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Das Hintergrundgeräusch

 Es dudelt und dudelt und keinen interessiert's - nur mich. Zuverlässig schaltet es sich meist dann ein, wenn Stille ist im Oberstübchen und quäkt seinen Mist in die Welt bzw. meine Gedanken. Halo, I bims, 1 nervtötendes Kackvieh. Schenk mir bitte deine volle Aufmerksamkeit und nein, hinterfrage die Grütze, die ich ausdünste, nicht. Bloß nicht! Wo kämen wir denn da hin, wenn du dich nicht für eine:n hoffnungslose:n Totalversager:in hieltest, sondern mit aufrechtem Kopfe der Welt entgegen blicktest? 

Wir oder jedenfalls ich kennen das ja eigentlich alles schon, was da läuft. Auch wenn es seit Jahren dieselben Hits sind, so tanze ich doch dazu und beschwere mich nicht über die bestenfalls etwas eintönige Beschallung. Das Hintergrunddudeln eben, was man zwar weder besonders toll, aber eben auch nicht so schlimm findet, dass man auf die Idee käme, es auszuschalten. Was eigentlich eine gute Maßnahme wäre, um sich nicht am Ende des Tages am Boden eines tiefen tiefen Selbstwertlochs wiederzufinden. 

Aber es liegt schließlich in der Natur dieses Geräts, nicht allzu viel darauf zu geben, wie sein Geblubber bei dem/der Hörenden ankommt. Solange irgendwo her die Kohle kommt... Die jedoch fließt von meinem Energiekonto, sodass ich aus besagtem Selbstwertkeller auch irgendwann nicht mehr hochkomme, oder eben nur mit einer sehr starken Seilwinde. 

Nur hinterfrage ich nicht die Wahrheit des Tonerzeugnisses, sondern im Zweifelsfall mich und meine grundsätzliche Berechtigung, auf dieser Welt zu sein. Wenn man erst an diesem Punkt ist, ist es schwer, einen Weg zurück zu finden. Also was tun? 

Das Scheißteil abstellen, so früh es geht. Ihm den Saft abdrehen, es eiskalt auf Eis legen. Vielleicht sogar ein bisschen drauf rumtrampeln und es richtig schön kaputt wüten. Oh ja. Da wird eine Menge Energie frei, die ich für so viel schönere Dinge als Rumgrübeln verwenden kann. Zum Beispiel zum Kaffee Trinken, Tanzen/Rumhüpfen, Zehennägel schneiden und Spaß am Leben haben. 

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