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Lass laufen - Episode 2

 In guten Momenten fühlt es sich nach Freiheit an: Frei zu tun, zu lassen was ich will, zu gehen, wann und wohin ich will, ohne dass jemand oder etwas mich aufhält.  In den eher dunkleren Momenten fühlt es sich einfach nur nach freiem Fall an: Nichts, woran ich mich festhalten kann, keine:r, der/die mich fängt.  Dass wir nur für die eigene Person verantwortlich sind ist eine Tatsache, die wahrscheinlich für die meisten Menschen selbstverständlich ist und höchstens bei der Familiengründung ins Wanken gerät. Für mich - single, keine zu pflegenden Familienmitglieder, Tiere, Häuser oder Firmen - ist das eine verhältnismäßig neue Erkenntnis. Oder vielleicht war sie schon mal da und dann wieder weg. Neulich wurde mir mal wieder alles zu viel. Oder eher gesagt: Ich nahm mich mal aus allem raus, fuhr weg und stellte erst in der Distanz fest, wie gefangen ich mich in meinem "normalen" Leben fühle. Das kann aber eigentlich nicht an den objektiven Bedingungen meines Lebens festgemac...

Ciao Bella

 "Davon geht die Welt nicht unter" ist eine meiner Lieblingsweisheiten. (Jedenfalls komme ich mir immer weise vor, wenn ich sie in allen passenden und unpassenden Situationen von mir gebe. Von weise ist es aber auch nur ein kleiner Schritt zu altklug.) Die Wahrheit ist: Die Welt dreht sich weiter - ob mit oder ohne mich. Was vor mir da war, wird wahrscheinlich auch nach mir noch da sein (von Ausnahmen wie der Mauer oder ICQ mal abgesehen). Das ist ganz schön hart zu verdauen, finde ich.  Vor Augen wurde mir das eben wieder geführt, als ich nach langen Jahren mal wieder durch meine Herzensstadt Freiburg spazierte. Vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert, ich kenne kaum noch Menschen hier und was sich nicht verändert hat, ist mir trotzdem irgendwie fremd. Meine Herzensstadt ist inzwischen eben die Herzensstadt vieler Anderer geworden. Generativität nennt man das wohl. Meine Aufgabe ist nun, loszulassen und dieses wunderschöne Eckchen Erde an die nächste Generation abzugeb...

Lass laufen

Diszipliniert zu sein, dachte ich immer, ist zwar der Schlüssel zum Erfolg, aber auch verdammt schwer. Allein schon mich morgens vor neun aus dem Bett zu bekommen fühlt sich manchmal an wie eine Herkulesaufgabe. Kniffliger aber finde ich, los zulassen. Den Dingen ihren Lauf und sich selbst darauf einzulassen. Die Kontrolle abzugeben, einfach mal laufen zu lassen. Im Vertrauen, dass das Universum schon weiß, was es da tut. Oder eine solvente Unfallversicherung hat.  Warum? Weil der Mensch und vor allem ich ein großes Bedürfnis nach Kontrolle hat. Danach, die Dinge zu verstehen und in der Hand zu haben. Alles so zu machen, dass die Wahrscheinlichkeit für Erfolg oder Gelingen oder auch nur reibungsloses Funktionieren möglichst hoch ist. Also: Alles so zu machen wie immer.  An dieser Stelle grüßt der CDUler in mir (der muss ja auch mal raus).  Was nu? Hinnehmen. Mit den Schultern zucken. Oder einfach mal ausprobieren, das Rollen Lassen. Wer wie ich schon beim Gedanken daran ...

Runterschlucken, Weitermachen

Verdrängung is a girls best friend.  Die Schuhe des Schuhmachers sind löchrig, die Kinder des Arztes krank und ich, ich schlucke meine Emotionen runter. So lange, bis ich ein Magengeschwür bekomme und sie ihren Weg, na ja, auf denkbar explosive Weise hinaus finden. (Die Details könnt ihr sicher gut imaginieren.) Warum? Weil es so viel einfacher und bequemer ist, Unangenehmes beiseite zu schieben. Ansonsten müsste ich mir ja 1.) Gedanken machen, was ich wie ändern kann und das 2.) auch noch tun . Gott bewahre, viel zu viel Aktivität für einen faulen Latschen wie mich. Also drücke ich munter weg und wundere mich, warum die Zufriedenheit und Erfüllung sich nicht so richtig einstellen will. Drücke ich zu lange und zu viel, wird der Stapel aber zu hoch und das gelegentliche Sodbrennen, wenn mal was von all dem Ungefühlten, Unbedachten hochschwappt, wächst sich zu handfesten Magenschmerzen aus. Es drängt sich mir auf, ich kann ihm nicht mehr aus dem Weg gehen. Nun ist aber des Problems...

