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Gesundheit!

Wenn es um Gesundheit geht, messen wir anscheinend immer noch mit zweierlei Maß.  Ein gebrochenes Schlüsselbein oder eine Weisheitszahn-OP erregen mehr Mitgefühl als eine depressive Episode oder eine Angststörung. Klar, psychische Erkrankungen verlaufen oft chronisch oder sind zumindest langwierig, sie haben meist keine akut schlimme, schmerzhafte oder sehr gefährliche Phase und können oftmals nicht nach einem festgelegten Schema mit guter Heilungsprognose behandelt werden. Was meines Erachtens aber den wirklichen Unterschied macht, ist, dass sie schwerer greifbar sind. Wie sie sich äußern und wie sie entstehen, können sich viele Menschen einfach nicht vorstellen. Dabei bin ich überzeugt, dass jede(r) schon mal miese Tage hatte und das Gefühl kennt, wenn einem nichts so richtig Spaß machen will. Der Weg zur Depression führt lediglich über eine verlängerte Dauer und Intensität, die zusammen dann den diagnostisch erforderlichen Leidensdruck ausmachen. Wieso also stellen wir uns so an...

Die alte weise Frau spricht

Was macht das Leben aus?  Worauf schaut man zurück? Bei mir sind es nicht die großen Momente. An meine Abiprüfungen, Flötenkonzerte und die meisten Parties kann ich mich nicht mehr erinnern. Stattdessen sind es Zeiten, in denen ich etwas gelernt habe: Dass etwas in die falsche Richtung geht und ich einen neuen Kurs einschlagen muss. Dass ich auch allein klarkomme. Oder: Dass es Menschen gibt, die mich mögen. Dass Freundschaft und Liebe nicht für immer bleiben. Dass sie aber auch nicht ortsgebunden sind.  Es waren nicht immer die besten Zeiten, die tretbare Spuren hinterlassen. Manchmal schon, denn auch da kann man etwas lernen. Dass das Leben Spaß machen kann, zum Beispiel.  Wie auch immer. Ich bin gespannt, was noch kommt, und kann auch Unheilvollem ins Auge blicken, wenn ich wenigstens die Möglichkeit sehe, daraus etwas lernen zu können.  Ich wünsche euch allzeit Kraft und wenn sie fehlt, dann zumindest das Vertrauen, dass es irgendwann besser wird. Denn das wird ...

11 Nachteile des Kochens

 1. Es macht keinen Spaß.  2. Alles wird dreckig. Nachdem man anderthalb Stunden geschält, -schnippelt, -kocht und -wendet hat, muss man auch noch abspülen, aufräumen und putzen. Uff.  3. Die Zubereitung dauert mindestens doppelt so lange wie der Verzehr.  4. Es wird nie so, wie man es sich vorgestellt hat. Wer jetzt widerspricht, ist nicht ganz ehrlich zu sich.  5. Ich fange immer erst damit an, wenn ich Hunger habe.  6. Der Kosten-Nutzen-Aufwand würde keiner wirtschaftlichen Rechnung standhalten.  7. Irgendwas fehlt immer.  8. Wenn man nicht gerade zu wenig Soße gemacht hat, fehlt dafür die Beilage. 9. Zu einem bestimmten Zeitpunkt des Kochvorgangs muss alles gleichzeitig gemacht werden. Da der Mensch erwiesenermaßen nicht multitaskingfähig ist, hat das Konzept "Kochen" also noch gewaltige Schwächen. 10. Für eine Person ist es viel Aufwand, bei mehreren kommt man sich aber in die Quere oder es müssen noch Dominanzkämpfe ausgefochten werden. Oder...

Im Sumpf

Viele von Euch kennen das, in der ein oder anderen Ausprägung, in stärkerem oder schwächerem Ausmaß: In den Seilen hängen. Im Loch hocken. Durchgelatscht sein. Während viele Depression immer noch mit Traurigkeit und Weinen assoziieren, macht sie sich bei mir eher durch Leere bemerkbar. Oder eben nicht. Sie fällt einem nicht auf wie ein Ausschlag, der plötzlich auftaucht und sich ausbreitet. Viel mehr schleicht sie sich von hinten an. Genussvolle Aktivitäten machen nicht mehr so viel Spaß, Raus zu gehen stellt eine scheinbar unüberwindbare Hürde dar und die Zukunft wirkt nicht geheimnisvoll, sondern wie eine trockene Steppe ohne Aussicht auf Wasser (etwas zugespitzt, ja). Die Gedanken bleiben nicht bei dem, was man gerade tut, sondern machen munter Ausflüge in die Vergangenheit, in der ja alles vermeintlich so viel besser war. Zurück bleibt ein schaler Geschmack und am Ende des Tages die Frage: Was habe ich heute eigentlich gemacht?  Ich bin im Kopf überall, aber nicht hier. In mein...

