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Hingekritzelte Notizen

Hola und Servus, macht es euch gemütlich für eine weitere Portion Anekdötchen von über dem Ozean. Probe für den grossen Auftritt - manchmal nervenaufreibend DAS Event vergangene Woche: Die Tanzaufführung der Pimpfe. Nicht etwa in einer ranzigen Turnhalle, nein, im Kolisseum in Anwesenheit des örtlichen Fernseh- und Radiosenders hüpften die Minis umher. Was wochenlang mehr oder weniger erfolgreich geübt wurde, gipfelte in einer eindrucksvollen Show mit aufwendigen Kostümen und Frisuren. Der Star des Abends war Anton, der als Co-Vortänzer die Herzen der Zuschauer eroberte. Ich dagegen war völlig überfordert mit dem Anrichten und Verkaufen von Wackelpudding. Zu später Stunde entwickelte sich diese dunkelpinke Wabbelpampe zum knappen Gut, und ich wurde plötzlich von allen Seiten mit Befehlen angeschrien. Umso grösser die Freude, als uns danach eröffnet wurde, wir hätten nun eine Woche Ferien. Zurzeit finden nämlich Sportwettkämpfe in Comarapa statt, zu denen SchülerInnen des ganzen...

Dinge, die mich hier immer wieder wundern

-          Die Frisuren: Die Kinder kommen teilweise mit wunderschönen Flechtfrisuren, wie man sie in Deutschland im höchsten Fall zur Kommunion trägt, in den Kindergarten. Wer frisiert sie so aufwendig und woher kann er/sie das? -          Das Tanzen: Kann hier scheinbar jeder, muss im Blut liegen. Oder wie erklärt man sich sonst die fast gallertartige Beweglichkeit der bolivianischen Hüfte? -          Der Verkehr: Scheinbar völlig durcheinander brettern Autos und Micros durch die Strassen von Santa Cruz. Trotzdem wohnte ich noch nie einem Unfall bei. Wenn es Regeln gibt, so habe ich sie bisher noch nicht erkannt. -          Die frühe Mutterschaft: Mit Anfang zwanzig schon mehrere Flöhe in die Welt gesetzt zu haben, ist hier nicht ungewöhnlich. Über 200 Kinder im Alter von drei bis fünf in einem 7000-Einwohner-Do...

Das Kind

-          Ist zwischen vier und sechs Jahre alt und zwischen knie- und hüfthoch (gemessen am Carolinschen Bein) -          Spricht bzw. babbelt mittel- bis unverständliches Spanisch; Standardspruch: „X hat mich geschlagen“, wobei die kindliche Stimme zum Ende des Satzes stark ins Weinerliche abdriftet -          Verfügt über das energetische Niveau eines Elektrizitätswerkes, und zwar vom Krähen des Hahns bis zur Gutenachtgeschichte (und darüber hinaus) -          Stürzt, springt, rollt und boxt sich um sein Leben; stösst ihn sein Tischnachbar aber versehentlich beim Malen am Arm, bricht es in Tränen aus -          Sieht in Zahnpasta ein Genussmittel, weswegen es sich mit grosser Freude die leider sehr ungepflegten Beisserchen putzt und dabei das ein oder andere Gramm Zah...

Was labersch du?!

Zu eurer Erheiterung hier ein paar Versprecher und Missverstaendnisse: Chrissi: - beim Kuchenbacken- fragt nach einer Waage, benutzt die Worte "Gewicht" und "messen" -> bekommt erst eine Hantel, dann eine Personenwaage - will Popcorn kaufen. Richtig: Pipoka. Chrissis Version: Pipapoka Caro: - haelt "Remolacha" fuer Remoulade und fragt sich, ob man diese kochen kann...? Stellt sich als rote Beete heraus. - boleta ist kein Fleischbollen, sondern ein Passagierschein fuer den Bus. - Nagellack: Esmalte. Nicht dasselbe wie da Bier (Malta). - Der ultimative Hit hier: "El Perdon" von Nicky Jam und Enrique Iglesias. Original: Sie verlaesst ihn "sin duda" (ohne Zoegern). Caros Ohrsalat: "sin verdura" (ohne Gemuese). Hat also sogar die Karotten mitgenommen. - Chrissi und ich wollen Tee kaufen. Sagen wir auch so: Te. Werden nicht verstanden und fuer dumm erklaert. Naechster Schritt: Man bietet uns einen Beutel an. Juchee. -...

