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In die Vollen


Gewohnheit - einer der engsten Vertrauten des Menschen. Meist bemerkt man ihn erst, wenn er sich schon häuslich eingerichtet hat. Je nachdem, ob es sich um einen ungebetenen Gast - einen Eindringling! - handelt oder eine nette Affäre, fühlt man sich mit ihm kuschelig bis schuldig. So hinterlistig wie er herein geschlichen kam, so mühsam bekommt man ihn wieder hinaus bugsiert. Ein hartnäckiger Zeitgenosse.

Bisher hielt ich eine knackige Karotte für einen recht delikaten Snack. Unkompliziert, günstig und beständig in ihrer Qualität. Bis ich einen Finger ins Honigglas steckte. Warum spricht man davon, "Blut geleckt zu haben"? Wem schon mal ein Stück Schokolade auf der Zunge zerging, wird dieses Erlebnis sicherlich eindrücklicher im Gedächtnis behalten haben als das Blutgeschlotze. Das muss es sein, das süße Leben. Kartoffeln machen satt, Kakao glücklich.

Wie kann ich auf Drogenabhängige herabschauen, wenn Versuchung so schnell zur Sucht werden kann? Wer das bestreitet, hat noch nie Schokolade geschmeckt, Bier getrunken oder geküsst.


Ist es nicht das, was das Leben ausmacht? Lasst mich als armen Tropf auf dem Gullideckel enden. Nehmt mir alles, was landläufig als "Lebensstandard" bezeichnet wird. Solange liebe Menschen um mich sind und frische Luft meine Nasenlöcher und meinen Kopf weitet, kann ich leben. Nicht existieren. Leben.
Den Unterschied scheine ich erst jetzt zu begreifen. Nun kann ich mir in den Allerwertesten beißen, dass das so lange gedauert hat und die verlorene Zeit betrauern. Oder ich bin froh und dankbar, dass ich diese Lektion lernen und das Gegenteil der bitteren Pille, nämlich den Honig, kosten darf. Wenn das zur Gewohnheit wird, habe ich nichts dagegen. Bleib ruhig, Wonne.

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Freistrampeln

Wenn das Leben zur Ruhe kommt, nicht mehr nur fordert und Aufmerksamkeit verlangt und ständiges Probleme-Lösen, wird Raum frei. Der Kopf wird frei von Nöten, die drücken, zerren, reißen. Der Boden ist geebnet zum Entstehen von Neuem oder Wiederaufleben von Altem; der Blick öffnet sich für das, was um einen herum geschieht. Ich atme durch, erst vorsichtig, misstrauisch, so, als müsste ich erst testen, ob die Luft auch wirklich rein ist. Ob der Stille zu trauen ist oder sie nicht doch jäh durch einen Knall zerrissen wird. Dann hole ich tiefer Luft. Atem fließt ein, Atem strömt aus. Langsam, gleichmäßig, rhythmisch. Befreiung. Wieder Da-Sein statt immer etwas Hinterher Rennen. Die Hände wieder frei haben, um zu Handeln, statt nur zu Reagieren oder stumpf Auszuharren und zu Erdulden. Leben statt Warten. Jetzt. 

Immer mal was Neues

Neu anzufangen erfrischt beim zweiten oder dritten Mal noch fast genauso wie beim ersten. Warum mache ich es dann so selten? Weil es wie ein Sprung in den See ist: Nicht nur erfrischend, sondern auch bezitternd, einschüchternd, Überwindung kostend. Dann doch lieber das gute Alte, Bekannte. In unseren Routinen haben wir uns heimelig eingerichtet, fühlen uns sicher. Hat bisher geklappt, wird es also auch in Zukunft. Was neu ist, ist fremd, will erstmal vorsichtig begutachtet und überprüft werden. Schließlich kann es auch schief gehen, und wo landen wir dann? Offenes Ende.  Der Trugschluss dabei: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, mich entscheiden zu müssen, und mit der Wahl des Neuen zwangsläufig das Alte zu verlieren. Unwiederbringlich. Das ist aber seltenst der Fall. Weitaus häufiger können wir erstmal einen Zeh ins kalte Wasser halten und bei maximaler Abstoßung unmittelbar zurück in den Schutz des warmen weichen Handtuchs fliehen.  Trotzdem gibt es natürlich einige Tätigkeiten...
 This week's insights (so far): - Stress and worries are subjective perceptions. What you consider an easy task might be a tough challenge for me. Everyone has their own threshold for when things get too much or too difficult to handle.  - Coffee helps. Almost always. Except from when trying to fall asleep.  - Spending time with friends and family is nice, but when introverts don't get enough alone time, we can't enjoy others' company either. Fill your batteries first. There's no obligation to be sociable all the time. - Shitty days can get better. The next day at the latest.  Maybe not what spring looks like, but a hommage to the grandiosity of beds - Wrapping yourself in the soft coat of sleep can magically remove worries overnight.  - Spring hasn't come yet. So let's enjoy the last days of winter doing what we will be too busy to do during summer: Drinking tea, reading the newspaper, streaming videos and wearing woolen socks.