Eine der wichtigsten Kompetenzen in dieser Zeit ist wohl, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können. Ohne Prioritäten verlieren wir uns im Lauf der Dinge. Mich nicht wie ein hypervigilantes Huhn von jedem aufploppenden Kinkerlitzchen aufscheuchen und ablenken zu lassen, muss ich noch üben. Die Nachrichten von heute sind das Archiv von morgen.
Aber was ist wichtig? Arbeiten? Leidenschaften? Am Ball bleiben, medial, politisch, popkulturell? Freund:innen treffen? Trash-TV schauen? Basteln? Reisen?
Schaue ich mich so um, scheinen die Menschen um mich das alles und noch viel mehr unter einen Hut zu bekommen. Dann komme ich angelatscht, zu spät, mit Flecken auf dem Pulli und hab den neuesten heißen Scheiß natürlich nicht mitbekommen. Wie, meine Freunde? Wie macht ihr das? Wie hat man sein Leben im Griff?
Einsamkeit bricht nicht plötzlich über einen herein wie ein Gewitter. Vielmehr schleicht sie sich leise, zunächst unbemerkt an. Schwelt wochen- oder monatelang vor sich hin wie Schimmel, bis zu dem Tag, an dem man beim Staubsaugen die Zimmerecke mal etwas genauer inspiziert. Ab diesem Moment, der durch einen leichten Schreck gekennzeichnet ist, fragt man sich: Wie konnte ich das so lange nicht sehen? Das Problem ist: Genau wie gegen Schimmel gibt es gegen Einsamkeit kein akut und sofort wirksames Heilmittel. Das ist das Blöde an Erwachsenenproblemen, dass man sie nicht einfach wegheulen oder -trösten kann. Eine Internetrecherche fördert auch keine neuen Weisheiten: Einfach raus gehen, Vereinen beitreten, Leute ansprechen. Introvertierten Menschen läuft es kalt den Rücken hinunter. Vor allem hat die Einsamkeit bei mir nicht unbedingt etwas mit einem Mangel an Kontakt zu tun. Vielmehr ist der die Folge, und die eigentliche eitrige Wurzel liegt in einem Gefühl der Leere. An Si...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen