... fällt mir der Blutfleck auf, der mittig meinen Mund-Nasen-Schutz ziert. Oder der Reißverschluss meines Rucksacks geht endgültig entzwei. Oder ich finde die Toilette nicht (weitere Details erspare ich euch). Alles schon passiert.
Dann lege ich meist eine gepflegte kurze Runde Heulen ein, überschütte mich mit Selbstmitleid und verfluche mein Schicksal. Wenn ich dann grade auf dem Weg bin, mich endgültig einzugraben, um die Welt nicht weiter mit meinem würdelosen Antlitz zu beschämen, passiert meistens: Irgendwas Gutes. Der Softwarefehler meines Laptops, mit dem ich mich seit dem Kauf vor fünf Jahren arrangiert habe, löst sich auf einmal von selbst. Die vor ziemlich genau sieben Wochen verschickten Postkarten kommen an. Oder mir laufen erst Dutzende Kinder mit Laternen (und zum Glück mit Eltern; Gott bewahre, wenn die allein unterwegs wären!) und ein derart kickendes Lied bei Spotify über den Weg, dass ich das Vorhaben, mich ins Reich der Kriechtiere einzuwurmen, doch nochmal verschiebe. Der nächste Scheißtag kommt bestimmt. Nur nicht heute.
Was bleibt von diesem doch-nicht-so-Scheißtag ist das Zugeständnis an mich selbst, nicht alles richtig machen zu müssen. Ich bin nur ein ganz kleines Würstchen in diesem Universum. Kein Hahn kräht danach, ob mein Geschirr gespült ist und meine Strumpfhose lochfrei. Mir jedenfalls ist es egal, ob ihr immer freundlich zu euren Vorgesetzten seid oder einen Damenbart habt (respektive eine Monobraue).
Was ist denn wirklich wichtig? Eigentlich ist uns das allen klar, oder?
Nett sein zu den Menschen, Tieren und Pflanzen um uns rum - und zu uns selbst. Aus diesem Blickwinkel sieht das Leben für mich gleich schon viel netter aus. Ich gebe es auf, vollkommen sein zu wollen, proste mir selbst mit einem billigen Wein zu und lache mein üppig stoßgedämpftes Pfannkuchengesicht (da fanden diese Woche umfangreiche Bauarbeiten statt) im Spiegel aus.
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