Direkt zum Hauptbereich

Reinschnuppern in ein anderes Leben


 ... eins auf dem Land, mit Tieren und Garten. 

Anfängliche Berührungsängste und zu viel Ehrfurcht hindern, Neugier und Mut zu scheitern begünstigen das Reinflutschen. Unterschiedlich können wir ja trotzdem bleiben: Ich werde nie reinlich und optimistisch sein. Solange ich nicht übermäßig mosere und meine Apfelkerne auch mal einsammle, nachdem ich sie wild durch die Botanik schleudere - okay, mach ich nicht. Na ja.

Mit so viel Mühe an ein paar Kartoffeln rumzutütteln, die im Supermarkt keine müde Mark kosten, verlangt mir Bewunderung ab. Ein Mensch, der (bzw. die) in einem Stück trockener Erde, einem Samentütchen und einem Komposthaufen so viel Potential sieht. Der die Pupse seines Pferdes und Gestank nach nassem Hund hauptsächlich lustig und wahrscheinlich längst nicht mehr eklig findet. Der auf so viel Komfort (einen Supermarkt in Laufweite, Bars und Restaurants, eine Busanbindung) verzichtet und dennoch dankbar ist für sein Haus und seinen Hof in der Pampa. Touché. Das muss Liebe sein. 

Ich dagegen rege mich auf, wenn die Waschmaschine nicht auf Anhieb gehorcht, eine Schlange vor der Supermarktkasse steht und mir nicht drei verschiedene Angebote zur sozialen Abendgestaltung ins Haus flattern. 

Was ich wieder einmal lerne und hoffentlich auch mal in den Hirnwindungen behalte: Ich muss nicht so sein wie oben beschriebene Person. Aber ein Scheibchen abschneiden von dem, was mich so inspiriert an ihr, das kann ich versuchen. Es an mich anfügen, wo es passt. Vielleicht sind wir am Ende doch alle gar nicht so verschieden. Schließlich pinkeln wir alle nur Wasser und bestehen alle aus den gleichen popeligen Zellbestandteilen. Außer Juli Zeh. Die hat glaube ich ein paar Hirnareale mehr. Einen neuronalen Wintergarten sozusagen. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.