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Das Kind

Wenn man mit jemandem sein ganzes Leben verbracht hat, würde man doch meinen, kenne ihn oder sie ganz gut. Oder?
Pustekuchen. Ich scheine mich selbst ungefähr so gut zu kennen wie den Ortsvorsteher von Wolfsbüttel (zu dem ich weder familiäre noch freundschaftliche Kontakte pflege). Im Grunde genommen bin ich weiten Teilen von mir selbst fremd: Was unter der obersten Schicht liegt, ist unentdecktes Land. So tief stochert man für gewöhnlich nicht zwischen Abendessen und Zähneputzen.
Muss ich Angst vor dem haben, was dort schlummert? Sind DAS diese "dunklen Abgründe", die in Geschichten über Axtmörder immer für die "grausame unmenschliche Tat" verantwortlich gemacht werden? Haben wir alle solche Leichen im Keller und sind nur einfach sehr geübt darin, das Modern zu ignorieren? So finster sehe ich das nicht.
Letzte Woche machte ich Bekanntschaft mit so einem Untergrundwesen. Es tauchte einfach aus den Untiefen des Kellers bei mir auf. Ohne teuflische Fratze, sondern mit einem Kindergesicht.
So sehr ich versuche, erwachsen zu sein (oder zumindest zu werden. Oder zu wirken.) - da lebt ein kleines Kind bei mir in der Einliegerwohnung. Das möchte spielen, sich austoben und vor allem, dass ich ihm zuhöre und mich um es kümmere, wenn es etwas braucht. Je mehr ich es ignoriere, desto lauter macht es sich bemerkbar. Ganz schön renitent, das Göhr. Manchmal wirft es sich mitten am Tag auf den Boden, schreit und trommelt mit den Fäusten aufs Parkett. Dann muss man es aufsammeln, einmal fest zusammenknautschen, et voila - schon ist es still. So einfach ist das.
Es möchte nur gesehen und gehört werden. Mehr nicht.

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Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.