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Man nimmt sich mit

Neuer Ort, neues Leben. Ich packe mein altes Leben in Kisten und was ich nicht mehr will, lasse ich da. Irgendwo anders beziehe ich ein neues, leeres weißes Zimmer. Hier endet mein altes Ich und mein Neues beginnt. 
Oder doch nicht? Nach ein paar Tagen ist der Zauber des Neuen langsam verraucht. Stattdessen stellt sich eine Gewohnheit ein, die vertraut und manchmal auch verhasst ist. Mir wird klar: Ich nehme mich mit. Ich kann nur so weit neu anfangen, wie ich mich auch ändern kann. Denn das Außen verändert sich verhältnismäßig leicht: Ein Zimmer und ein Wohnort sind schnell gewechselt, eine Arbeit auch (relativ), aber den Staub in meinem Sein und Denken bekomme ich nicht so fix raus gewienert. Dafür reicht Wegrennen nicht. Warum die Gewohnheit sich einstellt, ist klar: Sie gibt mir Sicherheit und irgendwie behagt sie mir auch. Ich pflege schließlich nicht ohne Grund Gewohnheiten wie Wandern, Schlafen, Tatort schauen, Podcasts hören, Kaffee trinken und das Internet durchstöbern.  

Eine schlagartige Veränderung polterte aber von ganz allein in euer und mein Dasein: Der Frühling, oder eigentlich schon der Sommer, brach in Deutschland aus. Welch Wonne! Nach Wochen der Wollpullis habe ich bereits den ersten Nasenbrand, entblößte Beine und Füße im Wasser erlebt. Mensch, macht das Leben so Spaß! Wie konnten wir nur ein halbes Jahr (oder eigentlich sieben Monate) ohne leben? Da sind auch die Pollen zu verkraften, die meine Schleimhäute aggressiv ausspülen. 
Was gibt es Besseres als Sonne und ein Koffeinkick? 

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