Habe ich mal erwähnt, dass ich den deutschen
Winter mit seinem Schnee vermisse? Es ist immer einfach, über Kälte zu reden –
wenn sie einem dann live unter die Klamotten kriecht, findet man das nicht mehr
ganz so cool. Bolivien kann nicht nur Dschungel und Hitze, sondern erfreut sich
der höchstgelegenen Stadt der Welt. Als wir am zweiten Tag unserer Reise in
Potosí ankamen, spürte ich schon, wie meine Nase langsam rot wurde – von der
Kälte und der Sonne. Na ja, auch in Comarapa laufe ich dank meiner nicht
vorhandenen Sonnenschutzmaßnahmen rum wie Rudolph, das rotnasige Rentier. Nachdem
wir ein gemütliches Hostel gefunden hatten, latschten wir durchs Zentrum und
verköstigten uns an den unzähligen, süßen und unwiderstehlichen Gebäcken, die
an jeder Straßenecke vertickt werden. Da ich sowieso mit Diabetes nach
Vollkornbrot-Deutschland zurückkehren werde, machten ein paar Kekse mehr oder
weniger auch keinen Unterschied mehr, oder? Um die Völlerei zu komplettieren
und weil Isi unbedingt Lama probieren wollte (dieses süße Fellvieh! :(), gönnten wir uns ein Restaurant und spülten das Abendmahl mit dem
Potosi’schen Bier runter. Weitere nächtliche Aktivitäten hielten wir für
gesundheitsschädlich, wenn wir nicht mit Schüttelfrost enden wollten. Am
nächsten Morgen ging es los zur für Touris obligatorischen Tour in die Minen
Potosís. Hier wurden früher große Mengen Silber abgebaut, heute gibt es nur
noch Zink und Blei. Wir bekamen fetzige
graue Anzüge, Gummistiefel und Helme verpasst und schlichen durch die höhlenartigen Gänge des „cerro rico“ (reicher Berg). An manchen Stellen war es recht kühl, an anderen angenehm warm. Wir stiegen sicher nicht fallsichere Leitern hinab, um den Minenarbeitern (cumpas) bei der harten Arbeit zuzusehen. Unser Führer stellte ihnen Fragen und ermunterte uns, die mitgebrachten Geschenke zu überreichen. Hierbei handelte es sich weniger um Schokolade und Blumen als um Softdrinks und Coca. Hiermit halten sich die Männer die vielen Stunden unter Tage wach und leistungsfähig. Durch die Dynamit-Sprengungen, herabfallendes Gestein oder übersehene Löcher im Boden sterben jährlich um die zwanzig Arbeiter. Der Lohn ist abhängig von den Rohstoffpreisen des Weltmarkts.
Um reichlichen Ertrag wird der tío (Onkel) in Form einer Steinfigur gebeten und mit Coca, Alkohol und Zigaretten versöhnlich gestimmt. Der Gute sitzt in einer Ecke der Mine, die ich vor lauter Gänge nicht mal finden würde. Hin und wieder mussten wir einem Transportwagen voller Gestein ausweichen, der von zwei Männern (oder dem Alter nach eher Jungs) nach draußen geschoben wird. Isi und ich brachten dieses Schwergewicht keinen Zentimeter weit. Nach zwei Stunden in der Mine waren wir doch sehr froh über Tageslicht.
graue Anzüge, Gummistiefel und Helme verpasst und schlichen durch die höhlenartigen Gänge des „cerro rico“ (reicher Berg). An manchen Stellen war es recht kühl, an anderen angenehm warm. Wir stiegen sicher nicht fallsichere Leitern hinab, um den Minenarbeitern (cumpas) bei der harten Arbeit zuzusehen. Unser Führer stellte ihnen Fragen und ermunterte uns, die mitgebrachten Geschenke zu überreichen. Hierbei handelte es sich weniger um Schokolade und Blumen als um Softdrinks und Coca. Hiermit halten sich die Männer die vielen Stunden unter Tage wach und leistungsfähig. Durch die Dynamit-Sprengungen, herabfallendes Gestein oder übersehene Löcher im Boden sterben jährlich um die zwanzig Arbeiter. Der Lohn ist abhängig von den Rohstoffpreisen des Weltmarkts.
Um reichlichen Ertrag wird der tío (Onkel) in Form einer Steinfigur gebeten und mit Coca, Alkohol und Zigaretten versöhnlich gestimmt. Der Gute sitzt in einer Ecke der Mine, die ich vor lauter Gänge nicht mal finden würde. Hin und wieder mussten wir einem Transportwagen voller Gestein ausweichen, der von zwei Männern (oder dem Alter nach eher Jungs) nach draußen geschoben wird. Isi und ich brachten dieses Schwergewicht keinen Zentimeter weit. Nach zwei Stunden in der Mine waren wir doch sehr froh über Tageslicht.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Schlenderei
und Schlemmerei durch die bunten Häuser und vielen Kirchen der Innenstadt. Isi
kam leider an keinem Souvenirshop vorbei, ohne immer die selben
Lama-Strickpullis zu begutachten. Wir bekamen zum Glück flott einen Bus nach
Uyuni.
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