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Sonntagnachmittage

Nichts ist befreiender, als Ängste anzugreifen.

Treten wir mit ihnen ins Duell, verlieren sie ihre furchterregende, übermenschliche Größe. Nicht immer gewinnen wir den Kampf. Aber auf einen starken Gegner muss man sich eben vorbereiten. Die Niederlagen nicht als unabwendbares Schicksal zu sehen, sondern weiterzumachen, immer wieder in den Zweikampf zu gehen - das ist die Kunst (hach, meine geliebten Gedankenstriche).

Mir machen freie Sonntagnachmittage mit schlechtem Wetter Angst. Das Fiese: Sie kehren wöchentlich wieder. Ich kann mir im Voraus für jeden Sonntag ein Beschäftigungsprogramm zusammenbasteln, Leute dazu verdonnern, mir ihre Gesellschaft zukommen zu lassen, mir viel zu viele Sachen vornehmen, mich furchtsam in die Ecke kauern. Oder ich warte einfach ab. Lasse den Sonntagnachmittag kommen. Schaue, was passiert. Oder eben auch nicht. Meist passiert nämlich: nichts. Kein Monster frisst mich auf, kein Schatten sucht mich heim, ich sterbe nicht vor Langeweile oder Einsamkeit. Manchmal kommen mir sogar ganz gute Ideen oder ich schaffe Dinge, die ich mir gar nicht vorgenommen hatte (wie lange stand der Papiermüll jetzt schon voll herum?). Hinterher dann die verblüffende Erkenntnis: So schlimm war es ja gar nicht. War es am Ende vielleicht sogar...



...schön?

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