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Tanz allein

 Zuerst einmal: Mir scheint es ganz schön gut zu gehen. Sonst könnte ich mir keine Gedanken machen über Dinge wie amouröse Verbindung, die in der Bedürfnispyramide doch ziemlich weit oben stehen. Wenn ich mich nicht sicher fühle oder meine Gesundheit beeinträchtigt ist, kümmert mich die potentielle Verschmelzung mit einem anderen herzlich wenig. Das sei vorausgeschickt, bevor ich mich nun beklage: 

Es läuft nicht. Also gar nicht. Ich habe ein Liebesleben wie ein Radiergummi (keines) und scheine auch seinen Sexappeal zu haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sich (zumindest im echten Leben) schon seit Urzeiten nichts mehr in Richtung Paarung bewegt hat. Lange Zeit war ich auch mit dem Kopf woanders. Aber jetzt... ich glaube, ich muss nicht mehr dazu sagen. 

Ich schreibe es, wie es ist - nämlich ein eher beschissenes Gefühl, auf einer Party zu sein und niemandes (Gegen-) Interesse zu wecken, während sich um einen herum munter wild (und meiner Meinung nach auch sehr willkürlich) zusammengewürfelte Menschen abschlecken. Ich scheine entweder asexuell oder abstoßend zu wirken. "Hallo, ja, da ist der Mülleimer, genau" - über diese Ebene gehen meine Konversationen mit Partyteilnehmenden nicht hinaus. Ach, doch - wenn ich knutschenden Pärchen Platz machen soll. Das fragen die manchmal, ganz recht. Kommt erstmal auf diese Stufe der Verzweiflung. 

Okay, auch ich erreiche jene nur verhältnismäßig selten. Weil ich mich mit meinem Singlesein abgefunden habe? Hm...

Vielleicht eher, weil ich es mir auch ein bisschen ausgesucht habe. Weil ich gerne auf eine Party gehe, der Party, der Geselligkeit, des Rauschs und vor allem des Beobachtens wegen. Nicht, um jemanden mit nach Hause zu nehmen. Vielleicht, weil mir meine eigene und die Gesellschaft einiger guter Freund:innen und Gelegenheits-Gesprächs-Genoss:innen ausreicht. Vielleicht, weil ich lieber ein tolles Album auf Spotify höre als die Phrasen, mit denen manche Menschen (mich eingeschlossen) in jenen Momenten der Unsicherheit um sich werfen, die in der Interaktion zweier Menschen, die sich attraktiv finden, unweigerlich auftreten. 

Das klingt verbitterter, als ich es bin. Es waren durchaus ein paar nette bis inspirierende Menschen dabei, die ich getroffen habe und mit denen die Option "Wir zwei" zumindest für einen Moment im Raum stand. Aber nach Hause gegangen bin ich immer allein, und zwar aus Überzeugung. Lieber allein einschlafen als sich hinterher vorwerfen zu müssen, "es" doch eigentlich gemerkt haben zu müssen: dass es einfach nicht passt. Im besten Fall. Im schlechtesten: Dass man sich selbst erniedrigt hat, um nicht allein zu sein. 

Ja, Liebe und Sex sind Spiele. Man weiß vorher nicht, was passieren wird. Darin liegt schließlich der Reiz. Aber für jemanden wie mich, der nach Sicherheit, geteilten schönen Momenten und stillschweigendem Verstehen strebt, überwiegen die Unwägbarkeiten und möglichen Verletzungen, wenn ich nicht überzeugt bin von der Verbindung zu dem Menschen, der mich schließlich in meinen beschämendsten Momenten sieht und der all meine Eigenheiten geballt hingeschmissen bekommt. Ich rede mir ein, es schon zu merken, wenn das doch eintreten sollte, also diese grundsätzliche Übereinstimmung da sein sollte. Rede aber im Konjunktiv davon. Es ist eine Hoffnung, ja, und ich will sie nicht aufgeben. Aber für mich ist Alleinsein mittlerweile nicht mehr so etwas Beängstigendes, dass ich es zwanghaft mit beliebiger Gesellschaft vertreiben muss, und dafür bin ich sehr dankbar. 

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