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Milde und Tugendlosigkeit

Es ist Januar, kühle Feuchte zieht in die Ritzen schlecht isolierter Wohnungen, besser isolierte ersticken in trockener Heizungsluft. Duftkerzen, grüner Tee und sanfte bis schwungvolle Musik hellen die Tage auf. Sprachnachrichten und Stakkato-Berichte werden hin- und hergeschickt. 
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, sich Kopf über Herz in irgendwelche Geschichten zu stürzen. Sei es auch nur in der Fantasie. Die kann ja auch ganz erheiternd sein. 
Feierabend. 

Was das dann jeweils ist, ist ganz variabel: Romantische Anbahnungen, wilde Partynächte, Urlaube in sonnigen Regionen oder die Idee, doch endlich eine Arbeitsstelle zu suchen (vom Finden und tatsächlich darin Arbeiten inklusive schnödem Alltag kommt da noch nichts vor). Die Fantasien wärmen und zeigen uns Möglichkeiten für ein Leben auf, das anders ist als unseres und deshalb so viel interessanter. Das ist legitim, finde ich. Es hält das Feuer am Glühen. 
Legitim ist auch, manchmal die Krise zu kriegen. Krisen auf der Welt und im eigenen Leben. Krisen, wenn sich der Schlaf mal nicht einstellen will oder ich ihn nicht loslassen will. Betten sind so gütig. Legitim ist nicht, Großes von sich zu erwarten, wenn wir dazu gerade nicht imstande sind. Das wissen wir eigentlich alle und tun es trotzdem. Weil es ja immer jemanden gibt, der irgendwas schafft und man, wieso schaffen wir das denn dann nicht?! Zu faul, zu dumm, zu uncool? Zu Winter. Würde ich sagen. 
Hängt auch bissle ab


Wenn selbst die deutsche Regierung nicht weiß, was sie will, ob nun Panzer oder keine Panzer - wie soll ich das dann wissen? Wir beobachten gerade, wie gestandene Personen mit Ausbildung und Beratungen bestenfalls ein "Vielleicht" hervorbringen - muss ich dann "Jawohl, let's go!" rufen und voranpreschen? Die Bude kommt getrost noch einen Tag mit etwas Staub zurecht. Morgen dann. Oder über-, ähm, Mai. 

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