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Runterschlucken, Weitermachen

Verdrängung is a girls best friend. 
Die Schuhe des Schuhmachers sind löchrig, die Kinder des Arztes krank und ich, ich schlucke meine Emotionen runter. So lange, bis ich ein Magengeschwür bekomme und sie ihren Weg, na ja, auf denkbar explosive Weise hinaus finden. (Die Details könnt ihr sicher gut imaginieren.)

Warum? Weil es so viel einfacher und bequemer ist, Unangenehmes beiseite zu schieben. Ansonsten müsste ich mir ja 1.) Gedanken machen, was ich wie ändern kann und das 2.) auch noch tun. Gott bewahre, viel zu viel Aktivität für einen faulen Latschen wie mich. Also drücke ich munter weg und wundere mich, warum die Zufriedenheit und Erfüllung sich nicht so richtig einstellen will. Drücke ich zu lange und zu viel, wird der Stapel aber zu hoch und das gelegentliche Sodbrennen, wenn mal was von all dem Ungefühlten, Unbedachten hochschwappt, wächst sich zu handfesten Magenschmerzen aus. Es drängt sich mir auf, ich kann ihm nicht mehr aus dem Weg gehen. Nun ist aber des Problems Lösung meist weder schnell aus dem Hut gezaubert noch kurzfristig umzusetzen. Selbst wenn ich eine Kompensation, einen Ausweg oder einen Kompromiss finde, lässt sich der selten sofort verwirklichen. Gut Ding will Weile haben, ich aber nicht, jedenfalls keine Geduld, nee, die will ich fast so wenig haben wie Sorgen und Bauchgrummeln. 

Bevor es aber zum eher rationalen Schritt der Lösungsfindung geht, kommt erst die Eruption, und das kann manchmal ganz schön haarig sein. Was so lange zurückgedrängt wurde, hat eine Menge Wumms. So lande ich dann buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen, guck mir das Knäuel aus Wut, Traurigkeit, Resignation, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit an und bin überfordert. Manchmal hilft eine Runde Heulen, manchmal Wut Rauslassen, manchmal Drüber Reden und manchmal nur Schlafen. Auch wenn die Ausschwemmungen der Emotions-Kanalisation alles Andere als schön sind, so empfinde ich es dennoch als erleichternd, sie überhaupt noch wahrnehmen und so auch irgendwann, irgendwie loslassen zu können. Bevor sie mich irgendwann auffressen. 


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