Direkt zum Hauptbereich

Ciao Bella


 "Davon geht die Welt nicht unter" ist eine meiner Lieblingsweisheiten. (Jedenfalls komme ich mir immer weise vor, wenn ich sie in allen passenden und unpassenden Situationen von mir gebe. Von weise ist es aber auch nur ein kleiner Schritt zu altklug.) Die Wahrheit ist: Die Welt dreht sich weiter - ob mit oder ohne mich. Was vor mir da war, wird wahrscheinlich auch nach mir noch da sein (von Ausnahmen wie der Mauer oder ICQ mal abgesehen). Das ist ganz schön hart zu verdauen, finde ich. 

Vor Augen wurde mir das eben wieder geführt, als ich nach langen Jahren mal wieder durch meine Herzensstadt Freiburg spazierte. Vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert, ich kenne kaum noch Menschen hier und was sich nicht verändert hat, ist mir trotzdem irgendwie fremd. Meine Herzensstadt ist inzwischen eben die Herzensstadt vieler Anderer geworden. Generativität nennt man das wohl. Meine Aufgabe ist nun, loszulassen und dieses wunderschöne Eckchen Erde an die nächste Generation abzugeben. Platz zu machen. Die Begegnungen und Erlebnisse, die für mich die Zeit hier prägten, sind nun Erinnerungen. Ich gehöre nicht mehr hierher. Aber wohin dann? 

Verlorene Liebe

Nach Jena? So wie die Schokoschicht im Prinzenkeks ist das nur eine Seite des Euros. Der Keks: All die Orte, an denen ich war und noch sein werde und auch die, an die ich mich beim Lesen eines Textes, beim Hören eines Liedes, beim Schauen einer Doku (Berlin, Berlin, du frivole Lüstnerin!) hinträume. Jena beherbergt viele Menschen und ich viele Orte. Manchmal sehne ich mich nach so etwas wie Heimat. Aber ich weiß: Wenn ich die hätte - so ein Dorf mit einem Brunnen, in dem ich jeden kenne, meinen Stammtisch, meinen Garten und meinen Musikverein hätte -, würde ich mich vermutlich nach Veränderung sehnen, nach "der Stadt" und "dem jungen Leben" (haha, als ob ich nicht jetzt gerade am Freitagabend mit Wärmflasche in einem Sessel sitze und mit der Müdigkeit kämpfe anstatt wild feiern zu gehen in den verheißungsvollen Gassen Freiburgs). Also: Wie mans macht, isches it reacht. Oder: Das Gras ist immer weniger gestreckt drüben. 

Wäre ich nicht so ein feiger Sandsack würde ich jetzt schon meine nächste Reise planen: Mit dem Zug nach Lyon, wandern, in Südfrankreich von einer Klippe springen und in einer Weinbar viel zu viel Sauvignon trinken. Oder zumindest ne Nacht ins Hostel nach Kleinengstingen. So träume ich von all diesen aufregenden Pflastern und male mir aus, wen ich dort so treffe. Immerhin bin ich unterwegs, wenn auch (vorerst) nur mental. Denn hier muss ich das Feld räumen. In meinem alten WG-Zimmer wohnt jetzt bestimmt irgendein anderer junger naiver Mensch, der beim Schwarzfahren erwischt und dem an der Dreisam das Herz gebrochen wird. Vielleicht bin ich doch ganz froh, dass diese Episode vorbei ist. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks. 

Kleine Alltagsamüsements

Putzig: wenn Menschen statt Umlauten die “einfache” Version der Vokale nutzen: Musli, Tschuss, mude, Kuche,... Funktioniert auch andersherum: drücken (statt drucken), Küss, Süppe,... nötig: dass Menschen verschiedener Berufsgruppen - vor allem bei einem Gefälle im sozialen Prestige/Status/Ansehen dieser Berufe - sich im Alltag begegnen und dieselben Orte aufsuchen. zB wenn auch Bauarbeiter:innen und Hausmeister:innen in der Uni-Cafeteria Kaffee trinken, selbige auch zur Betriebsversammlung des Forschungsinstitutes kommen oder Ärzt:innen und Krankenpfleger:innen zusammen ausgehen. drollig: wenn das Herrchen oder Frauchen den Vierpfoter eher über die Straße ziehen als anders herum. Gute Analogie für schlechte Führungskultur in Teams. irritierend: es klingelt an der Tür. Stimme an der Gegensprechanlage: “Kann ich mal kurz rein?” - Klar, aber - wer bist du? erfrischend: Grunzen. Könnte man viel öfter tun.

I LOVE travelling!

At times, all I can think of is holiday, going away, breaking out of the routine and seeing something completely different (okay, actually the places I'm going to then look fairly similar to my home town: middle sized towns with pittoresque houses, surrounded by green middle high hills, often crossed by a river). So much I longed for time away from everything. After three days into the trip, however, what I longed for most was home. Not because the holiday was so terrible. I didn't get bedbugs or a sunstroke and I wasn't robbed (all of which have happened recently, to me or people around me). I just didn't have any drive for activities anymore.  Impressive, but not for a mind that is already full What I probably really needed was not an exciting trip with lots of new impressions and little adventures, but a bed somewhere by a lake and a week of rain. To simply do nothing. Not the kind of doing nothing where you're stuck behind a screen, paralysed and restless. But t...