, lohnt sich das Nachforsten aber. Lieber ein gezielter Vorstoß, auch mal begleitet von Schmerz oder "Wir wollen das alle nicht, aber es muss sein", als ewiges Schwelen und doch nie Erlöschen. Wie befreiend das sein und wie viel neuen Atem es geben kann, erfahren wir erst, wenn wir uns von diesem Ballast entledigt haben. 

Also: Wut...
1. an der richtigen Stelle,
2. nicht an Unschuldigen und
3. zielführend einzusetzen

a. erleichtert,
b. lässt langfristig ihre Wurzeln besser erkennen und
c. kann verändern. 

Ach ja, und für diffusen Frust gibt's immer noch Die Ärzte. 

    

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