Auf Vieles kann der Mensch verzichten. Auf ein
Auto, ein Fernseher, ein großer Teil der Menschheit auch auf Fellstiefeletten
von Gucci, einige mir rätselhafte Wesen auf Süßigkeiten. Wenn aber Ressourcen,
auf die der Mensch zur Bewältigung seines Alltags angewiesen ist, ausfallen –
wie Wasser und Strom- ausfallen, gerate ich an die Grenzen meiner Sammlung an
Überlebenstricks.
Wie fändet ihr es, mit Stirnlampe auf dem
fettigen Haupthaar eine Toilette zu besuchen, auf die die Bezeichnung Kloake
deutlich besser passen würde?
Dieses bittere Schicksal ereilte Anton und
mich Ende März und gab uns Gelegenheit, kritisch über unseren Wasserverbrauch
und unsere Handynutzung zu reflektieren. Oder besser gesagt: ein wenig zu
verzweifeln.
Eines Dienstagabends fiel plötzlich der Strom
im ganzen Dorf – korrigiere, liebe comarapenos, in der ganzen Stadt- aus und
wir hockten mit meinen an Minenarbeiter erinnernden Stirnlampen im Dunkeln.
Anfangs mag das ja noch ganz lustig sein, man regt sich künstlich über den
schwindenden Handyakku auf. An Tag vier ruft ein dunkler, lauwarmer und unter
Wasser stehender Kühlschrank mit sauer werdender Milch auch bei mir Sauerkeit
hervor. Insbesondere, wenn wir nach einer Weile feststellen, dass das
Schwesternhaus und das unsrige mittlerweile die Einzigen aus dem Stromnetz
Ausgeschlossenen waren, was an einem speziellen Transformator im Konvent lag.
Ganz besonders spaßig wurde das Ganze, als
–Juchuu!- auch noch die Wasserversorgung streikte. Ja, wir verbrauchen zu viel
Wasser, aber ein morgendliches Tässchen Kaffee muss doch noch drin sein, oder?
Zum Glück währt kein Übel ewig und so floss nach ein paar Tagen zumindest der
Strom wieder. Nach einiger Zeit Stinken und Dürsten wollte ich beim Tropfen des
Wasserhahnes schon in einen Hallelujah-Gesang (diese Verkirchlichung im
Kindergarten setzt mir echt zu) ausbrechen, bis ich mir die austretende
Flüssigkeit mal genauer ansah: Das „Wasser“ war eine trübe, sandbraune und
verschlammte Angelegenheit.
Mit dieser Matschbrühe spülten, duschten und
kochten wir also die nächsten Wochen. Der Tee war nur noch eine traurige
Version seiner selbst. Als wir uns schon ganz gut daran gewöhnt und den
Geschmack reinen Wassers fast vergessen hatten,
klärte sich die Situation (ouh, schlechter Wortwitz) . Reines, klares
Wasser floss in Strömen. Ein paradiesischer Anblick.
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