Mit mir

Wer bist du, wenn keiner hinsieht?  Was bleibt, wenn da nichts mehr ist? Kennst du deine Schatten? Weißt du, wer du wirklich bist? Wer ist immer da, auch, wenn sonst keiner mehr da ist? Nachts, wenn wir aufwachen und alles still ist? Wenn alle schlafen? Wenn wir allein sind? Wer hält uns den Kopf auf den Schultern, wen schleppen wir mit, egal, wohin wir gehen?  Man sollte meinen, zu diesem Jemand sind wir ganz besonders charmant, lassen auch mal ein Pralinchen springen und Neune (?heißt das so?) gerade sein. Stattdessen ziehen und zupfen wir an ihm/ihr herum, quetschen, wo uns etwas nicht passt, damit er/sie auch ja in die Form passt, die wir uns vorgestellt haben. Bestenfalls wir, in vielen Fällen aber andere oder "die Gesellschaft". Wenn die uns dann nicht zufrieden das Köpfchen tätschelt, stehen wir enttäuscht und resigniert da und fragen uns: Was habe ich falsch gemacht?  Ganz einfach: Uns am Außen anstatt an uns selbst orientiert. Die Messlatte Anderer (wer auch imme...

Die kleinen Schmankerl

Das Leben ist zu wertvoll, um Knäckebrot zu essen.  Denn: Nothing compares to Laugengebäck. (Phrasendresch: Check.) Weil es so viel Spaß macht, schmeiße ich gerade ein bisschen mehr Spaß in mein Leben. So gut das eben gerade geht. Leben aus der Vollen.  Das geht schon im Kleinen. Ich weiß nicht, was Euren Alltag mit Genuss anfüttert; bei mir sind es neben leckeren Speisen (Sojagurt, Karotten, Mate) und fetziger Musik (ja, ich habe dieses großmütterliche Wort gerade wirklich benutzt) zum Beispiel eine Wärmflasche für die Füße, ein Bierchen hier und da, euphorisierende Gerüche (Duftkerzen, Kaffee, zitroniges Duschgel), wärmende Farben, Singen, ICE-Fahrten und herzhaftes Lachen. Wozu man sich vielleicht am Anfang, so alleine in seinem Zimmer sitzend, etwas überwinden muss. Umso befreiender ist es und beim nächsten Mal geht's von allein.  Außerdem tut es mir gerade gut, langsam zu machen. Lieber aufmerksam bei einer Sache sein als bei drei verschiedenen, aber dafür nur so hal...

Coole Kids

 "Was gut ist an der Oberstufe, ist, dass es keine Gruppen mehr gibt. Da ist man drüber hinaus. Die Leute verstehen sich untereinander einfach", resümierte meine Schwester als Prä-Abiturientin. Ich, drei Jahre jünger und bis zum Hals drin in der Schlammschlacht um das Prädikat "Cool" bzw. sein absolutes Gegenteil "Uncool", atmete auf. Es gab Hoffnung. Diese Rangkämpfe würden also irgendwann aufhören. Dachte ich. 13 Jahre später warte ich immer noch auf diesen Moment. Die Schulklassen haben wir zwar hinter uns gelassen, die Rangordnungen jedoch nicht. Offiziell sind wir alle total gleichberechtigt, -rangig und -viel wert. Aber machen wir uns nichts vor: Zwischen den Zeilen, im Subtext (und das ist ja schließlich die Ebene, die meine Stellung als Person bestimmt), (zer-) reiben wir uns noch immer darum, wer der/die Coolste ist. Tut nicht so, als sei es nicht so. Spätestens wenn man nicht zu Party X oder Katerfrühstück Z eingeladen wird, ist alles klar. Nicht...