Feschtle oder koi Feschtle?

Rosa Kissen? Nein, ein radelnder Zuckerwatteverkaeufer Donnerstag, 24. September 2015. Vorsichtig tasten wir uns an die Santa Cruz’sche Plaza heran. Man weiß ja nie – wir rechnen mit umherzischenden Feuerwerkskörpern, wehenden Flaggen, marschierenden Marschkapellen, Konfetti und natürlich Menschenmassen. Heute ist schließlich der lang angekündigte, gigantomanoes zelebrierte Geburtstag von Santa Cruz. Als wir um die Ecke der Kathedrale biegen und uns auf die völlige Eskalation vorbereiten, schauen wir irritiert aus der Wäsche: Die Plaza ist so gut wie leer. Die übliche Cruceno-Touristen-Kombination strollt gelassen über den Platz – nichts mit Rambazamba. Das scheint vor allem merkwürdig, da halb Comarapa Kopf steht und den Tag mit Umzug und Kirmes feiert. Wir drei Mädels aus Comarapa haben uns für diesen Tag und das verlängerte Wochenende nach Tropic City begeben. Jetzt hocken wir da und suchen eine Bleibe für Wiebke, deren Übernachtungsgastgeberin kurzfristig abgesagt hatte. ...

Hardware

Wenn ihr bis hierhin immer mal wieder reingelesen habt – vielen Dank! Aber jetzt geht es ans Eingemachte: die Fakten. Neulich fiel mir auf, dass ihr bisher noch kaum Hintergrundinformationen bekommen habt, und dieses Informationsloch möchte ich alsbald zubetonieren. Daher hier erstmal die wichtigsten Fragen und meine individuell zusammengeschusterten Antworten. Was ist Bolivien? Kann man das essen? Nein. Zum Glück nicht, sonst wäre es ja irgendwann weg. - Bolivien ist das ehemals ärmste Land Südamerikas und grenzt an Peru, Chile, Argentinien, Paraguay und Brasilien. - Seit dem Salpeterkrieg hat das Land seinen Meereszugang an Chile verloren. Die Trauer und Wut auf die Chilenen sitzt noch immer tief in der bolivianischen Seele. Es gibt sogar den „Tag des Meeres“, an dem Trauermärsche in schwarzer Montur stattfinden. - Bolivien verfügt über große Erdgasvorkommen, die jedoch immer wieder von ausländischen Unternehmen ausgebeutet wurden. -  Präsident ist der linksliberal...

Immer wieder sonntags...

Ich werde euch jetzt etwas erzählen, was euer bisheriges Bild von Comarapa gründlich auf den Kopf stellen wird, da es in kompletten Kontrast zu dem steht, was ich in meinen vorherigen Blogs über diesen Fleck der Ruhe berichtet habe. In Comarapa kann der Bär steppen. Ich weiß, das klingt verrückt, und wer jetzt völlig verwirrt ist, darf auch gerne erstmal ein Gläschen auf den Schock trinken – aber seit Melli, Wiebke und Anton diesen Tempel der Verschlafenheit betreten haben, ist nichts mehr, wie es vorher war. Erste Pause mit Blick auf Comarapa und Umland Dinge, die sich verändert haben: Ich habe mich freiwillig in ein Gotteshaus begeben und der dort stattfindenden Messe beigewohnt. Glaubt es oder lasst es sein – es war schön. Vor allem der Jugendgottesdienst brachte eine viel gelassenere Botschaft rüber, als man das aus deutschen Weihrauchlokalitäten kennt. Der Sonntagsgottesdienst endete mir einer Prozession, bei der ein geschminktes Jesuskind auf ...