Außerplanmäßig - Halt!

Orientierungsloses Aufwachen. Die Erinnerung an den vergangenen Abend verschwimmt unter dem Pochen des Schädels. Ein dumpfes Gefühl bleibt: Man kann die Schönheit des Moments nicht festhalten.  Dabei würde ich doch so gerne. Einfangen, einsperren, lang ziehen und in Endlosschleife immer wieder erleben. Bisher ist die Erfolgsquote dieser Maßnahmen gleich null. Oder minus zehn.  Glück ist ein flüchtiges Gas. Ich sollte mich freuen, wenn es ausströmt. Was meist unerwartet passiert. Wie bei so vielen Dingen, z.B. Sonnenschein, fährt man auch hier am besten, wenn man einfach nichts erwartet. "Einfach". Haha. Immer wieder bläue ich es mir selbst ein: Keine Erwartungen.  Unvoreingenommen rangehen. Schauen, was kommt. Dann stehe ich aber eben doch wieder da, die Mundwinkel schwerkräfteln, ich stelle fest: Das letzte Mal war's besser. Oder das vorvorletzte Mal. Irgendwann war es einmal toll, und das reicht, um eine Erwartungshaltung für all die folgenden Male zu legitimieren....

Empfehlungen zum Hören, Lesen, Trinken (denn der nächste Shutdown kommt bestimmt)

Da ich sozial depriviert und dementsprechend geistig unterernährt bin (im sozial-kulturellen, nicht intellektuellen Sinne . Im letzteren war ich ja nie sonderlich hungrig.), kommen hier ein paar Empfehlungen für introvertierte Stubenmilben wie mich:  Musik :  Christian Löffler - Melodischer, verträumter Electro.  Falscher Hase (nach wie vor & wahrscheinlich für noch sehr lange) Villagers - Sanft und melancholisch.  Grossstadtgeflüster: Rotzgören-Pop. Fetzt.  Bücher: Hanns-Josef Ortheil: "Die Erfindung des Lebens" - Wunderschön, berührend, nah.  Umberto Eco: "Der Name der Rose" - Spannend und an manchen Stellen witzig.  Albert Camus: "Die Pest" - Klassiker, aber leicht zu lesen und anschaulich.  Helmut Krausser: "Einsamkeit und Sex und Mitleid" - Verschiedene Einzelschicksale, die sich im Laufe des Buches überkreuzen. Unterhaltsam, ironisch und leicht zu lesen.  Martin Suter: "Elefant" - Sooo eine süße Geschichte, die aber dennoch et...

Pro & Contra

Für das Recht auf Rausch.  Gegen logische Unfehlbarkeit und Stringenz.  Gegen die Durchrationalisierung des eigenen Lebens.  Für das Heute. Morgen sehen wir weiter. Für das Recht auf Realitätsflucht.  Gegen endloses Abwägen.  Gegen die ständige Weiterentwicklung, die Annäherung an die eigenen Grenzen. Fürs Zuhören. Auch wenn es nicht immer bequem und mit den eigenen Ansichten stimmig ist.  Für den Frühling.  Gegen emotionale Distanz.  Gegens Rechthaben.  Fürs Weinen.  Fürs Lieder-in-Endlosschleife-Hören.  Gegen künstlerischen Anspruch.  Gegen Selbstzweifel.  Für Gegacker und Albernheit.  Für Salz, Zucker und Gluten.  Gegen Dogmen.  Gegen die Verarmung des Denkbaren.  Für das Aushalten von Dissonanzen. Weil die Welt nunmal aus Widersprüchen besteht.  Das Leben kann so schön sein. Schneiden wir uns ein Stück davon ab.  Wer weiß, wanns wieder welches gibt.