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(Kein) Platz für Fragen

Von A nach B, dann nach C, Route checken, weiter zu A.
Wir rennen im Kreis.

Schaue ich mir den Alltag meiner Mitmenschen an, so kommt mir das sogenannte moderne Leben manchmal vor wie ein makellos inszeniertes Schauspiel. Jeder hat seine Rolle, den ihm zugedachten Text, alle wissen Bescheid. Alle spielen mit. Ich auch?

Ich bin jetzt in dem Alter, in dem man sich qualifizieren sollte, sich ausbilden lassen, sinnvoll einen Stein auf den anderen setzen, um am Schluss etwas Vollständiges, Sinnvolles Respektables konstruiert, ja, (aus)gebildet zu haben. Ich scheue davor zurück, wie ein frisch geborenes Lamm stehe ich noch auf wackligen Beinen und habe Angst, loszulaufen. Arbeit, der Ernst des Lebens. Diesem Ernst will ich noch nicht in die Augen schauen. Verantwortung. Aber da ist noch etwas, was mir Bauchgrummeln bereitet.


Manches, was als Arbeit bezeichnet wird, wirkt auf mich wie Beschäftigungstherapie. Sortiere nach folgendem Schema etwas hier ein. Sortiere es morgen wieder aus. Verkaufe etwas und frage nicht, ob das jemand braucht. Nimm ein beliebiges Formular, schiebe ein paar Worte hin und her, et voilá - du hast etwas geschafft. Dein Tagewerk ist vollbracht. Zufrieden kannst du nach Hause gehen. Oder? Schließlich ist wieder ein Tag vorbei, einer weniger bis zur finalen Erlösung, nichts Schlimmes passiert. Ist das nicht ein Grund zu feiern? Oder warum heißt es sonst Feierabend?
Du schläfst ruhig, du bist sicher, denn alles geht seinen Gang. Dir kann nichts passieren. Du musst nicht jeden Tag überlegen: Was will ich heute machen? Du musst dich nicht fragen: Wo will ich in fünf Jahren sein und wer? Wie komme ich dorthin? Auch nicht: Wofür ist das gut, womit ich jeden Tag acht Stunden meiner (begrenzten) Lebenszeit verbringe? Dein Lohnzettel, die Erleichterung, nicht in der Schlange vor dem Job Center zu stehen und eine Antwort zu haben, wenn man dich fragt: "Was machst du?", das reicht doch.
Keiner sagt, dass dein Leben einfach ist, und ja, manchmal willst du alles hinschmeißen. Du hast dir das alles schließlich auch nicht ausgesucht.

Oder?

Was, wenn alles anders wäre? Du jeden Tag neu entscheiden könntest? Du dir jeden Tag alles, was du brauchst, um glücklich zu sein, einfach holen könntest? Ein Spaziergang zwischen Rapsfeldern. Ein warmes Bad. Stundenlang auf dem Boden liegen und Musik hören. Nein, das ist für nichts gut, aber doch so schön. Ja, das sind Tagträume und Hirngespinste.
Werd' erwachsen, sagen sie. Wenn du mal so alt bist wie ich, wirst du verstehen, sagen sie.

Davor habe ich Angst.

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Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.