Woher kommt das ungeschriebene Gesetz, nicht schwach sein zu dürfen? Weil Schwäche dazu führen würde, aufzugeben? Sich geschlagen zu geben, seine vermeintliche Niederlage einzuräumen? Ist es eine Niederlage? Ich finde nicht. Ich finde, bolzengerade zu seinen Unzulänglichkeiten zu stehen und anzuerkennen, dass man nicht mehr kann, ist eher eine Tugend. Ich jedenfalls zolle Respekt, wenn ein Mensch sich in all seiner Verletzlichkeit offenbart und zugibt: Dies ist mein Bestes - mehr habe ich nicht. Endstation.
Seien es erschöpfte körperliche oder geistige Ressourcen, sei es Können, das fehlt, oder Willen, der begrenzt ist - wir alle erreichen manchmal Punkte, an denen es nicht mehr weitergeht. Zu oft renne ich dann dagegen an, strauchle und falle zurück, oft auch bis hinter die Startlinie. So, als ob ich nur fest genug drücken und schieben müsste, um ein Gebirge wegzurücken. Das endet mitunter in Faustkämpfen gegen mich selbst und die wiederum in Beulen. Das meine ich mit "hinter die Startlinie zurückfallen".
Geschunden und demoralisiert stolpere ich dann herum. "Was ging nur schief?", frage ich mich. Meine Rechnung ging nicht auf, also muss sie überarbeitet werden. Ich grüble und fluche. Anstatt einfach die Einfalt abzulegen, die Vorstellung zu beenden und den Versuch als genau das zu verbuchen: Einen Versuch. Eine Menge Erfindungen scheiterten, bevor die Glühbirne da war. Wir bekommen es nur nicht mit. Weil es in der Schublade der Geschichte verschwindet. Mit "Nicht geschafft" lassen sich eben keine Schlagzeilen schreiben.
Ich strebe an, eine rundum runde Kugel zu sein, und bin doch eher ein Ei. Ich taumle, ich kullere, ich falle manchmal einfach um. Nicht jedes Mal muss das in einem allseits bekannten Pfannengericht enden. Dafür muss ich aber lernen, sanft zu fallen.
https://www.youtube.com/watch?v=mMyA-MpdG44
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